Berlin . Marina Owssjannikowa protestierte im russischen Staatsfernsehen gegen den Ukraine-Krieg – live. Was über diese mutige Frau bekannt ist.

  • Marina Owssjannikowa wird weltweit gefeiert, nachdem sie live im russischen Fernsehen gegen den Krieg protestierte
  • Nach ihrem Auftritt wurde sie zu einer Strafe verurteilt
  • Doch wer ist die mutige Frau eigentlich?

Nach ihrem aufsehenerregenden Protest im russischen Staatsfernsehen gegen den Krieg in der Ukraine ist die Kriegsgegnerin Marina Owssjannikowa in Moskau zu 30.000 Rubel (226 Euro) Geldstrafe verurteilt worden.

Die Urteil erging, weil Marina Owssjannikowa in einem Video zu Protesten gegen den Krieg von Kremlchef Wladimir Putin in der Ukraine aufgerufen habe, wie das Bürgerrechtsportal OWD-Info am Dienstag meldete. Der prominente russische Journalist Alexej Wenediktow hatte zuvor ein Foto der Redakteurin mit ihrem Anwalt Anton Gaschinski in einem Gerichtsgebäude veröffentlicht.

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Zunächst war befürchtet worden, Owssjannikowa könnte nach einem umstrittenen neuen Gesetz wegen Diffamierung der russische Armee verurteilt werden. Dabei drohen bis zu 15 Jahre Haft. Die Redakteurin des Ersten Kanals des russischen Staatsfernsehens hatte am Montagabend in den Hauptnachrichten ein Protestplakat gegen den Krieg in der Ukraine in die Kamera gehalten.

Lange stand Marina Owssjannikowa dabei nicht vor der Kamera der Hauptnachrichtensendung "Wremja" des russischen Staatsfernsehens. Ganz plötzlich sprang Owssjannikowa hinter ihre Kollegin und Nachrichtensprecherin Jekaterina Andrejewa ins Bild, und hielt ein Schild mit der Aufschrift „Stoppt den Krieg. Glaubt der Propaganda nicht. Sie lügen euch an“, hoch. Dazu rief sie mehrfach: „Nein zum Krieg, Nein zum Krieg, Nein zum Krieg!“

Erst moderierte die Nachrichtensprecherin stoisch weiter, dann brach die Übertragung des Senders Rossija 1 ab und es wurde ein Videobeitrag aus einem Krankenhaus gezeigt.

Marina Owssjannikowa protestiert live im russischen Fernsehen

Doch die sechs Sekunden Sendezeit reichten für weltweite Aufmerksamkeit und vor allem, um von den Menschen in Russland gesehen zu werden. Denn „Wremja“ sendet live, in Millionen russische Wohnzimmer. Und normalweise gehört die Sendung zu den wichtigsten Verbreitungswegen für das, was der russische Staat als Wahrheit verkaufen möchte.

Kommentar zum Thema: Marina Owssjannikowa ist eine Heldin – nur wie lange?

Marina Owssjannikowas Anti-Kriegsprotest trifft daher ins Schwarze. In Russland ist es Medien verboten, den russischen Einmarsch in die Ukraine als „Krieg“ oder „Invasion“ zu benennen. Offiziell ist von einer „militärischen Spezialoperation“ die Rede.

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Marina Owssjannikowa wurde verhaftet

Oppositionelle, die Medien und die Netzwelt sind sich einig: Marina Owssjannikowa hat großen Mut bewiesen. Immerhin hat Owssjannikowa sowohl ihren Job als auch ihre Freiheit aufs Spiel gesetzt, um zu protestieren. Nach der Aktion wurde sie festgenommen, ihr drohen bis zu 15 Jahre im Gefägnis. Es heißt, Owssjannikowas Anwälte könnten sie weder erreichen, noch wüssten sie, wo sie sich befinde.

Bei Twitter, Facebook und in den Kommentarspalten häufen sich Lobesbekundungen und Achtung. Doch wer ist diese mutige Frau?

