Auf der Suche nach Rauschmitteln machen Drogenkonsumenten auch vor Blumenbeeten nicht Halt. Dabei haben sie es vor allem auf Hortensien abgesehen. Bei der Polizei in vielen Teilen Niedersachsens häufen sich seit einigen Wochen die Diebstahl-Anzeigen, so auch im Harzvorland.

Blumenfreunde lieben Hortensien wegen der Farbenpracht: Die Blüten leuchten rosa, weiß, rot oder blau. Die Hortensien-Liebhaber, die seit einigen Wochen Gärten in vielen Landesteilen heimsuchen, schätzen an den Pflanzen, die im 18. Jahrhundert den Weg aus dem Fernen Osten nach Europa gefunden haben, allerdings etwas ganz anderes: Die angeblich berauschende Wirkung. Die getrockneten Blätter und Blüten, aber auch die jungen Triebe werden als Marihuana-Ersatz getrocknet und geraucht.

Seit gut zehn Jahren beschäftigt sich die Polizei immer wieder mit Hortensien-Diebstählen. Dabei wurden nach Angaben des niedersächsischen Landeskriminalamtes (LKA) zum Beispiel in Brandenburg oder Schleswig-Holstein richtige Diebstahls-Serien registriert. In Niedersachsen sorgte 2009 eine Häufung von Fällen in Hann.Münden für Schlagzeilen. In diesem Jahr scheint es einen richtigen Hortensien-Boom in der Szene zu geben: Seit Mitte Februar melden Polizeistationen fast täglich weitere Diebstähle.

Betroffen sei vor allem der Großraum Hannover, sagte LKA-Sprecher Frank Federau. Nach Medienberichten haben Gartenbesitzer allein beim Polizeikommissariat Mellendorf innerhalb weniger Tage rund 60 Taten angezeigt. Auch im Landkreis Celle seien in den ersten Wochen des Jahres bei nächtlichen Streifzügen Hortensien regelrecht „abgeerntet“ worden, berichteten die Ermittler. Ähnliche Meldungen gab es auch aus dem Nordwesten des Landes, etwa aus dem Raum Wilhelmshaven, aus Hude bei Delmenhorst oder dem Kreis Verden. Auch im Harzvorland schlugen Hortensien-Diebe zu. Alleine die Polizei Langelsheim registrierte fünf Taten.

Die Ermittler gehen davon aus, dass nicht nur die getrockneten Blätter und Blüten der Hortensien, sondern auch die jetzt sprießenden jungen Triebe getrocknet und dann geraucht werden. Sie sollen eine ähnliche Wirkung erzeugen wie Haschisch oder Marihuana.

Den Dieben sei möglicherweise aber überhaupt nicht klar, in welche Gefahr sie sich begeben, wenn sie die Hortensien als Drogen missbrauchen, sagte LKA-Sprecher Frank Federau. Fachleute warnen nicht nur vor Schwindel, Beklemmungszuständen und zentralnervösen Störungen. Beim Rauchen könne zudem hochgiftige Blausäure freigesetzt werden.

Juristisch müssen die Hortensien-Konsumenten - abgesehen von den Folgen eines Diebstahls - keine Konsequenzen fürchten: Die Stoffe der Pflanze sind nicht im Betäubungsmittelgesetz erfasst. Der Verkauf oder der Handel ihrer Blüten und Blätter ist deshalb nicht strafbar. dpa