Berlin. Am 1. Januar 2023 ist die Wohngeld-Reform in Kraft getreten. Lesen Sie hier, warum sich die Auszahlung des Geldes verzögern könnte.

  • Neues Jahr, neue Gesetze
  • Das gilt auch für das Wohngeld, das zum Jahreswechsel reformiert wurde
  • Doch Experten rechnen mit Problemen – die Auszahlung könnte sich verzögern

Mit dem Jahreswechsel war es so weit: Zum 1. Januar ist die große Wohngeld-Reform in Kraft getreten. Für Leistungsberechtigte ist das eine gute Nachricht: Sie erhalten dadurch mehr Geld. Doch Experten erwarten, dass es bei der Einführung zu Problemen kommen könnte. Wir erklären, was genau sich beim Wohngeld geändert hat und warum sich die Auszahlung des Geldes verzögern könnte.

Wohngeld: Was ist das überhaupt?

Das Wohngeld ist eine staatliche Leistung für Menschen, die nur ein geringes Einkommen haben und deshalb Unterstützung bei ihren Wohnkosten benötigen. Sowohl Mieterinnen und Mieter als auch Eigentümerinnen und Eigentümer können es erhalten – wenn sie bestimmte Voraussetzungen erfüllen.

Das wichtigste Kriterium ist, dass das Gesamteinkommen des Haushalts eine bestimmte Höhe nicht übersteigen darf. Um wie viel Geld es sich handelt, hängt von der Anzahl der Familienmitglieder ab. Eine fixe Grenze gibt es aber nicht, da auch die Höhe der Miete und der Wohnort bei der Berechnung eine Rolle spielen. Überprüfen, ob an selbst Anspruch auf Wohngeld hat, kann man online mit dem Wohngeld-Rechner des Bundesministeriums für Wohnen. Lesen Sie auch: Schneller Wohngeld erhalten – So kommen Sie an einen Vorschuss

Zudem haben Menschen, deren Vermögen eine bestimmte Summe übersteigt, keinen Anspruch auf Wohngeld. Dabei liegt die Grenze bei 60.000 Euro für die erste und 30.000 Euro für jede weitere Person im Haushalt. Ebenfalls kein Wohngeld erhalten Bürgergeld-Empfänger: Bei ihnen werden die Kosten für die Miete bis zu einer bestimmten Grenze vom Jobcenter übernommen.

Wohnen ist in Deutschland teuer geworden. Bei niedrigen Einkommen hilft der Staat mit dem Wohngeld.
Wohnen ist in Deutschland teuer geworden. Bei niedrigen Einkommen hilft der Staat mit dem Wohngeld. © dpa | Jens Kalaene

Was ändert sich durch die Wohngeld-Reform?

Zum 1. Januar haben sich einige wichtige Punkte beim Wohngeld geändert. Laut Bundesregierung handelt es sich gar um die "größte Wohngeld-Reform in der Geschichte Deutschlands". Im Kern gibt es drei wichtige Neuerungen:

  • Höhere Bezüge: Wie hoch das Wohngeld ausfällt, hängt von der jeweiligen Lebenssituation der Antragsteller ab. Grundsätzlich sind die Bezüge durch die Reform aber deutlich gestiegen. Durchschnittlich verdoppeln sie sich laut Bundesregierung von 180 auf 370 Euro pro Monat.
  • Mehr Empfänger: Durch die Reform wurde der Kreis der Menschen, die Anspruch auf Wohngeld haben, ausgeweitet. Bisher waren es rund 600.000 Haushalte – jetzt sind es etwa zwei Millionen.
  • Mehr Geld für Heizkosten: Mit der Reform wurde eine sogenannte Heizkostenkomponente eingeführt. Sie beträgt zwei Euro pro Quadratmeter und wird auf das Wohngeld aufgeschlagen.

Wohngeld-Reform: Warum drohen Probleme?

Experten rechnen damit, dass es bei der Bearbeitung von neuen Wohngeld-Anträgen zu Verzögerungen kommen könnte. Da der Kreis der Berechtigten deutlich erweitert wurde, dürften bei den zuständigen Behörden in den kommenden Wochen zahlreiche Anträge eingehen. Weil die entsprechenden Stellen aber oft unter Personalmangel leiden, drohen Überlastungen. Mehr zum Thema: Diese Haushalte profitieren von der Wohngeld-Reform

Bereits vor der Reform dauerte die Bearbeitung laut WDR-Recherchen in jeder fünften Kommune länger als zwei Monate. Im Schnitt lag die Bearbeitungszeit je nach Wohnort bei zwei bis acht Wochen. Durch die vielen Anträge dürfte sie 2023 jedoch deutlich steigen.

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Um den Ansturm bewältigen zu können, suchen die zuständigen Behörden offenbar verzweifelt nach neuen Mitarbeitern. Nach Informationen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) hat sich die Zahl der ausgeschriebenen Stellen 2022 im Vergleich zum Vorjahr versiebenfacht. Aufgrund des Fachkräftemangels ist jedoch zu befürchten, dass viele Stellen nicht schnell besetzt werden konnten. Lesen Sie auch: Fachkräftemangel – In diesen Bereichen fehlt besonders viel Personal

Für Wohngeld-Empfänger könnte das negative Folgen haben: Das IW geht davon aus, dass sich die Auszahlung bei Neuanträgen wegen der hohen Bearbeitungszeit um mehrere Monate verzögern könnte. "Etliche Haushalte profitieren von der wichtigen Reform also erst im März oder April", heißt es von dem Institut. Im schlimmsten Fall führe das für die Betroffenen zu finanziellen Engpässen.