Sie ist eine Touristenattraktion, beliebtes Fotomotiv und eine Augenweide für Nostalgiker: Die Brockenbahn. Am 15. September 1991 fuhr sie nach rund 30 Jahren Pause wieder auf den 1142 Meter hohen Harzgipfel und beendete die Ära der deutsch-deutschen Teilung und die Sperrung der Brockenkuppe.

Am Donnerstag schicken die Harzer Schmalspurbahnen (HSB) als heutiger Betreiber zwei Sonderzüge auf den Berg in Deutschlands nördlichstem Mittelgebirge und feiern mit Ehrengästen und vielen Besuchern die Wiederaufnahme des Zugverkehrs von Schierke zum Brocken. Die Fahrkarten für die Sonderfahrten waren im Nu ausverkauft.

Doch bevor am 15. September 1991 der erste Zug fahren konnte, musste gebaut werden. „Für die Sanierung der inzwischen marode gewordenen Strecke wurden damals 21 Millionen D-Mark veranschlagt“, sagte HSB-Sprecherin Heide Baumgärtner. Am 27. Mai 1991 erreichte der erste Arbeitszug den Brockenbahnhof, den ersten Spatenstich machte der damalige Wirtschaftsminister Sachsen-Anhalts, Horst Rehberger (FDP), am 17. Juni 1991. „Insgesamt wurden rund 5,4 Kilometer Gleise umgebaut und die Brücke am Eckerloch erneuert“, sagte Baumgärtner. Etwa ein Jahr zuvor - im Juni 1990 - seien Experten zur ersten Erkundungsfahrt zum Zustand der Brockenstrecke aufgebrochen.

„Die Menschen nahmen damals großen Anteil an jedem Schritt, der sich dort tat“, sagte Baumgärtner. „Bei der Jungfernfahrt sollen mehr als 30.000 Schaulustige die 14 Kilometer lange Strecke von Schierke zum Brocken gesäumt haben.“ Doch es habe nicht nur Befürworter gegeben. „Noch in den Nächten vor der Wiedereröffnung sägten Unbekannte ein 40 Zentimeter langes Gleisstück heraus und legten Steine auf die Schienen.“ Und trotzdem: Am 15. September 1991 eröffneten zwei Züge wieder die Bahnstrecke von Schierke zum Brocken.

„Einen fahrplanmäßigen Zugverkehr auf den Berg gibt es seit 1. Juli 1992“, sagte Baumgärtner. Bereits am 19. November 1991 hatte sich die HSB gegründet, seit 1. Februar 1993 betreibt das Unternehmen die Brocken-, Harzquer- und Selketalbahn. Jährlich nutzen den Angaben des Unternehmens zufolge mehr als 1,1 Millionen Fahrgäste aus aller Welt die Zugangebote. Auf dem mehr als 140 Kilometer langen Schmalspurstreckennetz fahren 25 historische Dampflokomotiven. dpa