Berlin. Heute tritt Angela Merkel endgültig ab – und Olaf Scholz wird wohl zum nächsten Bundeskanzler gewählt. So funktioniert die Wahl im Bundestag.

  • Alle vier Jahre wird in Deutschland ein neuer Bundestag gewählt
  • An der darauffolgenden Wahl des Bundeskanzlers oder der Bundeskanzlerin sind die Bürgerinnen und Bürger aber nur indirekt beteiligt
  • Wir erklären, wie die Wahl funktioniert, wenn kommende Woche Angela Merkel ausscheidet und Olaf Scholz ihr Amt übernimmt

16 Jahre lang war Angela Merkel Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland. In der kommenden Woche, am 8. Dezember, soll diese Ära mit der Wahl von Olaf Scholz zu ihrem Nachfolger enden. Scholz hatte bei der Bundestagswahl mit seiner SPD den Wahlsieg geholt – und bildet nun mit den Grünen und der FDP die sogenannte Ampel-Koalition.

Mit der Wahl zum Bundeskanzler steht Scholz nun der wohl wichtigste Tag in seiner bisherigen politischen Karriere bevor. Doch wer genau wählt den Bundeskanzler eigentlich? Und was genau sind seine Aufgaben? Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.

Am kommenden Mittwoch soll Olaf Scholz zum Bundeskanzler gewählt werden. Die Amtszeit von Angela Merkel endet damit nach 16 Jahren.
Am kommenden Mittwoch soll Olaf Scholz zum Bundeskanzler gewählt werden. Die Amtszeit von Angela Merkel endet damit nach 16 Jahren. © John Macdougall/AFP-Pool/dpa

Wer kann Bundeskanzler oder Bundeskanzlerin werden?

Jeder der volljährig ist und die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt, kann Kanzler oder Kanzlerin werden. Ein Mandat als Bundestagsabgeordneter ist nicht nötig. So war Kurt Georg Kiesinger (CDU) als bisher einziger Bundeskanzler bei seiner Wahl nicht Mitglied des Deutschen Bundestages.

Auch eine Mitgliedschaft in einer politischen Partei ist keine zwingende Voraussetzung, um Bundeskanzler zu werden. Da die Parteien jedoch Kandidaten oder Kandidatinnen aufstellen, ist eine Wahl ohne den Rückhalt in den Fraktionen quasi ausgeschlossen.

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Was sind die Aufgaben des Bundeskanzlers?

Die Kanzlerin oder der Kanzler ist zu Beginn seiner oder ihrer Amtszeit für die Regierungsfindung, also die Bildung einer Regierung, verantwortlich. Dafür schlägt der Kanzler dem Bundespräsidenten Kandidaten und Kandidatinnen für die Posten der Ministerämter vor. Der Bundespräsident ernennt dann diese Minister und Ministerinnen. Diese bilden dann das Bundeskabinett. Dessen Leitung und Vorsitz ist ebenfalls eine Aufgabe der Kanzlerin oder des Kanzlers.

