Baikonur. ISS-Kommandant Alexander Gerst muss womöglich länger im All bleiben. Eine Sojus-Kapsel auf dem Weg zu der Raumstation ist notgelandet.

Der Start einer bemannten russischen Raumkapsel zur Internationalen Raumstation ISS ist nach russischen Medienberichten fehlgeschlagen. Die Sojus-Kapsel mit zwei Mann an Bord sei in Kasachstan notgelandet, meldete die russischen Nachrichtenagentur Interfax.

Die zwei Raumfahrer, der Russe Alexej Owtschinin und der Amerikaner Mark Haigue, die zur Internationalen Raumstation ISS fliegen sollten, blieben wohl unverletzt. Sie wurden inzwischen aus der Landeskapsel geborgen und sollten umgehend von Ärzten betreut werden.

Die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos veröffentlichtete am Donnerstagnachmittag erste Bilder der beiden geretteten Raumfahrer veröffentlicht. Zu sehen ist, wie der russische Kosmonaut Alexej Owtschinin und sein US-Kollege Nick Hague auf einem Sofa sitzen. Bei ihnen werden der Blutdruck und der Sauerstoffgehalt des Blutes gemessen.

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ISS-Mission von Alexander Gerst könnte sich verlängern

Beim Start vom Weltraumbahnhof Baikonur habe die zweite Stufe der Sojus-Trägerrakete versagt, teilten russische Raumfahrtquellen mit. Nach dem Fehlstart soll es vorerst keine bemannten Flüge ins Weltall geben.

Erst müssten die Gründe für den Unfall geklärt werden, sagte der Vize-Regierungschef Juri Borissow am Donnerstag russischen Medienberichten zufolge. „In einer solchen Situation gibt es vorerst keine weiteren Starts, bis die Ursache endgültig geklärt worden ist.“ Die Sicherheit der Raumfahrer solle gewährleistet sein.

Borissow, der auch für die Raumfahrt in seinem Land zuständig ist, nannte den Unfall „unangenehm“. Er zeige aber, dass die Notfall- und Rettungssysteme funktionierten.

ISS-Kommandant Alexander Gerst.
ISS-Kommandant Alexander Gerst. © dpa | Pavel Golovkin

Unterdessen ist über eine mögliche Verlängerung der Mission von Alexander Gerst noch nicht entschieden. „Dafür ist es jetzt zu früh, es hängt ganz wesentlich davon ab, wie schnell man die Ursache findet und für die Zukunft ausschließen kann“, sagte Europas Raumfahrtchef Jan Wörner am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur.

Gersts Mission auf dem Außenposten der Menschheit läuft bis Dezember. Falls Gerst wegen der Panne der russischen Sojus-Rakete länger im All bleiben müsse, wäre dafür alles vorhanden, sagte Wörner, der Europas Raumfahrtbehörde Esa leitet.

„Alexander Gerst kehrt erst 2019 zur Erde zurück“

Der frühere deutsche Astronaut Ulrich Walter glaubt, der Fehlstart werde sich auf die Rückkehr der derzeitigen ISS-Crew zur Erde auswirken. „Alexander Gerst wird sicherlich noch einmal drei Monate länger da oben bleiben“, sagte Walter am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur in München.

Der Professor für Raumfahrttechnik rechnet damit, dass er und die zwei weiteren Besatzungsmitglieder erst Anfang 2019 zurückkehren können. Das sind die wichtigsten Informationen zu Gersts ISS-Mission.

Gerst selbst zeigte sich erleichtert, dass der Fehlstart für die Besatzung vergleichsweise glimpflich ausgegangen ist. „Schön, dass es unseren Freunden gut geht“, schrieb er am Donnerstag wenige Stunden nach dem Vorfall auf Twitter. Er dankte den Such- und Rettungsteams für ihre Arbeit.

Der heutige Tag habe wieder gezeigt, „was für ein tolles Fahrzeug die Sojus ist“, die die Besatzung vor den Folgen eines solchen Fehlers bewahren könne. „Raumfahrt ist schwer“, ergänzte Gerst. Die Mühen seien aber wichtig für das Wohl der Menschheit.

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Gerst befindet sich seit Juni auf der ISS rund 400 Kilometer über der Erde. Als erster Deutscher führt er derzeit das Kommando auf dem fliegenden Labor. Der Astronaut ist auch für seine spektakulären Fotos von der ISS bekannt: Zuletzt schockierte Gerst mit Dürre-Fotos von Deutschland.

Die Astronauten Nick Hague (oben) und Alexey Owtschinin vor dem Start.
Die Astronauten Nick Hague (oben) und Alexey Owtschinin vor dem Start. © dpa | Yuri Kochetkov

Die Landestelle der Sojus-Kapsel lag den Angaben nach bei der kasachischen Stadt Dscheskasgan in Zentralasien. Gegen Mittag MESZ erreichten die Rettungsmannschaften die Kapsel. Das teilte das russische Militär mit. Die zwei Raumfahrer sollten am Vormittag zu einem etwa halbjährigen Forschungsaufenthalt auf der ISS aufbrechen.

Alexander Gerst ist informiert

Sie sollten das Team um den Deutschen Gerst verstärken. Das Raumschiff „MS-10“ hätte nach rund sechs Stunden Flugzeit am Nachmittag an die ISS andocken sollen.

ISS-Kommandant Gerst sei kurz nach dem Fehlstart von den Ereignissen unterrichtet worden, berichtete die US-Weltraumbehörde Nasa.

Alexander Gerst: Wie wird man ISS-Kommandant?

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    Erst am vergangenen Donnerstag war eine russische Sojus-Kapsel von der ISS sicher auf die Erde zurückgekehrt. Die Kapsel mit den drei Raumfahrern Oleg Artemjew, Drew Feustel und Ricky Arnold hatte in der Steppe von Kasachstan aufgesetzt.

    Leck in Sojus-Kapsel entdeckt

    Zuletzt war die ISS in die Schlagzeilen geraten, weil in einer der angedockten Sojus-Kapseln ein Leck entdeckt wurde. Das Loch wurde abgedichtet. Die Ursache dafür ist bis heute unklar.

    Die Ursache für den Fehlstart einer russischen Sojus-Kapsel zur Internationalen Raumstation ISS soll schnell aufgeklärt werden. Es sei bereits eine staatliche Kommission eingerichtet worden, schrieb der Leiter der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos, Dmitri Rogosin, am Donnerstag auf Twitter.

    Zum Mitreden: Alexander Gerst hebt ab zur ISS – das große Weltraum-ABC

    Demnach sollen die Telemetrie-Daten der Rakete ausgewertet werden – dazu zählen etwa die Angaben zum Flugverlauf.

    (dpa/les/bekö)