Kiew. Die Ukraine gibt Bachmut nicht auf. Das machte Präsident Selenskyj klar – und beendet damit Spekulationen über einen Führungsstreit.

Bachmut entwickelt sich zum Symbol für den Abnutzungskrieg in der Ukraine. Obgleich die Stadt in der Region Donezk fast vollständig von den russischen Soldaten und Söldnern eingekreist ist, will die Kiewer Führung sie nicht aufgeben und den Rückzug antreten. Das stellte Präsident Wolodymyr Selenskyj in einer Videobotschaft in der Nacht zum Dienstag klar.

Vor allem trat er Spekulationen über einen Dissens mit Armeechef Walerij Saluschnyj entgegen. Dem General wurde nachgesagt, er sei für einen geordneten Rückzug aus der Stadt gewesen, um die im Ukraine-Krieg seit mehr als sieben Monaten heftig gekämpft wird. Selenskyj erklärte, es gebe viel Desinformation. Er habe sich mit Generälen getroffen und über den ukrainischen Widerstand beraten.

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Ergebnis: Es sei einhellig entschieden worden, nicht zu weichen, sondern die Truppen zu verstärken. „Die ukrainischen Streitkräfte verteidigen jeden Teil der Ukraine und werden dies auch weiterhin tun“, sagte Selenskyj.

Gruppe Wagner: Ukraine wird bis zum Ende um Bachmut kämpfen

Das ist inzwischen auch Russland klar: Vor allem der Söldnergruppe Wagner, die überwiegend an den Gefechten beteiligt ist. Die ukrainischen Streitkräfte würden um Artjomowsk – so die russische Bezeichnung für Bachmut – bis zum Ende kämpfen, "das ist offensichtlich", erklärte der Chef der russischen Privatarmee, Jewgeni Prigoschin. Lesen Sie auch: Söldnertruppe droht Putin – "Dann bricht die Front zusammen"

Die Wagner-Kämpfer haben Bachmut blockiert. Nun versuchten die ukrainischen Soldaten ihrerseits die russischen Einheiten einzukesseln und die Blockade aufzulösen, so Prigoschin. Sie hätten dazu vier Stellungen vor Bachmut verstärkt.

Viele westliche Experten hatten der Ukraine ein anderes Vorgehen nahegelegt. Es könne besser sein, die Stadt aufzugeben, um die Ressourcen an anderer Stelle einzusetzen. Bachmut, wo nach ukrainischen Angaben nur noch wenige Tausend der ursprünglich einmal 70.000 Einwohner leben, ist seit dem Spätsommer umkämpft. Die Stadt ist der Hauptteil der nach der russischen Eroberung von Sjewjerodonezk und Lyssytschansk etablierten Verteidigungslinie zwischen Siwersk und Bachmut im Donezker Gebiet. Lesen Sie auch: Ukraine-Krieg – Nato-General schockiert mit Opferzahlen

Ukraine-Krieg: In Donezk entscheidet sich, ob Putin sein Minimalziel erreicht

Bei einem Fall der Stadt würde sich für die russischen Truppen der Weg zu den Großstädten Slowjansk und Kramatorsk eröffnen. Damit würde eine vollständige Eroberung des Donezker Gebiets wahrscheinlicher – das gilt als Minimalziel von Kremlchef Wladimir Putin.

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Selenskyj verurteilte in seiner Ansprache außerdem die Tötung eines ukrainischen Kriegsgefangenen, der mutmaßlich von russischen Soldaten mit zahlreichen Schüssen umgebracht wurde, nachdem er die Worte „Ruhm der Ukraine“ gesagt hatte. Die auf einem Video gezeigte Szene löste in der Ukraine Entsetzen aus. Auch interessant: Superpanzer für die Ukraine – Russland reagiert mit Drohungen

„Heute ist ein Video aufgetaucht dazu, wie die Besatzer bestialisch einen Kämpfer töteten, der mutig die Worte „Ruhm der Ukraine“ sagte“, meinte Selenskyj. „Die Besatzer töten uns für die eigentliche Tatsache, dass wir Ukrainer sind. Für das einfache Wort Ukraine. Für unseren Traum einer Ukraine“, sagte Selenskyj, der Russland immer als Terrorstaat bezeichnet. Er versprach, die Mörder würden gefunden und bestraft werden. (fmg) Das könnte Sie auch interessieren: China auf Konfrontation – Ungewohnt scharfe Kritik an den USA