Berlin. . Im Gardasee fehlt Wasser. Satellitenbilder belegen: Eine Dürre droht. Experten sehen in der Entwicklung ein Vorzeichen des Klimawandels.

  • Ein beliebtestes Ferienziel in Italien ist der Gardasee.
  • Doch die Touristen sind schockiert: Über Trockenheit und Wasserknappheit.
  • Die Landwirtschaft schlägt Alarm.
  • Experten verweisen auf den KIimawandel.

Der Wetterbericht – irgendwie unpässlich. Für Samstag sind 22 Grad vorausgesagt. Sonne satt. Für Anfang nächste Woche lesen sich die Vorhersagen schon vielversprechender: Mehrere Regentage. In der norditalienischen Region sehnen die Menschen Wasser herbei – möglichst viel Regen.

Nach Angaben der örtlichen Behörden, der Comunità del Garda, liegt der Wasserstand bei über 46 Zentimeter, halb so viel wie vor einem Jahr. Da waren es zur gleichen Zeit 99 Zentimeter. Noch nie seit Messbeginn lag der Wasserstand so tief um diese Jahreszeit wie aktuell. Satellitenbilder belegen die bedenkliche Entwicklung.

Gardasee leidet unter niedrigen Wasserständen: Satellitenbild zeigt ihn im Juni 2022 (l) und im März 2023.
Gardasee leidet unter niedrigen Wasserständen: Satellitenbild zeigt ihn im Juni 2022 (l) und im März 2023. © dpa

Schon vor einem Jahr war der Blick auf den bei Touristen beliebten See irritierend: Boote sitzen auf dem Trockenen, Sandbänke und Felsformationen liegen frei. Wo soll das nur enden? Der Sommer kommt doch erst noch. Es ist kein rein italienisches Phänomen, auch für Spanien-Touristen sind die Urlaubsaussichten dürre.

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Die Urlauber sind vielleicht schockiert, sie erkennen "ihren" Gardasee nicht wieder. Existenzbedrohend ist die Situation hingegen für die Bauern. Der italienische Landwirtschaftsverband Coldiretti erklärte, die Lage sei "schlimmer als im letzten Jahr“. Der Schweizer Klimaexperte David Volken sah in "extremwetter.tv" ein klares "Zeichen des Klimawandels“.

Gardasee: Insel jetzt locker zu Fuß erreichbar

Nicht zu übersehen ist die Entwicklung auf der Insel San Biagio. Ein Landstreifen hat sich zwischen Insel und Festland gebildet. Man kann die Insel locker zu Fuß erreichen. Schuhe ausziehen, Hose hochkrempeln. Genau das tun viele Italien-Touristen.

Ein Streifen Land hat sich zwischen Festland und der Insel San Biagio im Gardasee gebildet.
Ein Streifen Land hat sich zwischen Festland und der Insel San Biagio im Gardasee gebildet. © dpa

Überraschend ist die Entwicklung nicht. Bereits im Winter hatten Fachleute vor extremer Trockenheit gewarnt. Am Wassermangel sind nicht nur Dürre und letztlich der Klimawandel Schuld. Die Probleme sind teils hausgemacht: Zu wenig Regenwassersammelbecken, Lecks in Wasserleitungen.

Natürlich führt auch der Po zu wenig Wasser. Ein paar Regentage werden am größten Fluss Italiens nichts ändern. Der Generalsekretär der Po-Behörde, Alessandro Bratti, mahnt, "heute zeigen uns die Vorhersagen der Modelle und alle gesammelten Daten eine besorgniserregende Situation auf“. Die Italiener müssen Wasser sparen.

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Dürre Urlaubsaussichten? Nicht unbedingt.

Dem Tourismus tat das bisher keinen Abbruch. Seit drei Jahren verzeichnet die Region einen starken Tourismuszuwachs. Schon 2022 waren Ferienhäuser, Hotels und Campingplätze ausgebucht. Alle müssen sich allerdings anpassen, nicht zuletzt die Gäste:

  • Eltern können ihre Kinder nicht mehr unbeschwert von Stegen ins Wasser hüpfen lassen. Zu groß ist die Verletzungsgefahr.
  • Es kommen Felsen zum Vorschein, auf denen man sich sonnen kann – zum Leidwesen der Vermieter von Liegestühlen und Sonnenschirmen.
  • Viele Boote können nicht mehr fahren. Sie werden durch Katamarane ersetzt, die einen geringeren Tiefgang haben.

Erst in der vergangenen Woche hatte die Regierung in Rom ein Dekret mit weitreichenden Maßnahmen im Kampf gegen die Trockenheit verabschiedet. Nicht zuletzt will sie Mittel bereitstellen, um marode Wasserleitungen zu erneuern. (san)