Braunschweig. Bei einer Reise kann einiges schiefgehen. Man sichert sich also ab. Oder man geht todesmutig Risiken ein - bis nichts mehr bleibt.

Mit dem Risiko ist es wie mit Drogen: Man steigert die Dosis nach und nach, bis es nicht mehr geht. Da Drogen keine Option sind, hole ich mir meine Kicks mit Risiken, die ich bewusst eingehe. Mein ganz aktueller Risiko-Kick: Reisen.

Bis vor kurzem lief eine Reise bei mir so: Packliste schreiben, analog auf Paper, Tickets ausdrucken, zwei Tage vorher Tasche einpacken. Noch drei Mal auspacken, checken, ob wirklich alles drin ist. Zum Beispiel Ersatz-Klamotten, die man nie braucht, aber es könnte ja sein, dass man in eine Schlammpfütze fällt oder jemand einem drei Liter Kaffee über Hemd und Hose kippt. Lieber Nummer sicher. Das Ticket druckte ich immer aus, es kam in Klarsichtfolie. Dazu noch einen Screenshot auf dem Handy, es könnte ja sein, dass das Internet ausfällt und ich das Tikcet in der App nicht mehr finde. Alles safe.

Technik-Jünger dürfen Tickets nicht ausdrucken

Und langweilig. Ein Kick musste her. Als erstes verzichtete ich auf Ersatzklamotten. Dann auch darauf, für drei Tage Reise fünf Garnituren Unterwäsche mitzunehmen. Die Packliste wurde digital. Todesmutig kam das ausgedruckte Ticket nicht mehr in Klarsichtfolie, sondern gefaltet in die Tasche. Und die packte ich irgendwann am Vortag. Dann am Vorabend. So ging es weiter, bis ich nun den Gipfel des Mutes erreicht habe: Für eine eintägige Dienstreise packte ich eine Viertelstunde vor Abreise außer Boxershorts, T-Shirt und Socken keine Kleidung ein. Das Zugticket hatte ich nur auf dem Handy - und nur in der App, kein Screenshot. Ich kann doch als Technik-Gläubiger nicht der Technik so misstrauen! Das Adrenalin pumpte. Alles klappte. Und jetzt habe ich ein Problem: Wie kriege ich das noch gesteigert?

Mehr Dark Mode-Kolumnen