Adenauer bis Merkel: Die Kanzler der BRD

Konrad Adenauer (*5. Januar 1876, † 19. April 1976) war der erste Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland. Er bekleidete das Amt von 1949 bis 1963, galt als Vater des Wiederaufbaus nach dem Krieg. Der Bundeskanzler ist in Deutschland die politisch mächtigste Figur. Wir zeigen alle Amtsinhaber seit der Gründung der Bundesrepublik.
Konrad Adenauer (*5. Januar 1876, † 19. April 1976) war der erste Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland. Er bekleidete das Amt von 1949 bis 1963, galt als Vater des Wiederaufbaus nach dem Krieg. Der Bundeskanzler ist in Deutschland die politisch mächtigste Figur. Wir zeigen alle Amtsinhaber seit der Gründung der Bundesrepublik. © IMAGO | imago/Sven Simon
Von 1951 bis 1955 war Adenauer zudem Außenminister und ließ in dieser Funktion vor allem die Beziehungen zu Frankreich und den USA wieder aufleben. Adenauer war Mitbegründer der CDU und ab 1950 für 16 Jahre Parteichef.
Von 1951 bis 1955 war Adenauer zudem Außenminister und ließ in dieser Funktion vor allem die Beziehungen zu Frankreich und den USA wieder aufleben. Adenauer war Mitbegründer der CDU und ab 1950 für 16 Jahre Parteichef. © picture alliance/ASSOCIATED PRESS | AP Content
Ludwig Erhard (*4. Februar 1897, † 5. Mai 1977) war von 1963 bis 1966 Bundeskanzler. Zuvor hatte er 14 Jahre an der Spitze des Wirtschaftsministeriums gestanden und das Wirtschaftswunder maßgeblich mit angeschoben.
Ludwig Erhard (*4. Februar 1897, † 5. Mai 1977) war von 1963 bis 1966 Bundeskanzler. Zuvor hatte er 14 Jahre an der Spitze des Wirtschaftsministeriums gestanden und das Wirtschaftswunder maßgeblich mit angeschoben. © IMAGO | imago/Sven Simon
Als Kanzler blieb er in vielen Fragen glücklos und trat schon nach etwas mehr als drei Jahren zurück. Auch den CDU-Vorsitz hatte er nur kurz inne: von März 1966 bis Mai 1967.
Als Kanzler blieb er in vielen Fragen glücklos und trat schon nach etwas mehr als drei Jahren zurück. Auch den CDU-Vorsitz hatte er nur kurz inne: von März 1966 bis Mai 1967. © picture alliance/AP | AP Content
Kurt Georg Kiesinger (*6. April 1904, † 9. März 1988) wurde 1966 nach acht Jahren als baden-württembergischer Ministerpräsident ins Kanzleramt gewählt. Er war der erste Kanzler, der mit einer Großen Koalition regierte. Seine Amtszeit war die kürzeste aller bisherigen Kanzler.
Kurt Georg Kiesinger (*6. April 1904, † 9. März 1988) wurde 1966 nach acht Jahren als baden-württembergischer Ministerpräsident ins Kanzleramt gewählt. Er war der erste Kanzler, der mit einer Großen Koalition regierte. Seine Amtszeit war die kürzeste aller bisherigen Kanzler. © picture alliance / AP Photo | dpa Picture-Alliance / AP
Bei der Bundestagswahl 1969 blieb seine CDU zwar stärkste Kraft, musste die Regierung aber an eine sozialliberale Koalition abtreten. Kiesinger ging die FDP nach deren Absage an die CDU hart an und wurde dafür harsch kritisiert. Auch seine Vergangenheit als NSDAP-Mitglied wurde immer wieder kritisch beäugt.
Bei der Bundestagswahl 1969 blieb seine CDU zwar stärkste Kraft, musste die Regierung aber an eine sozialliberale Koalition abtreten. Kiesinger ging die FDP nach deren Absage an die CDU hart an und wurde dafür harsch kritisiert. Auch seine Vergangenheit als NSDAP-Mitglied wurde immer wieder kritisch beäugt. © IMAGO | imago/Sven Simon
