Kurs fällt
Stuttgart/Hannover (dpa) - Porsche hat auf den extremen
Höhenflug der VW-Aktie reagiert und am Mittwoch einige Optionen auf Papiere von
Europas größtem Autobauer verkauft. Damit sollten weitere Kursturbulenzen
vermieden werden, teilte der Sportwagenhersteller mit. Der Umfang der Verkäufe
sei „gering“ gewesen, sagte ein Porsche- Sprecher. Es war unklar, wie viele
Optionen Porsche auflöste und ob das Unternehmen dabei - wie angesichts des
aktuellen Kursniveaus zu erwarten wäre - Gewinne einstreichen konnte. Der Kurs
der VW-Aktie brach bis zum Nachmittag um mehr als 40 Prozent auf 552,00 Euro
ein. Am Dienstag hatte die Aktie zeitweise exorbitante 1000 Euro gekostet. VW
war damit das teuerste Unternehmen der Welt.
Ausgelöst hatten den Höhenflug misslungene Spekulationsgeschäfte. Händler, die geliehe VW-Aktie in Hoffnung auf sinkende Kurse verkauft hatten, waren am Wochenende von einer Aufstockung der Anteile und Optionen von Porsche überrascht worden. Dadurch waren am Montag plötzlich weniger VW-Aktien im Markt frei als die Händler zur Rückgabe an die Leihgeber zurückkaufen mussten. Die Folge war eine panische Jagd auf die Volkswagen-Papiere.
Porsche kündigte an, je nach Marktlage Kurssicherungsgeschäfte (Optionen) in Höhe von bis zu fünf Prozent der VW-Stammaktien auflösen zu wollen. „Wir wollen erreichen, dass sich die Kursentwicklung von Volkswagen wieder normalen Größen annähert“, sagte der Porsche-Sprecher. Dem Unternehmen gehe es nicht darum, mit der Auflösung Geld zu machen. Der Sprecher räumte aber ein, dass man natürlich Geld dafür bekomme, wenn man Optionen verkaufe. Eine solche Aktion solle aber vermutlich nicht wiederholt werden. „Das ist eine einmalige Maßnahme.“ Das Land Niedersachsen, mit gut 20 Prozent zweitgrößter VW-Aktionär, hält an seiner Beteiligung fest.
„Wir sind daran interessiert, möglichst wenig aufzulösen“, sagte der Porsche-Sprecher. „Wir verkaufen keine Stammaktien, nur Optionen.“ Schließlich peile der Sportwagenbauer unverändert an, 2009 seinen Anteil an Europas größtem Autobauer auf 75 Prozent zu erhöhen. Daher sei weiter geplant, VW-Stammaktien an der Börse oder außerbörslich „zu wirtschaftlich vertretbaren Preisen“ zu kaufen.
Porsche wies jegliche Verantwortung für die Marktverwerfungen zurück: Das Unternehmen sei während dieser Kursbewegungen nicht im Markt aktiv gewesen und habe die kapitalmarktrechtlichen Vorschriften zu jeder Zeit beachtet.
Die Stuttgarter hatten am Wochenende bekanntgeben, ihren Anteil an VW auf 42,6 Prozent erhöht zu haben und zusätzlich 31,5 Prozent in Form von Optionen zur Kurssicherung zu halten. Der Schritt, Teile davon wieder aufzulösen, erhöht den Streubesitz der Wolfsburger wieder etwas. Optionen geben das Recht, in der Zukunft Aktien zu einem bestimmten Kurs zu erwerben.
Der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) lehnte im
ARD-Morgenmagazin einen Verkauf von Landesanteilen erneut ab. Verkäufe würden
die VW-Aktie zum Absturz bringen, sagte Wulff. Im übrigen halte das Land seinen
Anteil nicht, um Gewinne zu machen, sondern aus strategischen Gründen, weil VW
von überragender Bedeutung für Niedersachsen sei. Der wirtschaftspolitische
Sprecher der FDP im Bundestag, Rainer Brüderle, hatte den VW-Großaktionär
Niedersachsen aufgefordert, Volkswagen-Aktien zu verkaufen. VW-Betriebsratschef
Bernd Osterloh nannte Brüderles Vorschlag kurzsichtig und unsinnig.
„Niedersachsen kennt die Bedeutung von Volkswagen für das Land. Und Volkswagen
ist und bleibt ein Stück Niedersachsen.“
Die Deutsche Börse reagierte in der
Nacht zum Mittwoch auf die Kurskapriolen und senkte den Anteil der
Volkswagen-Aktie bei der DAX- Berechnung. Die Volkswagen-Stammaktien sollen zu
Handelsbeginn am Montag maximal ein Gewicht von zehn Prozent haben. In den
vergangenen beiden Tagen hatte das VW-Kursplus den DAX zeitweise um mehr als
zehn Prozent hochgetrieben, obwohl fast alle anderen Aktien Kursverluste
verbuchten.