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Marina Owssjannikowa ist Mitarbeiterin des Fernsehsenders. Schon vor der Aktion veröffentlichte sie eine Videobotschaft, die später auch mit englischen und auch deutschen Untertiteln versehen wurde.

Marina Owssjannikowa: „Ich schäme mich“

Owssjannikowa trägt eine bunte, kranzförmige Kette in den Farben sowohl der russischen als auch ukrainischen Flagge. Sie spricht von ihrer Familie. Ihr Vater sei Ukrainer, ihre Mutter Russin. „Sie waren nie Feinde.“ Sie nennt den Krieg gegen das Nachbarland ein „Verbrechen“, für das allein Putin verantwortlich sei. Außerdem habe sie mehrere Jahre bei Channel 1 gearbeitet und die Propaganda des Kreml verbreitet. „Ich schäme mich jetzt sehr dafür. Ich schäme mich dafür, dass ich zuließ, dass vom TV-Bildschirm gelogen wurde. Ich schäme mich dafür, dass ich zuließ, dass Russen in Zombies verwandelt wurden“, so Owssjannikowa in dem Video.

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Auf der kurz nach dem TV-Auftritt erstellten Wikipedia-Seite über Marina Owssjannikowa heißt es, sie sei 1978 in Odessa geboren. Ihr eigener Instagram-Account steht auf privat. Am Dienstagmittag wurde plötzlich in ihrem Namen getwittert. Sie sei wieder entlassen worden und sie bereue nichts. Vielfach wurde der Account, der erst vor einer Woche online gegangen war, geteilt und kommentiert.

Auch der CDU-Politiker Armin Laschet rief zwischenzeitlich zur Unterstützung des Profils auf. Allerdings handelte es sich hierbei um einen Fake-Account. Vor Marina Owssjannikowa Protest-Aktion wurde unter dem Namen „AnonUkrainell“ der Hacker-Gruppe Anonymus getwittert. Auch Laschet hat seinen Post korrigiert. Der Fake-Account ist inzwischen gelöscht.

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Auch das Facebook-Profil von Marina Owssjannikowa verrät dafür einiges. Hier zeigt sich die Russin privat. Der Urlaub in Italien wird festgehalten, ebenso wie Selfies im eleganten Abendkleid oder Schnappschüsse ihrer zwei Kinder. Marina Owssjannikowa präsentiert sich sportlich, lebensfroh und reiselustig.

Marina Owssjannikowa – sportlich und tierlieb

Auch zu Owssjannikowas Biografie lassen sich Informationen finden. Sie wurde als Marina Tkachuk geboren und nahm nach einer Hochzeit den Ehenamen Owssjannikowa an. Owssjannikowa besuchte sowohl die Staatliche Universität Kuban als auch die Russische Präsidentenakademie für Volkswirtschaft und öffentliche Verwaltung. Schon während ihrer Studienzeit, vor fast 20 Jahren, moderierte Owssjannikowa im Lokalfernsehen. Zu sehen in einem Clip, den sie 2017 auf ihrem Facebook-Profil teilte.

In ihrem Steckbrief beschreibt sie sich als Mitarbeiterin eines Nachrichtensenders und begeisterte Schwimmerin, die sowohl in der Wolga als auch im Bosporus geschwommen sei. Außerdem liebe sie Golden Retriever, von dem ihre Familie auch einen besitzt und von dem sie einige Fotos teilt.

EU würdigt Protest von Kriegsgegnerin in russischem TV

Die EU hat den Protest ihren gewürdigt. Die Frau habe mit der Aktion am Montag eine „mutige moralische Haltung“ eingenommen, erklärte der Sprecher des EU-Außenbeauftragten Josep Borrell, Peter Stano, am Dienstag in Brüssel. Sie „wagte, Lügen und Propaganda des Kremls live auf einem staatlich kontrollierten Sender zu widerlegen“. Stano ordnete ihren Protest in den anderer „mutiger“ und „friedensliebender“ Russen ein, die vom Moskauer Regime unterdrückt würden.

Dieser Artikel erschien zuerst auf waz.de.