Berlin. Kein Retrolook, echt antik: Im Ukraine-Krieg wird mit Uralt-Waffen gekämpft. Panzer aus den 50er. Was sie über Putins Armee verraten.

Als der T-55 im Mai 1958 in den Truppendienst aufgenommen wurde, war Wladimir Putin gerade mal fünf Jahre alt. Der T-55 ist einer der am meisten produzierten Panzer der Welt und war bei vielen Konflikten im Einsatz, auch im Ukraine-Krieg. Richtig gelesen. Bei Twitter geht denn auch ein Video über einen Zug viral, auf dem er gut zu erkennen ist.

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Der Standard-Panzer in Russlands Invasionsarmee ist der T-72. Entlang der Front kann man auch den hochmodernen T-90M sehen. Als die ukrainischen Soldaten mal einen erbeuteten, ließen sie sich wie Großwildjäger neben dem Panzer fotografieren.

Ukraine-Krieg: Hält Putin seine modernesten Waffen zurück?

Es ist alles im Einsatz, was jede Seite nur kriegen und flottmachen kann: modernstes Gerät zur elektronischen Kampfführung, aber auch Uralt-Waffen, Schrott, eigenwillige Konstruktionen. Seeraketen, die für Flugzeuge angepasst wurden. Schiffskanonen auf Fahrzeugen montiert. Lesen Sie auch: Wird China Putin mit Waffen unterstützen, Professor Masala?

Beide Seiten sind erfinderisch. Putins Armee erntet nur deswegen viel Spott in sozialen Netzwerken, weil die Mehrheit der Menschen im Westen auf der Seite der Ukraine steht und weil sie ein (positives) Vorurteil über Russland im Kopf hatte: Das Bild einer Supermacht, hochmodern gerüstet. Das könnte Sie interessieren: Kampfjet-Lieferung an die Ukraine: Scharfe Kritik aus Moskau

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In Wahrheit kommen auch auf ukrainischer Seite Retro-Waffen zum Einsatz. Zur Wahrheit gehört auch, dass die Nato-Verbündeten den Krieg als Chance sahen, ihren militärischen Sperrmüll loszuwerden, zum Beispiel Strela-Flugabwehrraketen aus DDR-Beständen, die auch schon bei der Volksarmee als museal galten. Schließlich wurden sie in den 60er Jahren entwickelt.

Museumsreif: Alle setzen ausgemusterte, teils uralte Panzer ein

Vor dem Krieg war der Name Ralf Rath nur Experten ein Begriff. Inzwischen ist er ein vielgefragter Mann und oft in den Medien. Auch unserer Redaktion stand er Rede und Antwort. Wenige können so kenntnisreich und eloquent wie der Direktor des Deutschen Panzermuseums in Munster über den Gepard reden, einem Flakpanzer, den die Bundeswehr längst ausgemustert hat und der in der Ukraine gute Dienste leistet.

Aus dem alten Material auf den Schlachtfeldern in der Ostukraine sollte man nicht schließen, dass die Russen kein modernes Gerät besitzen und quasi am Ende wären. Sie setzen es nur selektiv ein. Vier mögliche Erklärungen für die Uralt-Waffen:

  • Ein anderes Selbstverständnis. Nicht jede Armee wird wie ein Unternehmen geführt. Die Bundeswehr ersetzt und modernisiert ihre Waffen, verschrottet oder verkauft Alt-Gerät; sie ist das Spiegelbild einer Wegwerfgesellschaft. Andere Staaten horten ihr Gerät. Russland dürfte ein riesiges Arsenal haben.
  • Altes Gerät ist oft zuverlässig, einfach zu reparieren und neu instandzusetzen, während sich bei der Bundeswehr High-Tech als störanfällig erwiesen hat. Die Quoten der Einsatzbereitschaft sind oft peinlich. Wenn ein Panzer über Stock und Stein fährt und schießt, hat er seinen Hauptzweck erfüllt. Er hat vielleicht keine moderne Kommunikation, eine Zieloptik statt Lasertechnik, aber in bestimmten Situationen genügt das.
  • Die Russen setzen ihre Panzer mithin nicht in großen Schlachten, sondern als gepanzerte Fahrzeuge zur Unterstützung der Infanterie ein. Da kann selbst ein T-55 gute Dienste leisten – so wie die Ukraine ihrerseits auch den Leo 1 (gebaut an den 60er Jahren) nicht verschmähen würde. Lesen Sie dazu: Ukraine-Krieg: Leo-1-Panzer kommt – Was der Oldie drauf hat
  • Nicht auszuschließen ist ein zynisches Kalkül: Dass man Altgerät für gut genug für den Fleischwolf hält. Denn auch auf ihre Soldaten achtet die Moskauer Militärführung nicht. Die Verluste sind horrend. Auch interessant: Ukraine-Krieg: Nato-General schockiert mit Opferzahlen

Skurrile Züge hat es dennoch, wenn die Soldaten mit Antikwaffen unterwegs sind. Manche Konstruktionen sind in Deutschland zurecht ein Lacherfolg – so wie das eigentümliche Gefährt, das ebenfalls auf Twitter zu sehen ist. Eine militärische Promenadenmischung aus Marine und Heer. Schauen sie sich den Tweet an.

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Ukraine-Krieg – Hintergründe und Erklärungen zum Konflikt