Berlin. Präsident Selenskyj schätzt: An die 100.000 Soldaten hat Putin bereits verheizt. Der verlangt von seinen Truppen derweil mehr Einsatz.

Seit 300 Tagen führt Russland Krieg gegen die Ukraine. Die Führung in Moskau, allen voran Präsident Wladimir Putin, ignoriert dabei zusehends schwerer werdende Verluste. Genaue Zahlen zu russischen Gefallenen gibt es nicht, aus öffentlich verfügbaren Quellen lassen sich rund 10.000 Tote russische Soldaten ableiten.

Die ukrainische Seite schätzt hingegen, dass rund 99.000 Russen ihr Leben seit Beginn des Angriffskriegs verloren haben und bald 100.000 Gefallene zu beklagen sind. "Bisher sind es knapp 99.000 Soldaten, in wenigen Tagen erhöhen sich die Verluste der Besatzer auf 100.000", sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in seiner Videoansprache am Montagabend. Gemeint sind getötete Soldaten. "Und wofür? Niemand in Moskau hat darauf eine Antwort, und wird sie auch (in Zukunft) nicht haben."

podcast-image

Die Verantwortlichen in Moskau führten Krieg und "verschwenden Menschenleben – das Leben anderer Menschen, nicht das ihrer Angehörigen, nicht ihr eigenes Leben, sondern das Anderer", sagte Selenskyj. "Und das nur, weil eine Gruppe im Kreml Fehler nicht einzugestehen weiß und schreckliche Angst vor der Realität hat." Doch die Realität spreche für sich.

Die Angaben Selenkyjs lassen sich nicht unabhängig bestätigen; westliche Militärs haben zuletzt aber die Zahl der getöteten und verwundeten russischen Soldaten auf weit über 100.000 geschätzt. Weit weg von der Realität dürfte die Schätzung nicht liegen.

Putin fordert mehr Einsatz der russischen Sicherheitskräfte

Putin forderte von den Sicherheitskräften seines Landes unterdessen mehr Einsatz in allen Bereichen. "Heute haben wir eine sich dynamisch ändernde Lage in der Welt, neue Risiken und Bedrohungen bringen erhöhte Anforderungen an das gesamte Sicherheitssystem Russlands", sagte er in der Nacht zum Dienstag (Ortszeit) in einer Videoansprache. Anlass der Ansprache war der sogenannte Tag der Sicherheitskräfte Russlands.

Eine der wichtigsten Aufgaben der Sicherheitskräfte sei der Schutz der Bürger der "neuen Regionen" Russlands. Gemeint waren damit die von Moskau völkerrechtswidrig annektierten Teile der Ukraine. Tatsächlich sei die Lage in den Gebieten Donezk, Luhansk, Cherson und Saporischschja schwierig, betonte Putin.

"Aber die dort lebenden Menschen, alles Bürger Russlands, hoffen auf ihren Schutz." Um die Sicherheit, Rechte und Freiheiten dieser Menschen zu schützen, werde Russland "neue Einheiten mit modernster Technik und Waffen ausrüsten, ebenso wie mit erfahrenem Personal". Russland hat große Teile dieser Gebiete besetzt und bemüht sich nun, sie gegen ukrainische Gegenangriffe zu verteidigen.

Putin forderte die Sicherheitskräfte zudem auf, energischer und entschlossener gegen die Tätigkeit ausländischer Geheimdienste vorzugehen. "Die Aktionen ausländischer Geheimdienste sind unverzüglich zu unterdrücken", sagte der Kremlchef. Verräter, Saboteure und Spione müssten gefasst werden. (pcl/dpa)

podcast-image