Berlin. Von der Leyens möglicher Wechsel nach Brüssel erzwingt die Neubesetzung des Verteidigungsressorts. Im Gespräch sind mehrere Kandidaten.

Sechseinhalb Jahre lang war Volker Rühe Verteidigungsminister, ein einsamer Rekord. Rühe ist über keine Affäre gestürzt, er fiel einem Regierungswechsel zum Opfer. Der CDU-Mann ist der Beweis dafür, dass der Chefposten bei den Militärs kein Schleudersitz sein muss.

Als das Magazin „Cicero“ Rühe nach einem Nachfolger für Ursula von der Leyen (CDU) fragte, fiel die Antwort des Christdemokraten völlig klar aus: „Eindeutig Friedrich Merz.“ Erfahren, tatkräftig, durchsetzungsstark. Ein Name, der bei vielen Fantasie weckt.

Drei Dinge müssen bei Besetzung beachtet werden

Bei der Besetzung eines Kabinettspostens gilt es, drei Kriterien zu beachten: Führungsstärke, Parteiproporz und Fachwissen. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) dürfte nach jemandem suchen, der für Ruhe sorgt und die Bundeswehr aus den Negativ-Schlagzeilen herausholt. Nach einem auch, der sich im Parlament nicht erst noch Respekt verschaffen muss.

So jemanden gibt es: Er heißt Johann Wadephul, ist 56 Jahre alt und Außenpolitiker, CDU-Fraktionsvize. Der Mann aus Schleswig-Holstein ist einer der am häufigsten genannten Namen. Natürliche Kandidaten sind auch Henning Otte, Verteidigungsexperte der Fraktion, und der bisherige Staatssekretär Peter Tauber.

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Hat David McAllister Chancen auf das Ressort?

Der nächste Verteidigungsminister? CDU-Politiker Johann Wadephul ist im Gespräch als Nachfolger für Ursula von der Leyen. Doch dann wäre der Geschlechterproporz nicht gewahrt.
Der nächste Verteidigungsminister? CDU-Politiker Johann Wadephul ist im Gespräch als Nachfolger für Ursula von der Leyen. Doch dann wäre der Geschlechterproporz nicht gewahrt. © dpa | Britta Pedersen

Auch der Name von Patrick Sensburg fällt. Er leitet im Bundestag die Arbeitsgemeinschaft der Reservisten. Sensburg kommt freilich aus einem Landesverband, der personell schon stark vertreten ist: die NRW-CDU. Das schmälert seine Chancen. Der Regionalproporz spricht gegen ihn – und für David McAllister, Niedersachse wie von der Leyen.

Der frühere Ministerpräsident galt mal als eine der größten Hoffnungen der Union. Der EU-Parlamentarier zählt mit seinen 48 Jahren immer noch zum Führungsnachwuchs. Er ist Außen- und Sicherheitspolitiker, war früher Zeitsoldat und weist sich in seinem Lebenslauf als „Obergefreiter der Reserve“ aus. Die Soldaten würden an ihm Gefallen finden. Merkel schätzt ihn auch.

Mit McAllister würde sie dem Geschlechterproporz indes nicht gerecht werden. Da sich für von der Leyens Nachfolge keine Frau aufdrängt, wird über eine Rochade im Kabinett spekuliert: Wenn Gesundheitsminister Jens Spahn in den Bendlerblock zieht, könnte die frühere Gesundheitsstaatssekretärin Annette Widmann-Mauz seinen Posten einnehmen – und der Proporz wäre gewahrt.