Washington. Trotz strafrechtlicher Anklage – die Republikaner geben Ex-Präsident Trump weitgehend Rückendeckung für eine erneute Kandidatur. Warum?

Asa Hutchinson, der ehemalige Gouverneur von Arkansas, ist ein Solitär. Niemand unter den Top-Republikanern außer ihm findet bisher, dass Donald Trump seine Präsidentschaftskandidatur 2024 beerdigen soll, wenn er strafrechtlich unter Anklage steht. Das Gros des Partei-Establishments hält dem 76-Jährigen unverändert die Stange – wissend um seine nach wie vor unerreichten Umfragewerte.

Konkret: Alle juristischen Probleme Trumps haben bislang seinen stabilen Anhänger-Sockel nicht beeinträchtigt. Viele Fans sagen im Kern: Jetzt erst recht. Bei ihnen verfängt die Argumentation Trumps, der sich als Opfer einer „politischen Verfolgung“ inszeniert.

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Darum sagt etwa der republikanische Senator und Trump-Loyalist Lindsey Graham stellvertretend für viele in der Spitze der „Grand Old Party”: „Alvin Bragg, der Staatsanwalt in New York, hat mehr getan als jeder andere Mensch in den USA, um Donald Trump zu helfen, zum Präsidenten gewählt zu werden.”

Anklage könnte Trump zur erneuten Präsidentschaft verhelfen

Die These, dass die Schweigegeld-Klage Trump Aufwind bescheren und sogar neue Wählerschichten erreichen könnte, reicht bis ins demokratische Milieu. Auch dort haben viele bisher das Gefühl, dass die Anklage von Bragg in New York - nach jetzigem Wissensstand - nicht wirklich trägt. Ob sich die jetzt anstehende Anklage auf den Vorwahlkampf der Republikaner um die Kandidatur 2024 auswirken wird, ist aus heutiger Sicht nur schwer abzuschätzen.

Wenn mögliche Rivalen, etwa Florida-Gouverneur Ron DeSantis, die Anklage instrumentalisieren sollten, um Trump anzuschießen und als Belastung für die Partei zu charakterisieren, kann eine neue Dynamik entstehen. Zurzeit haben aber alle potenziellen Konkurrenten schlichtweg Angst, es sich mit dem informellen „Paten” zu verscherzen.

Konkurrenten haben Angst, es sich mit Trump zu verscherzen

Trump ist bekannt für seine Rachsucht. Wer sich als Republikaner auf die Seite der Justiz schlägt, hätte harte Zeiten vor sich. Wichtig wird auch, ob Trumps versteckt und offen vorgetragenen Appelle an seine Anhänger, für ihn massiv auf die Straße zu gehen, zu gewalttätigen Ausschreitungen oder Übergriffen auf Demokraten oder Vertreter der Justiz führen werden. Käme es so, könnte Trumps Stern in der Bevölkerung insgesamt rapide sinken.

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Trumps Vorteil: Ob es in einem denkbaren Prozess wegen der Schweigegeld-Zahlung an Stormy Daniels zu einer substanziellen Verurteilung kommt, ist völlig offen. Einen Freispruch würde Trump wie ein Ehrenabzeichen tragen und in noch mehr Wahlkampfspenden ummünzen.

Aber selbst wenn es am Ende eine Strafe geben sollte: Trumps Kandidatur 2024 bleibt formal davon unberührt. Er hat die Verfassung auf seiner Seite und könnte es am Ende sogar wie Eugene Debs machen. Der wurde 1920 als Präsidentschaftskandidat angeklagt und verurteilt - und stellte sich aus dem Gefängnis heraus zur Wahl.

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