Wolfgang Leese ist ein Mann, den es nie in die Öffentlichkeit gedrängt hat. Vor elf Jahren übernahm er die Führung der Salzgitter AG, entwickelte das Unternehmen beinahe im Verborgenen zu einem starken, eigenständigen Konzern, der die Krise ohne Entlassungswelle gemeistert hat.

Dank einer sehr soliden Kapitalausstattung und einer breiten Aufstellung ist das Unternehmen bestens für die Zukunft gerüstet. So kann es investieren und ist unabhängiger von Konjunkturzyklen. Das freut nicht nur die Arbeitnehmer, sondern auch die Aktionäre. Der Aktienkurs hat sich seit Leeses Amtsantritt mehr als versiebenfacht.

Ein guter Zeitpunkt, den Stab weiterzugeben. Gestern verabschiedete sich Leese in den Ruhestand – lange geplant, von der Öffentlichkeit kaum bemerkt. Von Rummel und Geschrei hält er nichts.

Sein Nachfolger, Heinz Jörg Fuhrmann, denkt ähnlich. In all den Jahren haben sie gemeinsam im Salzgitter-Vorstand gearbeitet, seit vier Jahren war Fuhrmann als Finanzvorstand Leeses Stellvertreter. Er hat einen großen Anteil am Erfolg des Stahlkonzerns, kennt sich nicht nur in der Finanzwelt aus, sondern ist auch Ingenieur für Eisenhüttenkunde. Fuhrmann wird den mit Leese eingeschlagenen Kurs mit allem Ehrgeiz fortführen.

Öffentliches Schaulaufen wird es auch bei Fuhrmann nicht geben. Auf der Vorstandsetage wird eine symphatisch-altmodische Art der Zurückhaltung gepflegt. Dazu gehört auch und besonders, dass der Aktienkurs nicht der einzige Wert ist. Mitarbeiter-Bindung und sichere Arbeitsplätze sind keine Fremdworte, Mitbestimmung gilt als Chance, nicht als Last. Fuhrmann kann aus dem Stand beantworten, was für ihn Verantwortung bedeutet. Das klingt banal, ist es aber nicht. Versuchen Sie es selbst einmal.

Ganz so still wie um Leese wird es um Fuhrmann künftig allerdings nicht sein. Das hat er im Interview mit unserer Zeitung angedeutet. Der Manager hat eine Haltung, die er nicht verbirgt. Und er lebt – anders als Leese – in unserer Region. Sie kann Männer mit klaren Standpunkten und Verantwortungsgefühl gut gebrauchen.