Willy Brandt (*18. Dezember 1913, † 8. Oktober 1992) war der erste Bundeskanzler aus den Reihen der SPD, deren Vorsitzender er von 1964 bis 1987 war. Im Kabinett Kiesinger war er zuvor als Außenminister und Vizekanzler tätig, bis 1957 war er Regierender Bürgermeister von Berlin gewesen.
Willy Brandt (*18. Dezember 1913, † 8. Oktober 1992) war der erste Bundeskanzler aus den Reihen der SPD, deren Vorsitzender er von 1964 bis 1987 war. Im Kabinett Kiesinger war er zuvor als Außenminister und Vizekanzler tätig, bis 1957 war er Regierender Bürgermeister von Berlin gewesen. © IMAGO | imago/Sven Simon
In seiner Zeit als Kanzler von 1969 bis 1974 sorgte Brandt vor allem für eine Annäherung an die Staaten des damaligen Ostblocks – eine erste Entspannung in Zeiten des Kalten Kriegs.
In seiner Zeit als Kanzler von 1969 bis 1974 sorgte Brandt vor allem für eine Annäherung an die Staaten des damaligen Ostblocks – eine erste Entspannung in Zeiten des Kalten Kriegs. © © epd-bild / Guenay Ulutuncok | Guenay Ulutuncok
Weltberühmt wurde sein „Kniefall von Warschau“ am 7. Dezember 1970 am Ehrenmal für die Toten des Warschauer Ghettos , mit dem er in der polnischen Hauptstadt um Vergebung für die NS-Verbrechen bat. Für seine Entspannungspolitik erhielt der Brandt 1971 den Friedensnobelpreis. Wegen der Affäre um den Kanzleramtsspion Günter Guillaume trat er im Mai 1974 zurück.
Weltberühmt wurde sein „Kniefall von Warschau“ am 7. Dezember 1970 am Ehrenmal für die Toten des Warschauer Ghettos , mit dem er in der polnischen Hauptstadt um Vergebung für die NS-Verbrechen bat. Für seine Entspannungspolitik erhielt der Brandt 1971 den Friedensnobelpreis. Wegen der Affäre um den Kanzleramtsspion Günter Guillaume trat er im Mai 1974 zurück. © © epd-bild / Keystone | Keystone
Helmut Schmidt (*23. Dezember 1918, †10. November 2015) übernahm ab 1974 für acht Jahre den Chefposten im Kanzleramt. Zuvor der SPD-Politiker von 1969 bis 1972 Verteidigungsminister, danach für zwei Jahre Finanzminister. In seine Amtszeit fielen einige wirtschaftliche Krisen, denen er unter anderem mit der Gründung des „Weltwirtschaftsgipfels“ begegnete.
Helmut Schmidt (*23. Dezember 1918, †10. November 2015) übernahm ab 1974 für acht Jahre den Chefposten im Kanzleramt. Zuvor der SPD-Politiker von 1969 bis 1972 Verteidigungsminister, danach für zwei Jahre Finanzminister. In seine Amtszeit fielen einige wirtschaftliche Krisen, denen er unter anderem mit der Gründung des „Weltwirtschaftsgipfels“ begegnete. © IMAGO | imago/Sven Simon
Im Kampf gegen die RAF-Terroristen setzte der Mann mit der Zigarette ab 1975 auf eine unnachgiebige Linie, die ihm vor allem Kritik der Opfer-Familien einbrachte. Sein in Schmidts eigener Partei hoch umstrittenes Engagement für den „Nato-Doppelbeschluss“, der die Stationierung von Atomwaffen in Deutschland als Gegengewicht zur sowjetischen Nuklearmacht vorsah, ließ die sozialliberale Koalition schließlich zerbrechen.
Im Kampf gegen die RAF-Terroristen setzte der Mann mit der Zigarette ab 1975 auf eine unnachgiebige Linie, die ihm vor allem Kritik der Opfer-Familien einbrachte. Sein in Schmidts eigener Partei hoch umstrittenes Engagement für den „Nato-Doppelbeschluss“, der die Stationierung von Atomwaffen in Deutschland als Gegengewicht zur sowjetischen Nuklearmacht vorsah, ließ die sozialliberale Koalition schließlich zerbrechen. © picture alliance / Klaus Rose | dpa Picture-Alliance / Klaus Rose
