Berlin. Wie sicher ist die Versorgung mit Lebensmitteln Welt? Warum wir jetzt neue Wege beschreiten müssen und Raps nicht in den Tank gehört.

  • Die Preise im Supermarkt werden immer teurer, der Krieg in der Ukraine sorgt für einen großen Anstieg der Inflation
  • Vor allem Menschen mit geringem Einkommen werden von den gestiegenen Lebensmittelpreisen getroffen
  • Hartz-IV-Empfänger und Rentner brauchen deshalb dringend Hilfen

Mit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine erleben wir eine Zeitenwende. Jahrelange Handelskontakte werden abgebrochen, neue Lieferbeziehungen müssen vereinbart werden, die Globalisierung steht auf der Kippe. Das gilt auch für die Landwirtschaft. Um die Ernährung auf der Welt zu sichern, muss jetzt neu gedacht, müssen andere Wege beschritten und Gewohnheiten geändert werden.

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Dabei steht fest: Dies geht auch am Wohlstand der Deutschen nicht spurlos vorbei. Auch wenn uns in Europa kein Hunger droht, so werden wir den Krieg mindestens mit höheren Preisen für Lebensmittel bezahlen.

Putin setzt durch die Verknappung der Getreidelieferungen gezielt Hunger als Waffe ein. Die Ukraine war über Jahre die Kornkammer Europas. Verlässlich lieferte das Land die Hälfte des notwendigen Getreides für das World Food Programm – und damit die Grundversorgung der Ärmsten der Armen auf dieser Welt. Sie war aber auch Partner für Länder in Afrika und im Nahen Osten.

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    Die Lieferungen werden dieses Jahr wohl größtenteils ausfallen, da die Bauern in der Ukraine zwangsläufig anderes zu erledigen haben, als ihre Felder zu bestellen. Die Getreidepreise haben sich weltweit bereits verdoppelt, so dass schon heute viele Männer, Frauen und Kinder auf der Welt sich ihr tägliches Brot nicht mehr leisten können – und mit leeren Bäuchen und mit Hunger leben müssen.

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    Ukraine-Krise: Es gibt genügend Lebensmittel für alle Menschen

    Beate Kranz, Wirtschaftsredakteurin der Funke Medien Gruppe
    Beate Kranz, Wirtschaftsredakteurin der Funke Medien Gruppe © Reto Klar | Reto Klar

    Diesen Armen sollte unsere vorrangige Solidarität gelten, bevor wir über knapperes Sonnenblumenöl für Pommes Frites lamentieren. In Europa und Deutschland haben wir das große Privileg, dass unser angebautes Getreide zur Eigenversorgung ausreicht.

    Es drohen deshalb weder Lebensmittelknappheit noch Versorgungsengpässe. Das sieht in den Ländern des Globen Südens ganz anders aus. Dort geht es ums Überleben.

    Auch hier sollte die Welt endlich der Wahrheit ins Gesicht sehen: Es gibt grundsätzlich schon immer genügend Nahrungsmittel auf dieser Erde, um alle Menschen zu ernähren.

    Wenn ein Mensch trotzdem hungern muss, so ist dies ein Verteilungsproblem – von Menschen gemacht. Deutschland muss hier deshalb finanziell schnell helfen – möglicherweise sogar mit Ware.

    Auch wenn die Bundesrepublik heute nicht zu den großen Getreideexporteuren zählt, so gibt es hierzulande eine üppige Getreideproduktion. Sie ist so ertragreich, dass 60 Prozent der Ernte im Tierfutter landet und weitere 9 Prozent als Ethanol im Biosprit für Autos. Der Großteil dieses Getreides würde sich auch zum Brotbacken eignen. Raps könnte als Speiseöl dienen.

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    Wenn in Europa nur 10 Prozent der Tierzucht verringert würde, so Agrarexperten, könnte das eingesparte Korn für Futter die Getreideexporte der Ukraine komplett ersetzen. Warum zögern wir noch? Nur etwas weniger Fleisch auf dem Teller könnte Menschenleben retten – und als Nebeneffekt wäre es gut für den Klimaschutz und unsere Gesundheit. Getreide gehört auf den Tisch und nicht in die Futtertröge und Autotanks!

    Die Nutzung von Gras und Pflanzen von ökologischen Vorrangflächen als Tierfutter in diesem Jahr ist dagegen nur ein Tropfen auf den heißen Stein – und zudem eher kontraproduktiv für den Klima- und Artenschutz.

    Der Preisanstieg bei Lebensmittel wird unterdessen viele ärgern. Doch, mal ehrlich: die Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland wird sich dies leisten können. Nicht aber jene, die schon heute zu den Geringverdienern zählen, die mit Mini-Renten leben oder von Sozialleistungen wie Hartz IV abhängig sind. Hier muss der Staat noch mal gezielt mit Lebensmittelgutscheinen oder Einmalzahlungen – wie bei den Heizkostenzuschüssen – nachhelfen. Grundnahrungsmittel müssen für alle Menschen bezahlbar bleiben.

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