Berlin. Der Heizungsbauer Viessmann verkauft seine Klimasparte einschließlich der Wärmepumpen an einen US-Konkurrenten. Das bereitet Sorgen.

Der nordhessische Heizungsbauer Viessmann verkauft seine Klimasparte einschließlich der lukrativen Wärmepumpen an den US-Konkurrenten Carrier Global. Im Gegenzug übernimmt die verbleibende Viessmann-Gruppe ein Aktienpaket und wird nach eigenen Angaben vom späten Dienstagabend einer der größten Anteilseigner des US-Konzerns.

Teilverkauf soll schnelleres Wachstum möglich machen

Das 1917 gegründete Familienunternehmen Viessmann gehört mit rund 14.500 Beschäftigten zu den Gewinnern der Klimawende insbesondere im Gebäudebereich. Im vergangenen Jahr steigerte das Unternehmen seinen Umsatz um 19 Prozent auf den Rekordwert von vier Milliarden Euro. Entscheidender Treiber war das Wachstum bei Wärmepumpen, die nach den politischen Vorgaben schnell Gas- und Ölheizungen ablösen sollen.

Viessmann hatte im Mai 2022 Investitionen von rund einer Milliarde Euro in diesem Bereich bekanntgegeben. Unter anderem wird gerade eine Fabrik in Polen gebaut. Auch Konkurrenten wie Bosch, Vaillant oder Stiebel-Eltron haben große Investitionen angekündigt.

Mit Teilverkauf gegen Aktien und Barmittel geht das Kerngeschäft des regional aufgestellten Unternehmens im Carrier-Konzern auf und erlangt deutlich höhere Kapitalkraft erlangen. Schnelleres Wachstum würde möglich, hieß es in Unternehmenskreisen am Dienstag. Letztlich zähle im globalen Wettbewerb irgendwann nur noch Größe und Stückzahl.

Eine Wärmepumpe der Marke Viessmann steht im Garten eines Einfamilienhauses.
Eine Wärmepumpe der Marke Viessmann steht im Garten eines Einfamilienhauses. © IMAGO / Kirchner-Media

Wämepumpen: Die Konkurrenz ist groß

Hier sehen Experten die asiatischen Anbieter von Klimaanlagen im Vorteil, die mit Wärmepumpen in weiten Teilen bauähnlich sind und seit Jahrzehnten in extrem hohen Stückzahlen gebaut werden. Bekannte Anbieter sind Daikin, Mitsubishi (beide Japan), Midea (China) oder Samsung (Korea). In Deutschland fehlt ihnen bislang noch der Marktzugang über die Installateure. Der Unternehmenssitz von Viessmann soll dem Vernehmen nach auch bei einer Übernahme in Allendorf an der Eder bleiben.

So funktionieren Wärmepumpen

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    Das Unternehmen Carrier aus dem US-Staat Florida gilt als Erfinder der modernen Klimaanlage und wurde 1902 gegründet. Der Konzern beschäftigt 52.000 Menschen und erlöste im vergangenen Jahr 20,4 Milliarden Dollar. 60 Prozent des Umsatzes entfielen auf Nord- und Südamerika. Das Unternehmen verfügt in Europa über drei Produktionsstätten in Frankreich und Spanien. 2004 hatten die Amerikaner die Kältetechnik der damaligen Linde AG übernommen, später aber die Fertigung in Deutschland eingestellt.

    Die Gründerfamilie Viessmann hatte sich zuletzt aus der operativen Steuerung des Bereichs Klimalösungen zurückgezogen und auf die Führung der Viessmann-Unternehmensgruppe konzentriert. Hierzu gehören noch Kältelösungen, Beteiligungen, Immobilien sowie Stiftungen und eine Digitalsparte, die alle nicht von dem geplanten Verkauf betroffen sein sollen.

    Viessmann: Politik in Sorge über Verkauf

    In Berlin löste schon die Nachricht über den möglichen Verkauf Sorgen aus. Der energiepolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Michael Kruse, sieht ein starkes Indiz, dass deutsche Technologie-Unternehmen "aufgrund der unzulänglichen Standortpolitik seitens des Wirtschaftsministers massiv unter Druck" stünden. Weitere Anbieter könnten zu Übernahmekandidaten werden. Robert Habeck (Grüne) müsse sich daran erinnern, dass er auch Wirtschaftsminister sei, sagte FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai dem "Handelsblatt". Dem Wirtschaftsstandort Deutschland sei nicht geholfen, wenn man obendrein noch von chinesischen Wärmepumpen abhängig werde.

    Die CDU-Politikerin Julia Klöckner bezeichnete es als "schade", dass ein wichtiger und zukunftsträchtiger Technologiebereich in US-Hand übergehe. Ein möglicher Verkauf sei aber eine freie unternehmerische Entscheidung. Zudem brauche es angesichts weiterer ausländischer Investoren auf dem Heizungsmarkt starke Partnerschaften.