Helmut Kohl (*3. April 1930, †16. Juni 2017) absolvierte die bislang längste Amtsperiode als Bundeskanzler: von 1982 bis 1998. Zuvor, von 1969 bis 1976, hatte der CDU-Politiker als Ministerpräsident in Rheinland-Pfalz regiert. In den Siebzigerjahren war Kohl mitverantwortlich für einige Kursänderungen in der CDU, deren Vorsitzender er von 1973 bis 1998 war.
Helmut Kohl (*3. April 1930, †16. Juni 2017) absolvierte die bislang längste Amtsperiode als Bundeskanzler: von 1982 bis 1998. Zuvor, von 1969 bis 1976, hatte der CDU-Politiker als Ministerpräsident in Rheinland-Pfalz regiert. In den Siebzigerjahren war Kohl mitverantwortlich für einige Kursänderungen in der CDU, deren Vorsitzender er von 1973 bis 1998 war. © IMAGO | imago/Sven Simon
In seine Kanzlerschaft fiel die deutsche Wiedervereinigung, er gilt bis heute als „Kanzler der Einheit“. In der Kritik stand er am Ende seiner politischen Laufbahn wegen der CDU-Spendenaffäre, die ihn letztlich auch den Ehrenvorsitz seiner Partei kostete.
In seine Kanzlerschaft fiel die deutsche Wiedervereinigung, er gilt bis heute als „Kanzler der Einheit“. In der Kritik stand er am Ende seiner politischen Laufbahn wegen der CDU-Spendenaffäre, die ihn letztlich auch den Ehrenvorsitz seiner Partei kostete. © picture-alliance/ dpa/dpaweb | dpa Picture-Alliance / Stephanie Pilick
Gerhard Schröder (*7. April 1944) wurde 1998 nach acht Jahren als niedersächsischer Ministerpräsident zum Bundeskanzler gewählt. Der Sozialdemokrat blieb bis 2005 im Amt und an der Spitze der ersten rot-grünen Bundesregierung. Seine Regierung schickte erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg wieder deutsche Soldaten in einen bewaffneten Konflikt – zur Befriedung des Kosovo.
Gerhard Schröder (*7. April 1944) wurde 1998 nach acht Jahren als niedersächsischer Ministerpräsident zum Bundeskanzler gewählt. Der Sozialdemokrat blieb bis 2005 im Amt und an der Spitze der ersten rot-grünen Bundesregierung. Seine Regierung schickte erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg wieder deutsche Soldaten in einen bewaffneten Konflikt – zur Befriedung des Kosovo. © imago/ZUMA Press | imago stock&people
Seine zweite Amtszeit „verdiente“ sich Schröder vor allem mit dem Krisenmanagement beim Elbe-Hochwasser 2002. Aus seiner Kanzlerschaft ging die Agenda 2010 hervor, aus der vor allem die „Hartz-Reformen“ bekannt sind. Die Agenda war seiner Zeit so umstritten und brachte ihm so viel Widerstände ein, dass er für 2005 eine vorgezogene Bundestagswahl ansetzte, die Rot-Grün verlor.
Seine zweite Amtszeit „verdiente“ sich Schröder vor allem mit dem Krisenmanagement beim Elbe-Hochwasser 2002. Aus seiner Kanzlerschaft ging die Agenda 2010 hervor, aus der vor allem die „Hartz-Reformen“ bekannt sind. Die Agenda war seiner Zeit so umstritten und brachte ihm so viel Widerstände ein, dass er für 2005 eine vorgezogene Bundestagswahl ansetzte, die Rot-Grün verlor. © IMAGO | imago/Jürgen Eis
