Dakar. Olaf Scholz besucht Senegal, Niger und Südafrika. Obwohl der Krieg in der Ukraine hier weit entfernt ist, spielt er eine große Rolle.

Der Schrei eines Pfaus schallt aus dem Garten des Präsidentenpalastes hinein. Olaf Scholz steht neben Senegals Präsident Macky Sall und spricht über Russlands Angriff auf die Ukraine, der ihn bis hierher in die Hauptstadt Dakar begleitet. „Wir stehen vor dramatischen globalen Herausforderungen“, sagt Scholz. Deutschland wolle sich für eine Welt einsetzen, in der internationale Regeln gelten. „Bei diesem Bestreben kommt es auf jedes einzelne Land an, Deutschland zählt dabei auf den Senegal.“

Die dreitägige Reise ins westafrikanische Senegal, den Sahel-Staat Niger und die Wirtschaftsmacht Südafrika ist der erste Besuch in Scholz‘ Amtszeit als Bundeskanzler auf dem Kontinent. Der Kanzler ist gekommen, um Partnerschaften zu stärken.

Scholz' Afrika-Reise steht unter dem Eindruck des Ukraine-Kriegs

Afrika steht aus Sicht der deutschen Politik seit Jahren für eine Mischung aus gravierenden Problemen auf der einen Seite und großen Entwicklungschancen auf der anderen Seite. Für Scholz ist auf der Suche nach einer Strategie für Afrika jedoch ein Problem hinzugekommen: der russische Angriff auf die Ukraine mit all seinen Folgen.

Bundeskanzler Olaf Scholz (r, SPD), wird von Macky Sall, Präsident der Republik Senegal mit militärischen Ehren am Flughafen begrüßt.
Bundeskanzler Olaf Scholz (r, SPD), wird von Macky Sall, Präsident der Republik Senegal mit militärischen Ehren am Flughafen begrüßt. © dpa

Während Russlands Staatschef Wladimir Putin nicht nur ukrainische Städte, sondern auch eine auf internationalen Regeln aufgebaute Weltordnung in Schutt und Asche zu legen versucht, setzt Scholz ein Signal mit seinem Besuch in drei afrikanischen Demokratien. Senegal und Südafrika hat Scholz zudem als Gastländer zum G7-Gipfel eingeladen, der Ende Juni unter deutschem Vorsitz in Bayern stattfindet. Den Kanzler sorgen die Auswirkungen des Kriegs auf die Stabilität afrikanischer Staaten.

Neue Hungersnot in Afrika durch Ukraine-Krieg?

„Viele Länder auf der Welt sind von diesem Krieg betroffen, die weit weg davon sind“, sagt Scholz. Er nennt ebenso wie sein Gastgeber Sall die steigenden Energiepreise. „Aber das andere große Thema ist die Frage des Hungers in der Welt.“ Die Ukraine lieferte bis Kriegsbeginn große Mengen Weizen in die ganze Welt. „Wir werden uns auch weiter aktiv dafür einsetzen, dass der Export aus der Ukraine doch noch gelingt“, verspricht Scholz. Sonst drohe vielen Ländern eine Nahrungsmittelkrise. „Das darf uns nicht kalt lassen.“

Macky Sall hört dies gerne, er setzt große Hoffnungen in den deutschen Kanzler. Er zähle darauf, dass Scholz ein der „Anwalt des afrikanischen Kontinents ist in diesen großen Fragen“. Als amtierender Präsident der Afrikanischen Union will Sall aber auch selbst handeln: Er kündigt eine baldige Reise nach Moskau und Kiew an. Mit der Ankündigung überholt er seinen Gast aus Deutschland, der seit Kriegsbeginn noch nicht in der Ukraine gewesen ist.

Scholz geht es in Afrika auch um Klima- und Energiekrise

Und auch bei einem anderen Thema, hinterlässt der Krieg in Europa seine Spuren: In Senegal und auch in Südafrika will der in Begleitung einer Wirtschaftsdelegation reisende Kanzler Klima- und Energiefragen erörtern. Deutschland hat südlich von Dakar eine Solarstromfabrik mit mehr als 55.000 Modulen unterstützt, Scholz ist auch für die offizielle Eröffnung gekommen.

Doch mit dem deutschen Bemühen, sich aufgrund des Krieges in der Ukraine unabhängig von russischem Gas zu machen, hat ein weiteres Energieprojekt das Interesse der Bundesregierung geweckt: ein großes Gasfeld vor der Küste Senegals. Deutsche Firmen sind bereits aufmerksam geworden, die Bundesregierung kann sich vorstellen, eine Ausbeutung des Feldes finanziell zu unterstützen. Sall will in großem Stil Flüssiggas nach Europa verkaufen und fordert ausdrücklich Hilfe von Scholz . Der Kanzler kündigt weitere Gespräche darüber an und verspricht: „Wir wollen gute Partner sein.“

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Dieser Artikel ist zuerst auf waz.de erschienen.