Mainz. Hat Ali B. Susanna vergewaltigt und umgebracht? Und wie konnte er flüchten? Im dem Fall gibt es viele Fragen – wir beantworten sie.

Im Fall der getöteten Susanna aus Wiebaden werden immer mehr Details zu der Tat und dem mutmaßlichen Täter Ali B. bekannt. Dieser sitzt in Untersuchungshaft und wurde bereits befragt. Ihm werden Mord und Vergewaltigung vorgeworfen.

Doch obwohl Ali B. gefasst ist und auch ausgesagt hat, gibt es noch viele Fragen in dem Fall. Wir geben Antworten auf die dringendsten Fragen:

Hat der Verdächtige Ali B. die Tat gestanden?

Ali B. ist nach seiner Flucht in den Irak festgenommen und nach Wiesbaden gebracht worden. Dort wurde er am Sonntag stundenlang von einer Ermittlungsrichterin befragt. Dabei hat Ali B. gestanden, die 14-jährige Susanna getötet zu haben. Eine Vergewaltigung bestreitet er jedoch.

Nach eigenen Angaben habe er das Mädchen umgebracht, weil er fürchtete, Susanna könnte ihn der Polizei melden und ihn für eine Verletzung im Gesicht verantwortlich machen.

Kannten sich Susanna und Ali B.?

Ja, Susanna soll Kontakt zu einem Bruder von Ali B. gehabt haben. Sie habe sich nach Angaben der Ermittler eine Beziehung zu diesem Bruder vorstellen können. Deshalb sei die 14-Jährige auch mehrfach in der Flüchtlingsunterkunft in Wiesbaden gewesen, in der Ali B. mit seiner Familie lebte. Dort hatte sie auch Kontakt zu dem Hauptverdächtigen.