Mit Angela Merkel (*17. Juli 1954) kam 2005 die erste Frau an die Spitze der Bundesregierung. Zunächst regierte die Christdemokratin von 2005 bis 2009 in einer Großen Koalition mit der SPD, nach der Wahl 2009 mit einem Bündnis aus CDU und FDP – und seit 2013 wieder mit der SPD.
Mit Angela Merkel (*17. Juli 1954) kam 2005 die erste Frau an die Spitze der Bundesregierung. Zunächst regierte die Christdemokratin von 2005 bis 2009 in einer Großen Koalition mit der SPD, nach der Wahl 2009 mit einem Bündnis aus CDU und FDP – und seit 2013 wieder mit der SPD. © REUTERS | REUTERS / POOL New
Zuvor hatte sie als Ministerin für Frauen und Jugend (1991 bis 1994) sowie als Umweltministerin (1994 bis 1998) gearbeitet. Seit April 2000 ist Merkel Bundesvorsitzende der CDU.
Zuvor hatte sie als Ministerin für Frauen und Jugend (1991 bis 1994) sowie als Umweltministerin (1994 bis 1998) gearbeitet. Seit April 2000 ist Merkel Bundesvorsitzende der CDU. © dpa | Jörg Sarbach
Nach dem Ja zur Großen Koalition ist Merkel am 14. März, sechs Monate nach der Bundestagswahl, zum vierten Mal wiedergewählt worden. In einem Weißen Blazer (bei den ersten Ernennungen trug sie einen schwarzen Blazer) legte sie Eidesformel ab.
Nach dem Ja zur Großen Koalition ist Merkel am 14. März, sechs Monate nach der Bundestagswahl, zum vierten Mal wiedergewählt worden. In einem Weißen Blazer (bei den ersten Ernennungen trug sie einen schwarzen Blazer) legte sie Eidesformel ab. © dpa | Soeren Stache
Olaf Scholz (*14. Juni 1958 in Osnabrück) ist seit dem 8. Dezember 2021 Bundeskanzler der Bundesrepublik. Er löste  Angela Merkel ab, die im Wahlkampf 2021 nicht mehr für die Union angetreten war. Scholz hatte zuvor in der Großen Koalition als Vizekanzler und Finanzminister gearbeitet.  Scholz gilt als penibler Technokrat.
Olaf Scholz (*14. Juni 1958 in Osnabrück) ist seit dem 8. Dezember 2021 Bundeskanzler der Bundesrepublik. Er löste Angela Merkel ab, die im Wahlkampf 2021 nicht mehr für die Union angetreten war. Scholz hatte zuvor in der Großen Koalition als Vizekanzler und Finanzminister gearbeitet. Scholz gilt als penibler Technokrat. © Bernd von Jutrczenka/dpa/Archivbild
Zu den großen Krisen seiner Amtszeit gehört der Krieg in der Ukraine, den Russland unter Präsident Wladimir Putin am 24. Februar 2022 begann. Scholz tauschte sich im Sommer 2022 dazu mit den führenden Industrienationen der G7 aus - hier ein Bild mit US-Präsident Joe Biden beim G7-Gipfel im bayerischen Elmau.
Zu den großen Krisen seiner Amtszeit gehört der Krieg in der Ukraine, den Russland unter Präsident Wladimir Putin am 24. Februar 2022 begann. Scholz tauschte sich im Sommer 2022 dazu mit den führenden Industrienationen der G7 aus - hier ein Bild mit US-Präsident Joe Biden beim G7-Gipfel im bayerischen Elmau. © dpa | Michael Kappeler
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Ist eine Regierung gebildet, ist es die Aufgabe der Kanzlerin oder des Kanzlers nach Artikel 65 des Grundgesetzes einen Leitfaden für deren Politik vorzugeben und die Bundesregierung zu führen. Innerhalb der Vorgaben leiten die Minister aber selbstständig und eigenverantwortlich ihre Ministerien. Das nennt sich Ressortprinzip. Gegenüber dem Bundestag ist es Aufgabe der Kanzlerin oder des Kanzlers, die Regierungsverantwortung zu übernehmen. Das heißt, die Entscheidungen der Regierung zu Kommunizieren und zu Vertreten.

