Berlin. Ein Apfel am Tag hält den sprichwörtlichen Doktor fern. Angesichts der Fülle an Sorten, stellt sich die Frage: Welche sind am besten?

Arkansas Black, Honeycrisp, Queen Alexandra und Viginia Beauty klingen allesamt nach erfolgreichen Dressurpferden. Hinter den Namen verbergen sich aber vier von schätzungsweise 30.000 Apfelsorten. Das robuste und vielseitige Obst, das einst wie die Seide und die Nudeln ihren Weg über die Seidenstraße nach Europa fand, wird kultiviert und modifiziert wie kaum eine andere Pflanze. Gezüchtet wurden Unterarten für Kuchen, Säfte, Marmeladen, Essig oder Schnaps. Roh verzehrt liefert die beliebteste Frucht der Deutschen wertvolle Mineralien, Vitamine und Ballaststoffe. Doch welche Apfelsorten sind am gesündesten?

Grundsätzlich kann man mit einem Apfel eigentlich nichts falsch machen. Mit etwa 50 bis 70 Kalorien bei einem Gewicht von 150 bis 300 Gramm dient er als leichter Snack für Zwischendurch. Die Mischung aus Fruktose und Glukose verleiht zudem einen schnellen Energieschub, der den Apfel zur idealen Ergänzung vor oder während dem Sporttreiben macht. Neben den reichhaltigen Mineralien, die in fast allen körperlichen Stoffwechselprozessen benötigt werden, sind viele wichtige Vitamine enthalten. Mit rund 85 Prozent Anteil besteht der Apfel aber zum Großteil aus Wasser.

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Moderne Äpfel: Süßer im Geschmack, dafür nährstoffärmer

Spätestens mit dem Aufstieg des "Golden Delicious", der heute noch zu den fünf Sorten gehört, die mit großem Abstand am meisten angebaut werden, hat die Kommerzialisierung des Apfels begonnen. In den 1950er-Jahren führten moderne Anbau und Düngemethoden sowie effektive Pestizide dazu, dass nicht mehr nur auf robuste Apfelarten gesetzt werden mussten. Die Folge: Es wurden größere, süßere und vielseitig einsetzbare Sorten gezüchtet.

Wichtigste Nährstoffe im Apfel:

  • Kohlenhydrate (Traubenzucker und Fruchtzucker)
  • Kalium
  • Vitamin B1 (Wichtig für Herz, Hirn, Muskulatur und Nervensystem)
  • Vitamin B2 (Katalysator bei Stoffwechsel von Proteinen, Fetten und Kohlehydraten)
  • Vitamin B6 (Immunsystem und Hormontransport)
  • Vitamin E (Antioxidans)
  • Vitamin C (Wundheilung)
  • Ballaststoffe (Verdauung)

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Dass Äpfel heute süßer schmecken als noch vor 100 Jahren, hat aber auch Nachteile. Obstbauern setzen heutzutage viel Dünger und Pflanzenschutzmittel ein, was zu Bodenerosion und Artensterben beiträgt. Auch für die menschliche Gesundheit hat die Modifikation Folgen. Denn die neue Süße geht auf Kosten des natürlichen Säureanteils im Wildapfel.

Polyphenol: Natürlicher Abwehrstoff für Pflanze und Mensch

Wie Forscher der Universität Dalhousie in Kanada nachwiesen, enthalten moderne Äpfel durchschnittlich 43 Prozent weniger Säure und 68 Prozent weniger Polyphenol als die Urfrucht. Der sekundäre Pflanzenstoff Phenol ist ein Schutzmechanismus gegen UV-Licht sowie Insekten- und Pilzbefall und sorgt bei ursprünglichen Apfelsorten für die roten Schattierungen auf der Schale. Die Pflanzenphenole sind es auch, die für die bräunliche Verfärbung sorgt, wenn das Fruchtfleisch Sauerstoff ausgesetzt ist.

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Für den domestizierten Apfel an sich ist die chemische Verbindung im sterilen Plantagenanbau nicht lebensnotwendig. Der menschliche Organismus hingegen profitiert erheblich von den Phenolen. Die Antioxidantien wirken entzündungshemmend und bekämpfen freie Radikale, die zur Zersetzung von Körperzellen führen. Freie Radikale sind für lebende Organismen giftig und werden von schlechter Ernährung, Rauchen, Alkohol oder Stress ausgelöst.

Vorsicht Allergiker – Deutsche verzehren eine Millarde Tonnen Äpfel

Besonders Menschen, die auf Äpfel allergisch reagieren, dürften sich nach Zeiten zurücksehnen, in der der Apfel noch nicht kultiviert war. Denn Äpfel, die wenig Phenole aufweisen, sind reich an allergenen Eiweißen. Wer einen besonders reichhaltigen Apfel essen möchte, greift am besten zu alten Sorten. In Deutschland bieten sich etwa Boskop oder Berlepsch an. Bei beiden handelt es sich um Tafeläpfel, die einen säuerlichen Geschmack aufweisen. Auch die US-amerikanische Züchtung Idared empfiehlt sich dank seiner Nährstoffe, er gilt als feinsäuerlich und arm an aromen.

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Beliebte Trendsorten aus der Fruchtabteilung des örtlichen Supermarktes, wie Granny Smith, Jonagold, Pink Lady und Golden Delicious, sind hingegen ihrer natürlichen Abwehrkräfte zu einem großen Teil beraubt. Im übrigen sollten Tafeläpfel nicht geschält werden. Die wertvollsten pflanzlichen Sekundärstoffe reichern sich nämlich als Schutzbarriere in der Schale an.

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Mehr als 24 Kilogramm Äpfel verzehren Deutsche pro Jahr. Rund eine Milliarde Tonnen wurden 2021 laut Statistischem Bundesamt in Deutschland geerntet, von denen drei Viertel als Tafelobst verkauft wurden. Etwa 86 Prozent der in Deutschland verzehrten Äpfel wurde auch hierzulande geerntet.