Wut und Trauer nach dem Mord an Susanna

Die 14-jährige Susanna verschwand am 22. Mai nach einem Treffen mit ihren Freundinnen. Ihre Mutter meldete sie als vermisst. Die Polizei leitete die Fahndung ein. Der entscheidende Hinweis kam laut Ermittlern von einem jungen Geflüchteten, der den mutmaßlichen Täter kannte. Er führte die Polizisten zu diesem Feldweg im Stadtteil Erbenheim in Wiesbaden. Erst am 6. Juni fanden die Beamten die Leiche der vermissten Susanna.
Die 14-jährige Susanna verschwand am 22. Mai nach einem Treffen mit ihren Freundinnen. Ihre Mutter meldete sie als vermisst. Die Polizei leitete die Fahndung ein. Der entscheidende Hinweis kam laut Ermittlern von einem jungen Geflüchteten, der den mutmaßlichen Täter kannte. Er führte die Polizisten zu diesem Feldweg im Stadtteil Erbenheim in Wiesbaden. Erst am 6. Juni fanden die Beamten die Leiche der vermissten Susanna. © dpa | Arne Dedert
Die Polizisten befragten am 6. Juni auch Passanten. Nicht weit entfernt – an den Bahngleisen – fanden sie die Leiche einer weiblichen Person. Da sie vergraben war, konnte man Susanna nicht sofort identifizieren.
Die Polizisten befragten am 6. Juni auch Passanten. Nicht weit entfernt – an den Bahngleisen – fanden sie die Leiche einer weiblichen Person. Da sie vergraben war, konnte man Susanna nicht sofort identifizieren. © dpa | Arne Dedert
Die Leiche von Susanna hatte der Täter in diesem Gebüsch am Bahngleis versteckt. Später stellte sich heraus: Susanna wurde vergewaltigt.
Die Leiche von Susanna hatte der Täter in diesem Gebüsch am Bahngleis versteckt. Später stellte sich heraus: Susanna wurde vergewaltigt. © dpa | Arne Dedert
Erst einen Tag nach dem Fund, am 7. Juni, bestätigte ein Polizeisprecher: Bei der in Wiesbaden gefundenen Leiche handelt es sich um die vermisste 14-jährige Susanna aus Mainz.
Erst einen Tag nach dem Fund, am 7. Juni, bestätigte ein Polizeisprecher: Bei der in Wiesbaden gefundenen Leiche handelt es sich um die vermisste 14-jährige Susanna aus Mainz. © dpa | Arne Dedert
Bei der ersten Pressekonferenz von Polizei und Staatsanwaltschaft zum Todesfall von Susanna war noch einiges unklar. Die Journalisten erfahren: Die 14-jährige wurde umgebracht, ein Tatverdächtiger sitzt in Haft, ein zweiter Mann hat sich offenbar in den Irak abgesetzt.
Bei der ersten Pressekonferenz von Polizei und Staatsanwaltschaft zum Todesfall von Susanna war noch einiges unklar. Die Journalisten erfahren: Die 14-jährige wurde umgebracht, ein Tatverdächtiger sitzt in Haft, ein zweiter Mann hat sich offenbar in den Irak abgesetzt. © dpa | Boris Roessler
Am 8. Juni eine weitere Pressekonferenz in Quedlinburg: Diesmal spricht Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU). An diesem Tag verkündet er die Festnahme des zweiten Tatverdächtigen, der mit seiner Familie tatsächlich in den Irak geflüchtet war. Der andere Tatverdächtige wurde hingegen freigelassen.
Am 8. Juni eine weitere Pressekonferenz in Quedlinburg: Diesmal spricht Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU). An diesem Tag verkündet er die Festnahme des zweiten Tatverdächtigen, der mit seiner Familie tatsächlich in den Irak geflüchtet war. Der andere Tatverdächtige wurde hingegen freigelassen. © dpa | Hendrik Schmidt
Am gleichen Tag nutzt die AfD-Fraktion den Fall Susanna im Bundestag für ein medienwirksames Statement. Die Mitglieder der Fraktion legen – unangekündigt – eine Schweigeminute ein. Sie werden später dafür kritisiert, den tragischen Fall für politische Zwecke zu instrumentalisieren.
Am gleichen Tag nutzt die AfD-Fraktion den Fall Susanna im Bundestag für ein medienwirksames Statement. Die Mitglieder der Fraktion legen – unangekündigt – eine Schweigeminute ein. Sie werden später dafür kritisiert, den tragischen Fall für politische Zwecke zu instrumentalisieren. © dpa | Ralf Hirschberger
AfD-Demonstranten am 9. Juni in Mainz: Nur wenige dutzend Teilnehmer sind zu einer von der Partei organisierten Mahnwache für die getötete Susanna gekommen.
AfD-Demonstranten am 9. Juni in Mainz: Nur wenige dutzend Teilnehmer sind zu einer von der Partei organisierten Mahnwache für die getötete Susanna gekommen. © dpa | Boris Roessler
Einigen Teilnehmern der von der AfD organisierten Mahnwache wird ebenfalls vorgeworfen, den Fall Susanna für politische Zwecke zu instrumentalisieren. Etliche Experten betonen, dass es sich bei dem mutmaßlichen Täter, der aus dem Irak nach Deutschland geflüchtet war, um einen Einzelfall handelt.
Einigen Teilnehmern der von der AfD organisierten Mahnwache wird ebenfalls vorgeworfen, den Fall Susanna für politische Zwecke zu instrumentalisieren. Etliche Experten betonen, dass es sich bei dem mutmaßlichen Täter, der aus dem Irak nach Deutschland geflüchtet war, um einen Einzelfall handelt. © dpa | Boris Roessler
Diese Debatten berühren kaum die Trauer der Bekannten und Verwandten von Susanna. Kerzen stehen vor dem Haus der Mutter der getöteten Susanna .
Diese Debatten berühren kaum die Trauer der Bekannten und Verwandten von Susanna. Kerzen stehen vor dem Haus der Mutter der getöteten Susanna . © dpa | Boris Roessler
Hier sehen sich Schulkinder in Mainz Blumen und Kondolenzschreiben an, die von Trauernden und Passanten im Flur des Wohnblocks abgelegt wurden, in dem die Mutter der getöteten Susanna lebt.
Hier sehen sich Schulkinder in Mainz Blumen und Kondolenzschreiben an, die von Trauernden und Passanten im Flur des Wohnblocks abgelegt wurden, in dem die Mutter der getöteten Susanna lebt. © dpa | Boris Roessler
„Wir vermissen dich Susanna“: Viele Menschen haben Botschaften hinterlassen und Briefe der Anteilnahme geschrieben. Oft wurden sie mit Buntstiften geschrieben.
„Wir vermissen dich Susanna“: Viele Menschen haben Botschaften hinterlassen und Briefe der Anteilnahme geschrieben. Oft wurden sie mit Buntstiften geschrieben. © dpa | Boris Roessler
Junge Frauen legen an einer provisorischen Gedenkstätte für die getötete Susanna Blumen nieder und entzünden Kerzen.
Junge Frauen legen an einer provisorischen Gedenkstätte für die getötete Susanna Blumen nieder und entzünden Kerzen. © dpa | Boris Roessler
Am Abend des 9. Juni konnte der Hauptverdächtige von der Bundespolizei in Frankfurt in Haft genommen werden. Die irakische Polizei hatte ihn am Tag davor festnehmen können, danach wurde er mit einer Lufthansa-Maschine von Erbil nach Frankfurt geflogen. Ali B. soll am 10. Juni bei seiner Haftprüfung stundenlang ausgesagt haben.
Am Abend des 9. Juni konnte der Hauptverdächtige von der Bundespolizei in Frankfurt in Haft genommen werden. Die irakische Polizei hatte ihn am Tag davor festnehmen können, danach wurde er mit einer Lufthansa-Maschine von Erbil nach Frankfurt geflogen. Ali B. soll am 10. Juni bei seiner Haftprüfung stundenlang ausgesagt haben. © dpa | Boris Roessler
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Warum wurde Susannas Leiche erst so spät gefunden?

