Birgit Dörges und Jürgen Heucke aus dem Kreis Wolfenbüttel haben 20 Jahre in der australischen Wüste gelebt

LUCKLUM. Teufel, Elvis, 007 und Krummnase haben etwas gemeinsam: Sie haben einen Höcker und leben im australischen Outback. Es handelt sich um Dromedare – die ungewöhnlichen Spitznamen haben ihnen Birgit Dörges und Jürgen Heucke aus Lucklum verpasst.

Die beiden promovierten Biologen aus dem Kreis Wolfenbüttel reden von Teufel, Krummnase und Co. wie von alten Bekannten. Sind sie irgendwie ja auch. Immerhin hat das Paar 20 Jahre lang das Verhalten der wild lebenden, einhöckrigen Kamele in Australien erforscht.

Mitten in der australischen Wüste haben die beiden 70 Kilometer Zaun gezogen und sich ein Basiscamp aufgebaut. Ein englisches Bett mit Moskitonetz diente als Schlafzimmer, eine Feuerstelle samt Schrank und Tisch bildete die "Einbauküche", wie Jürgen Heucke es formuliert. "Camelot" nannten sie ihr provisorisches Wüsten-Camp.

Eigentlich hatten der 60-Jährige und seine Frau nur für zwei bis drei Jahre für eine Pilotstudie in Australien forschen wollen. Doch die Kamele, über deren soziales Verhalten in Freiheit zu diesem Zeitpunkt kaum etwas bekannt war, faszinierten sie derart, dass sie blieben. Alle Strapazen nahmen sie dafür in Kauf: "Wir hatten kein fließend Wasser, keinen Strom – und zum Einkaufen mussten wir 360 Kilometer bis nach Alice Springs fahren", erzählt Jürgen Heucke.

Und wie verbrachten sie die Feiertage im Outback? Birgit Dörges lacht: "In einem der ersten Jahre haben wir eine Ente gekauft und gebraten. Aber bei 45 Grad im Schatten hatten wir gar keinen Appetit darauf." Im Folgejahr gab es keine Ente. Stattdessen wanderten die beiden mit einer Flasche Sekt zu ihrer Lieblingsdüne. "Wir wollten den Sonnenuntergang beobachten und dazu mit Sekt anstoßen." Doch auch daraus wurde nichts – der Sekt war schon leer, als die Sonne noch hoch am Himmel stand. "Sonst wäre er zu warm geworden", sagt die 49-Jährige entschuldigend. Zu Weihnachten hätten sie versucht, stets etwas Besonderes zu unternehmen – wenn auch ohne Christbaum und Ente. Ansonsten war ihr Alltag geprägt von mühsamen Arbeiten wie Holz hacken, Schotterpisten anlegen – und natürlich dem Beobachten der Kamele. "Die wilden Kamele vermehren sich in Australien rasend schnell." Das Outback mit seiner Pflanzenvielfalt sei für sie im Vergleich zu den arabischen Wüsten das wahre Paradies.

Das Biologen-Paar zählt heute zu den bekanntesten Kamelforschern weltweit. Vor drei Jahren sind die beiden nach Deutschland zurückgekehrt, in ihre Wohnung im Rittergut Lucklum. "Plötzlich hatten wir wieder eine Waschmaschine, eine Kaffeemaschine und eine heiße Dusche. Nach 20 Jahren in der Wüste weiß man diesen Luxus wirklich zu schätzen", beteuert Birgit Dörges. Zu Hause werten sie die vielen Daten und Aufzeichnungen aus, die sie gesammelt haben. Und Birgit Dörges möchte ihre Tagebuch-Einträge nutzen, um ein Buch zu schreiben.

An Krummnase, Elvis und die rund 400 anderen Kamele von "Camelot" denken sie gerne zurück – aber nochmal wollen sie nicht in die Wüste ziehen. "Das Kapitel ist abgeschlossen", sagen beide.

STICHWORT: Kamele in Australien

Die ersten Dromedare – einhöckrige Kamele – wurden vor gut 150 Jahren als Lasttiere nach Australien verschifft. Sie spielten eine wichtige Rolle bei der Entwicklung der Infrastruktur und der Erforschung des Hinterlandes.

Als die Kamele durch Eisenbahn und Autos abkömmlich wurden, hat man viele von ihnen frei gelassen. Heute leben verwilderte Dromedare in großer Zahl in den australischen Wüsten und bilden die einzige bekannte Population verwilderter Kamele der Welt. Schätzungen zufolge bevölkern mehr als eine Million Dromedare den australischen Kontinent.

Quelle: http://alpaka-universum.de