Der Kanzler oder die Kanzlerin muss nach Artikel 115b des Grundgesetzes auch die Befehlsgewalt über die Streitkräfte übernehmen, sollte Deutschland mit Waffengewalt angegriffen werden. Allgemein wird hier vom Verteidigungsfall gesprochen.

Aktuelle Artikel zur Ampel-Koalition

Wer wählt den Bundeskanzler?

Der Kanzler oder die Kanzlerin in Deutschland wird nicht direkt vom Volk, sondern nach Artikel 63 des Grundgesetzes vom Bundestag gewählt. Da die Wählerinnen und Wähler über dessen Zusammensetzung entscheiden, sind sie indirekt an der Wahl beteiligt.

Deren Ablauf ist genau festgelegt: Zunächst schlägt der Bundespräsident nach Gesprächen mit den Fraktionsspitzen eine Kandidatin oder einen Kandidaten vor. Die Abgeordneten müssen ihn dann in einer geheimem Wahl mit absoluter Mehrheit bestimmen. Das heißt, dass mehr als die Hälfte der gültigen Stimmen auf einen Kandidaten oder eine Kandidatin entfallen müssen.

Passiert das nicht, muss der Bundestag innerhalb von 14 Tagen erneut abstimmen. Dann reicht auch eine relative Mehrheit aus. Damit ist gewählt, wer mehr Stimmen als die einzelnen konkurrierenden Kandidaten erhält. Bisher ist das aber in der Geschichte der Bundesrepublik noch nie passiert. Nach der Wahl des Bundestages erfolgt die Ernennung zur Bundeskanzlerin oder zum -kanzler durch den Bundespräsidenten. Abschließend vereidigt der Bundestagspräsident den Kanzler oder die Kanzlerin.

Wann wird der nächste Bundeskanzler gewählt?

Nach der Bundestagswahl im September haben sich SPD, Grüne und FDP auf die Bildung einer Regierung geeinigt. Ihr soll Olaf Scholz als Bundeskanzler vorstehen – seine Wahl ist für den 8. Dezember geplant.

Liste: Welche deutschen Bundeskanzler gab es bisher?

In ihrer Geschichte hatte die Bundesrepublik Deutschland sieben Bundeskanzler und eine Bundeskanzlerin. Diese sind in chronologischer Reihenfolge:

Hinzu kommt Walter Scheel als Sonderfall, der auch als der Zehn-Tage-Kanzler bekannt ist. Denn Scheel agierte nach dem Rücktritt von SPD-Kanzler Willy Brandt nur vom 7. bis zum 16. Mai 1974 als geschäftsführender Bundeskanzler.

Wie lange ist die Amtszeit der Kanzlerin oder des Kanzlers?

Die Amtszeit eines Bundeskanzlers oder einer Bundeskanzlerin beträgt vier Jahre, sofern er oder sie vorher nicht durch ein Misstrauensvotum im Bundestag abgewählt wird.

Wie oft kann man Bundeskanzler oder Bundeskanzlerin werden?

Die Wiederwahl als Bundeskanzler ist nicht begrenzt. Am längsten war daher Helmut Kohl mit genau 5870 Tagen (rund 16 Jahre) in vier Amtszeiten Bundeskanzler. Auf Platz zwei folgt Angela Merkel. Sie wird voraussichtlich eine Amtszeit von 5860 Tage erreichen. Um Kohl zu überholen, müsste sie bis zum 19. Dezember Kanzlerin bleiben. Da die Wahl von Olaf Scholz für den 8. Dezember geplant ist, wird das wahrscheinlich nicht passieren. Zuletzt gab es vermehrt Diskussionen darüber, die Amtszeit der Kanzlerschaft auf zwei Wahlperioden zu begrenzen.

Wie viel verdient der Bundeskanzler oder die Bundeskanzlerin?

Der Bundeskanzler oder die Bundeskanzlerin verdient laut Paragraf 11 des Bundesministergesetzes eineindrittel des Grundgehalts der Besoldungsgruppe 11 b.

  • Das sind seit 1. April 2021 19.695 Euro pro Monat.
  • Dazu kommen monatlich noch ein Ortszuschlag von 1.118 Euro und eine Dienstaufwandsentschädigung von 1.022 Euro.
  • Weil Merkel aber auch noch Bundestagsabgeordnete war, standen ihr zudem die Hälfte dieser Diät und die zugehörige Kostenpauschale zu. Das machte zusätzlich noch einmal 8.415 Euro.

Insgesamt kam Bundeskanzlerin Merkel damit aktuell auf ein Monatsgehalt von 30.250 Euro. Die Bezüge von Olaf Scholz werden ähnlich hoch ausfallen.

Bezieht der Kanzler oder die Kanzlerin eine Amtswohnung, entfällt der Ortszuschlag. Außerdem wird die Miete in Rechnung gestellt. Einen anderen Beruf darf die Kanzlerin oder der Kanzler nicht nebenbei ausüben. Um einen Sitz in einem Aufsichtsrat einzunehmen, braucht es die Zustimmung des Bundestags. (jas)