Berlin. Wie weit wird Putin noch gehen? Darüber wurde bei “Anne Will“ diskutiert. Ein russischer Schriftsteller gab eine düstere Prognose ab.

Kremlchef Wladimir Putin ist zusehends in der Bredouille: Auf die jüngsten Erfolge des ukrainischen Militärs reagierte Russland zuletzt mit wahllos wirkendem Beschuss auch von ziviler Infrastruktur. Die Lage beschäftigte am Sonntagabend auch die Runde bei „Anne Will“: „Ist Putin noch zu stoppen?“ Diese Frage wurde diskutiert von der Russlandexpertin Sarah Pagung, dem russischen Schriftsteller Viktor Jerofejew, der deutsch-ukrainischen Publizistin Marina Weisband sowie von den Politikern Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) und Martin Schulz (SPD).

"Anne Will": Diese Gäste waren dabei:

  • Martin Schulz (SPD) - ehemaliger Bundesvorsitzender der SPD
  • Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) - Vorsitzende des Verteidigungsausschusses
  • Marina Weisband - deutsch-ukrainische Publizistin
  • Sarah Pagung - Politologin und Russland-Expertin
  • Viktor Jerofejew - russicher Schriftsteller

Putin: Ein Hinterhofschläger, ein "Mensch des Krieges"

Eine interessante Perspektive auf den russischen Präsidenten bot Viktor Jerofejew an. „Putin ist ein Mensch des Krieges“, sagte der russische Schriftsteller unter Verweis etwa auf Tschetschenien, Georgien und Syrien. In seiner Jugend sei Putin ein Hinterhofschläger gewesen, als Präsident agiere er genauso kompromisslos.

Entsprechend düster fiel auch Jerofejew Prognose für den weiteren Verlauf des Krieges aus. Es sei falsch, Putin für einen rationalen Menschen zu halten, warnte er. Im Zweifel sei der russische Präsident bereit, die Welt zu zerstören. „Er wird alles tun, um nicht als Verlierer da zu stehen. Alles.“

So kurios inszeniert sich Wladimir Putin

Oben ohne und total entspannt : Der russische Präsident Wladimir Putin weiß, wie er sich inszenieren kann.
Oben ohne und total entspannt : Der russische Präsident Wladimir Putin weiß, wie er sich inszenieren kann. © dpa | Alexei Nikolsky
Völlig entspannt gibt er sich beim Angeln in Sibirien. An seiner Seite: der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu.
Völlig entspannt gibt er sich beim Angeln in Sibirien. An seiner Seite: der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu. © imago/ITAR-TASS | Alexei Nikolsky
Der Pressedienst des Kreml verbreitete 2017 die Aufnahmen des Kurztrips.
Der Pressedienst des Kreml verbreitete 2017 die Aufnahmen des Kurztrips. © dpa | Alexei Nikolsky
Es ist nicht das erste Mal, dass der russische Präsident mit nacktem Oberkörper posiert.
Es ist nicht das erste Mal, dass der russische Präsident mit nacktem Oberkörper posiert. © dpa | Alexei Nikolsky
Putin ließ sich schon beim Schwimmen ablichten.
Putin ließ sich schon beim Schwimmen ablichten. © REUTERS | © RIA Novosti / Reuters
Oder bei einem Trip zu Pferd.
Oder bei einem Trip zu Pferd. © REUTERS | REUTERS / RIA NOVOSTI
Oben ohne zeigte sich Putin auch auf der Jagd in Sibirien.
Oben ohne zeigte sich Putin auch auf der Jagd in Sibirien. © picture alliance/ASSOCIATED PRESS | AP Content
Hart im Nehmen: So stieg Putin im Januar aus dem eiskalten Wasser des Seligersees.
Hart im Nehmen: So stieg Putin im Januar aus dem eiskalten Wasser des Seligersees. © picture alliance / ZUMAPRESS.com | dpa Picture-Alliance / Alexei Druzhinin
Harte Schale, weicher Kern? Schon häufiger hat der russische Präsident seine Tierliebe zur Schau gestellt.
Harte Schale, weicher Kern? Schon häufiger hat der russische Präsident seine Tierliebe zur Schau gestellt. © picture alliance / Sputnik | dpa Picture-Alliance / Alexei Druzhinin
So zeigte er sich überaus interessiert, als Forscher einem Tiger im Ussuri-Naturreservat im Osten Russlands ein Tracking-Halsband anlegten.
So zeigte er sich überaus interessiert, als Forscher einem Tiger im Ussuri-Naturreservat im Osten Russlands ein Tracking-Halsband anlegten. © REUTERS | © RIA Novosti / Reuters
Im Nationalpark „Losiny Ostrov“ fütterte er ein Elch-Kalb mit der Flasche.
Im Nationalpark „Losiny Ostrov“ fütterte er ein Elch-Kalb mit der Flasche. © REUTERS | © RIA Novosti / Reuters
Auf Augenhöhe: Ein kleines flauschiges Küken scheint es dem Präsidenten angetan zu haben.
Auf Augenhöhe: Ein kleines flauschiges Küken scheint es dem Präsidenten angetan zu haben. © REUTERS | © RIA Novosti / Reuters
Beim Tollen im Schnee haben offenbar nicht nur die beiden Vierbeiner Spaß.
Beim Tollen im Schnee haben offenbar nicht nur die beiden Vierbeiner Spaß. © REUTERS | © RIA Novosti / Reuters
Reiten kann Putin übrigens auch angezogen.
Reiten kann Putin übrigens auch angezogen. © REUTERS | REUTERS / HO
Und auch am Steuer eines Bootes muss es nicht oberkörperfrei sein.
Und auch am Steuer eines Bootes muss es nicht oberkörperfrei sein. © dpa | Alexei Nikolsky
Insgesamt inszeniert sich der Präsident auch gern als stark, männlich, kämpferisch, sportlich und als Abenteurer. Im Taucheranzug ging es etwa mit Harpune auf Hechtjagd.
Insgesamt inszeniert sich der Präsident auch gern als stark, männlich, kämpferisch, sportlich und als Abenteurer. Im Taucheranzug ging es etwa mit Harpune auf Hechtjagd. © dpa | Alexei Nikolsky
Natürlich erfolgreich: Einen Hecht konnte er mit der Harpune erlegen.
Natürlich erfolgreich: Einen Hecht konnte er mit der Harpune erlegen. © dpa | Alexei Nikolsky
Putin in seinem Taucheranzug.
Putin in seinem Taucheranzug. © imago/ITAR-TASS | Alexei Nikolsky
Putin hält sich fit.
Putin hält sich fit. © REUTERS | © RIA Novosti / Reuters
Auch als Hockeyspieler auf dem Eis macht er – natürlich – eine gute Figur.
Auch als Hockeyspieler auf dem Eis macht er – natürlich – eine gute Figur. © REUTERS | REUTERS / SPUTNIK
Meistens jedenfalls.
Meistens jedenfalls. © REUTERS | REUTERS / POOL
Putin konzentriert, kontrolliert und kämpferisch.
Putin konzentriert, kontrolliert und kämpferisch. © REUTERS | REUTERS / RIA Novosti
Der russische Präsident hat den schwarzen Gürtel im Judo.
Der russische Präsident hat den schwarzen Gürtel im Judo. © REUTERS | REUTERS / SPUTNIK
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Putin: Muss man die atomare Drohung ernst nehmen?

