Der künftige SPD-Generalsekretär aus Peine: Als 15-Jähriger auf Entdeckungstour durch die Bonner Ministerien

Nicht einmal Sigrid Heil ist mit ihren Glückwünschen zum Geburtstag gestern früh durchgekommen. Ihr Sohn hatte das Handy ausgeschaltet in weiser Vorahnung, dass es ohnehin dauerklingeln würde. Zu viele wollten wissen: "Wer eigentlich ist Hubertus Heil?" Der designierte SPD-Chef Matthias Platzeck hatte der Republik ein Rätsel aufgegeben mit der Nominierung des Generalsekretärs seines Vertrauens.

Der hatte schon als 15-Jähriger keine Scheu vor der ganz großen Politik. Gemeinsam mit seinem Klassenkameraden Dirk Heuer, dem späteren Landesvorsitzenden der Schüler-Union, organisierte er in den Herbstferien 1987 auf eigene Faust eine Reise ins politische Bonn. Gemeinsam klapperte das ungleiche Duo damals Ministerium für Ministerium ab, ließ sich die Instrumente der Macht vorführen.

Der Start in eine geradlinige Politkarriere, die den seit gestern 33-Jährigen direkt an die Schalthebel der Sozialdemokratie führte. Deren Grundsätze vertrat Heil schon als Funktionär der Peiner Jungsozialisten leidenschaftlich. Und im Politikunterricht am Peiner Silberkamp-Gymnasium, an dem er 1992 sein Abitur baute. "Das waren in den Schulstunden immer befruchtende und lehrreiche Debatten mit einem solch schlagfertigen Gegner – wohl nicht immer zur Freude all unserer Mitschüler", erinnert sich Dirk Heuer, der heute Vorsitzender des Evangelischen Arbeitskreises in der Peiner CDU ist. Die Rhetorik war schon damals Heils wirkungsvollste politische Waffe.

Für Berufsschulpastor Heuer war schon früh klar, dass "der Hubertus eine große politische Begabung und die Eignung zu einer solchen Karriere besitzt". Heuer bewundert den Mut und das Selbstbewusstsein, mit 33 Jahren sich einer solch risikobehafteten Herausforderung zu stellen.

Trotz politischer Differenzen, Heuer und Heil hielten Kontakt, "weil wir uns persönlich schätzen". Im Juli 2002 traute der Geistliche seinen Schulfreund und die aus Mönchengladbach stammende Juristin Solveig Orlowski. In Potsdam. Die Festrede im Standesamt hatte ein anderer Freund der Familie gehalten. Matthias Platzeck.

Seit Heil 1993 sein Politik-Studium in der Landeshauptstadt Brandenburgs aufgenommen hatte, pflegte er die Nähe zur dortigen SPD, war für Partei und Landtagsfraktion tätig. Zum heutigen Ministerpräsidenten entwickelte sich eine enge Freundschaft. Mit hoher Wertschätzung und gegenseitigem Nutzen, wie sich jetzt herausstellte.

Mutter Sigrid ist sicher, auch als Organisator der Macht werde ihr Sohn Bodenhaftung bewahren. "Er ist sehr in die Familie eingebettet", erzählt sie. Und dass der von ihr geschmückte Geburtstagstisch gestern in Heils Wohnung in einem Hochhaus in der Peiner Innenstadt unbeachtet blieb, nimmt sie ihm an einem solch ereignisreichen Tag auch nicht krumm.