Ob die Sonne scheint oder der Wind bläst, das könnte sich nach Plänen der Regierung bald direkt auf den Strompreis auswirken. Möglich machen soll das die verbreitete Anwendung intelligenter Stromzähler und die Einführung flexibler Tarife. Am Mittwoch hat die Bundesregierung einen entsprechenden Gesetzentwurf beschlossen: Bis zum Jahr 2032 sollen alle analogen Stromzähler durch digitale ersetzt werden. Verbraucher können bald Strompreise jederzeit an ihrem Zähler ablesen.
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Es sei ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einem neuen digitalisierten Energiesystem, so Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne). Er erklärte, dass der Ausbau der erneuerbaren Energien sowie der stärkere Einsatz von Elektroautos und Wärmepumpen eine intelligente Verknüpfung von Stromerzeugung und - verbrauch erforderlich machen würden. Digitale Stromzähler, sogenannte „Smart Meter“ sollen dafür die Weichen stellen.
Digitale Stromzähler: Smart Meter zeigen den flexiblen Strompreis an
Smart Meter stehen in ständigem Austausch mit den Anbietern. Die vernetzten Messgeräte senden ihnen Daten über Strom- und Wärmeverbrauch des Haushalts. Die Daten sollen auch von den Verbrauchern zum Beispiel per App eingesehen werden können. Dies solle Transparenz herstellen, Energieeinsparungen ermöglichen und insgesamt für eine höhere Energieeffizienz sorgen. Verbraucher könnten dann Strom nutzen, wenn er günstig, beziehungsweise verfügbar ist und damit das Energiesystems stabilsieren.
Thomas Koller vom Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (VDE) versicherte der dpa: Auch wer seine Haushaltsgeräte traditionell per Knopfdruck steuere, könne von einem intelligenten Stromzähler profitieren. Denn die Smart Meter können die Strompreise selbst anzeigen. So könne Saugen, Spülen oder Wäsche waschen günstiger sein, wenn die Sonne scheint oder der Wind weht.
Digitale Stromzähler: Solaranlagen und Wärmepumpen könnten sich mehr lohnen, aber es entstehen Zusatzkosten
Auch Solaranlagen könnten sich mehr lohnen. Denn: Wenn Strom in das Netz eingespeist wird, registrieren das die Zähler ebenfalls. „Da kann ich mir überlegen: Heute regnet es, morgen soll die Sonne scheinen - da mache ich den Wäschetrockner besser morgen an, um den selbst erzeugten Strom zu nutzen“, erklärt Koller.
Nicht mehr als 20 Euro sollen die neuen Stromzähler im Jahr kosten, garantiert Habeck. „Am Preis soll es nicht scheitern“, so der Wirtschaftsminister. Laut Verbraucherzentrale Bundesverband können es für Häuser mit steuerbaren Verbrauchseinrichtungen wie Wärmepumpen bis zu 50 Euro im Jahr sein. Zusätzlich könnten die Kosten für den Einbau eines neuen Zählerschranks anfallen, die sich einmalig auf bis zu 30 Euro belaufen. Lesen sie dazu: Zählertausch: Digitale Stromzähler verursachen Extra-Kosten
Bedenken gibt es bei dem Datenschutz. Habeck beteuert, dass der sogar durch genaue Auflagen zur Löschung und Speicherung der Daten gestärkt werden würde. Kerstin Andreae, Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), vermisst ein schlüssiges Gesamtkonzept. Wenn alle Kunden, die das möchten, einen intelligenten Zähler erhalten, sei das in der Hochlaufphase ineffizient. Lieber solle priorisiert werden, wer zu Beginn einen größeren Nutzen für das Gesamtsystem hat. (os/dpa)
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