Auch wenn Jerofejew es nicht so aussprach: Seine Ausführungen waren ein deutliches Plädoyer dafür, die atomaren Drohungen aus Moskau ernst zu nehmen. Dem wollte sich Martin Schulz nicht anschließen. Putin sei als früherer KGB-Mann perfekt im Täuschen, sagte der SPD-Politiker. Auch schrecke er vor Terror nicht zurück. Am Ende aber, befand Schulz, würde Putin nicht das eigene System gefährden.

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Das klang ein wenig beruhigend, allerdings hatte die Argumentation eine Schwäche: Was, wenn sich das System irgendwann gegen Putin richtet, weil dieser – in Jerofejews Worten – als Verlierer dasteht? Heikel könnte es werden, wenn Putin in ein „nach mir die Sintflut“ verfallen würde, schränkte Schulz seine Prognose zwischendurch ein. Und blieb doch dabei: „Wir müssen mit dem Schlimmsten rechnen, mit atomaren Schlägen am Ende aber nicht.“

Putin: Seine Hooligan-Mentalität hat Russland geprägt

Schlimm ist die Lage derweil tatsächlich ohnehin schon. An der brutalen russischen Kriegsweise wird sich wohl erst einmal nichts ändern, prognostizierte in der Runde Sarah Pagung. „Putin nimmt alles, was an Kompromissmasse da wäre, aus dem Spiel“, sagte die Russlandexpertin von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik. Ein Interesse an Verhandlungen sei nicht zu erkennen. Lesen Sie auch: Riskante Drohgebärden – Nato und Russland üben den Atomkrieg

Zugleich sei eindeutig, dass Russland seine Ziele nicht erreicht habe, sagte Pagung. Die Mobilisierung, der Einsatz von Söldnern und das Auswechseln des zuständigen militärischen Spitzenpersonals seien Ausdruck davon.

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Ukraine-Krieg: Russen machen sich zunehmend Zukunftssorgen

Interessant war schließlich auch der Blick der Runde auf die russische Innenpolitik. Jerofejew lieferte dabei eine Erklärung dafür, warum Putin noch immer von einigen Russen unterstützt wird. „Seine Hooligan-Mentalität hat sich über das gesamte Land gelegt, das spricht viele an“, sagte der Schriftsteller.

Pagung erklärte, dass sich in den Umfragen noch keine echte Trendwende abzeichne. „Die Unterstützung für Putin nimmt nur leicht ab.“ Deutlich zugenommen hätten allerdings die Zukunftssorgen.

Das Fazit

Diese Ausgabe von „Anne Will“ funktionierte gut, weil sie neue Perspektiven eröffnete – und zwar insbesondere auf Wladimir Putin. Dabei kann man nur hoffen, dass Martin Schulz mit seiner Einschätzung bezüglich einer atomaren Eskalation Recht behalten wird.

Hier geht's zur Ausgabe von "Anne Will" in der Mediathek.

Anne Will – Mehr Infos zur Talkshow & Moderatorin

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.