Zwischen einem Hinweis auf Susannas Tod und dem Fund der Leiche ist über eine Woche vergangen. Die Hinweisgeberin sei im Urlaub gewesen und wurde deshalb nicht sofort von der Polizei befragt, sagen die Ermittler.

Bringen Spuren vom Tatort noch weitere Erkenntnisse in dem Fall?

An dem Fundort von Susannas Leiche wurden DNA-Spuren und andere Hinweise gesichert. Die Behörden wollen daraus Rückschlüsse auf den Täter und den Tathergang ziehen. Ein Problem könnte jedoch die lange Zeit zwischen Tod und Auffinden der Leiche sein. Nach einer relativ langen Zeit von über einer Woche könnten einige Spuren nicht mehr aussagekräftig sein.

Medien: Iraker gesteht Tötung von Susanna

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    Wie konnte Ali B. ausreisen?

    Im Prinzip lässt sich Ali B.s Flucht in den Irak auch mit der Zeitverzögerung zwischen den ersten Hinweisen auf Susannas Tod und dem Auffinden der Leiche erklären. So ist Ali B. ausgereist, bevor er von den Behörden zur Fahndung ausgeschrieben wurde. Bei der Ausreise vom Flughafen Düsseldorf lag also kein Hinweis darauf vor, dass Ali B. festgehalten werden müsste.

    Die Familie von Ali B. soll bei der Ausreise Flugtickets genutzt haben, auf denen andere Namen standen als auf den Aufenthaltsgenehmigungen und den Ausweisen. Bei der Ausreise aus dem Schengen-Raum – in diesem Fall zunächst in die Türkei – überprüft die Bundespolizei die Ausweise der Reisenden. Die waren ohne Beanstandung.

    Es gab aber keinen Abgleich mit den Bordkarten. Ein solcher Vergleich kann nach Angaben einer Sprecherin des Bundesverbands der Luftverkehrswirtschaft am Check-In vorgenommen werden, wenn es für das Zielland entsprechende Vorgaben gibt. Im Fall der Türkei war das aber nicht vorgeschrieben.

    Wie geht es jetzt weiter?

    Die Ermittler werden die Ergebnisse der Obduktion von Susannas Leiche und der Spuren vom Tatort abwarten. Je nach Auslastung der Gerichtsmedizin können jedoch gerade toxikologische Untersuchungen erst nach mehreren Wochen vorliegen – das betrifft zum Beispiel auch Drogentests.

    Zudem dürfte die Befragung von Ali B. weitergehen. Auch die Aussagen von weiteren Zeugen werden ausgewertet. (ac/dpa)