Die Bundesanwaltschaft hat einen mutmaßlichen Komplizen des Neonazi-Trios festgenommen, das für die Döner-Mordserie verantwortlich sein soll. Zudem sei die Wohnung des 37-Jährigen aus der Nähe von Hannover durchsucht worden, hieß es in einer Mitteilung vom Sonntag. Niedersachsens Innenminister Schünemann fordert nun, den Kampf gegen Neonazis neu zu organisieren.

Der Mann werde dringend verdächtigt, Mitglied der terroristischen Vereinigung „Nationalsozialistischer Untergrund“ zu sein. Auch die mögliche Tatbeteiligung des Beschuldigten an den Morden werde untersucht, hieß es.

Die Bundesanwaltschaft war zunächst davon ausgegangen, dass die Mordserie auf das Konto von nur drei NSU-Mitgliedern geht. Das Trio war zuletzt in einer Wohnung im sächsischen Zwickau untergeschlüpft. Zwei Männer wurden inzwischen tot in einem Wohnwagen in Eisenach gefunden, eine tatverdächtige Frau wurde festgenommen.

Laut Bundesanwaltschaft stand der nun festgenommene Mann seit Ende der 90er Jahre mit den anderen drei Tatverdächtigen in Kontakt. Er soll dem Trio 2007 seinen Führerschein und vor etwa vier Monaten seinen Reisepass zur Verfügung gestellt haben. Zudem soll er mehrfach Wohnmobile für die Gruppierung angemietet haben. Eines der Fahrzeuge soll bei dem Mordanschlag auf eine Heilbronner Polizisten genutzt worden sein.

Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann (CDU) hat nun gefordert, den Kampf gegen Neonazis neu zu organisieren. Die jüngsten Erkenntnisse über die Anschläge auf Dönerbuden-Besitzer seien Anlass genug, alles auf den Prüfstand zu stellen, was den Kampf gegen Neonazis betreffe, sagte der Minister der „Welt am Sonntag“.

Der CDU-Politiker sprach sich unter anderem dafür aus, ein Terrorabwehrzentrum für den Rechts- und Linksextremismus einzurichten. Außerdem müssten die Durchsuchungen in der rechtsextremen Szene verstärkt werden, um Waffen und Sprengstoff aufzuspüren. Ein gemeinsames Analysezentrum von Verfassungsschutz und Polizei, wie es dies in Niedersachsen bereits gebe, könne auch für andere Bundesländer Sinn machen, schlug Schünemann vor.

Nachdem die Taten der Zwickauer Zelle jahrelang nicht aufgeklärt worden seien, müsse auch untersucht werden, wie gut der Austausch zwischen Polizei und Verfassungsschutz funktioniere. „Das ist eine besonders brutale Form von Rechtsterrorismus, wie wir ihn seit Jahrzehnten in Deutschland nicht hatten“, erklärte der Minister. Die Taten der Zwickauer Zelle seien eindeutig rassistisch motiviert gewesen. „Sie hat gemordet, um extremistischen Ideologien zum Sieg zu verhelfen“, sagte Schünemann. dpa