Berlin/Kiew. Ab Montag wollen G7, EU und Australien eine Preisobergrenze für russisches Öl umsetzen. Den Preisdeckel will Russland offenbar umgehen.

Russland hat Medienberichten zufolge heimlich eine „Schattenflotte“ von mehr als 100 gebrauchten Öltankern zusammengestellt, um westliche Sanktionen zu umgehen. „Wir haben in den letzten Monaten eine ganze Reihe von Verkäufen an namenlose Käufer gesehen, und ein paar Wochen nach dem Verkauf tauchen viele dieser Tanker in Russland auf“, sagte der russische Ölexperte Craig Kennedy der „Financial Times“.

Hintergrund für die Maßnahme ist offenbar die von westlichen Staaten beschlossene Preisobergrenze für russisches Öl. Die Staaten wollen Russland dazu zwingen, Erdöl künftig unter dem Marktpreis an Abnehmer in anderen Staaten zu verkaufen. Ziel ist es, die Kriegskasse des Kreml auszutrocknen. Die am Freitag erzielte Absprache sieht vor, zunächst eine Preisobergrenze von 60 US-Dollar pro Barrel (je 159 Liter) festzulegen.

Russland ist der zweitgrößte Exporteur von Rohöl weltweit. Am Montag soll zudem das bereits beschlossene Embargo der EU gegen die Einfuhr von russischem Rohöl auf dem Seeweg in Kraft treten. Dies betrifft zwei Drittel der Importe, der Rest kommt über Pipelines.

Russland: Kein Öl an Staaten, die den Preisdeckel unterstützen

Der Kreml erklärte, er werde kein Öl an Staaten verkaufen, die den Preisdeckel unterstützen. Vermutet wird, dass Moskau deshalb den Handel mit Ländern wie Indien, China oder der Türkei verstärkt – diese Länder haben in den vergangenen Monaten ihre Ölimporte aus Russland bereits erhöht.

Die Preisobergrenze wird laut dem US-Magazin „Newsweek“ Russland von einem Großteil der globalen Tankerflotte abschneiden. Grund ist, dass Versicherer wie Lloyd’s in London keine Deckung mehr für Schiffe mit russischem Öl vergeben dürfen – es sei denn, es wird im Rahmen der Preisobergrenze verkauft.

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Selenskyj kritisiert den beschlossenen Öl-Preisdeckel

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hält den beschlossenen Preisdeckel für zu hoch. Mit der vereinbarten Obergrenze von 60 US-Dollar pro Barrel fließe weiterhin zu viel Geld in Russlands Haushalt und damit in den Krieg gegen sein Land, sagte Selenskyj.

Es sei nur noch eine Frage der Zeit, bis die Welt zu noch härteren Sanktionsinstrumenten gegen Moskau greifen müsse, meinte der Staatschef. „Schade, dass diese Zeit nun verloren geht.“ Aus Sicht der Ukraine müsste der Preisdeckel 30 Dollar pro Barrel betragen. (heg/dpa/afp)

Dieser Artikel erschien zuerst bei morgenpost.de.