Berlin. BASF, Zalando & Co.: Große Konzerne haben Pläne zum Stellenabbau angekündigt. Wie wirkt sich das auf den deutschen Arbeitsmarkt aus?

Die Hiobsbotschaften seit Anfang des Jahres häufen sich: Viele Unternehmen planen einen massiven Stellenabbau. Der weltweit größte Chemiekonzern BASF beispielsweise will Hunderte Mitarbeiter in Deutschland entlassen, der Mode-Onlinehändler Zalando wird ebenfalls Hunderte Stellen streichen. Die Düsseldorfer Modekette Peek & Cloppenburg mit 67 Filialen in Deutschland hat ein Schutzschirm-Insolvenzverfahren beantragt.

Geschäftsführer Thomas Freude sagte der „Wirtschaftswoche“, im Laufe des Verfahrens „werden auch Arbeitsplätze wegfallen müssen“. Es soll vor allem um Stellen in der Zentrale gehen, zurzeit seien dort rund 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. Die Liste könnte immer weiter fortgeführt werden, gefühlt wöchentlich kündigen große Konzerne weitreichende Stellenstreichungen an. Wie wirkt sich das auf den deutschen Arbeitsmarkt aus?

„Obwohl wir uns in diesem Winter in einer konjunkturellen Schwächephase befinden, gibt es insgesamt betrachtet keine breite Entlassungswelle“, sagte Bernd Fitzenberger, Direktor des Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), dieser Redaktion. „Aus einzelnen Betrieben und Bereichen kommen Meldungen, dass Beschäftigung abgebaut werden soll und die damit verbundenen Probleme sind für die Menschen vor Ort gravierend – vor allem, wenn es sich um Massenentlassungen handelt. Das wird sich aber nicht unmittelbar in einer Erhöhung der Arbeitslosenquote insgesamt niederschlagen.“

Trotz Stellenabbau: Arbeitslosenquote bleibt stabil

Tatsächlich lag die Arbeitslosenquote in Deutschland in den ersten beiden Moneten des Jahres stabil bei 5,7 Prozent. Zieht man die ukrainischen Geflüchteten ab, ergibt sich auch im Vorjahresvergleich bei Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung – wo Menschen in Maßnahmen wie Integrationskursen erfasst werden – kaum Veränderung. „Der Arbeitsmarkt zeigt sich im Februar auch wie in den letzten Monaten beständig“, sagte die Vorstandsvorsitzende der Agentur für Arbeit, Andrea Nahles, Anfang des Monats.

Auch IAB-Direktor Fitzenberger zeigt sich optimistisch: „Viele Beschäftigte dürften – angesichts der in vielen Bereichen bestehenden starken Fachkräfte- und Arbeitskräfteengpässe – recht schnell wieder einen neuen Job finden, denn die Zahl der offenen Stellen liegt auf einem sehr hohen Niveau. Auch in Branchen wie der Verlags- und Medienwirtschaft sinken die Arbeitslosenzahlen, obwohl die Beschäftigtenzahlen in den letzten Jahren dort nicht gestiegen sind.“

Vor allem ukrainische Flüchtlinge senken Arbeitslosenquote

Im Februar waren der Bundesagentur für Arbeit insgesamt 778.000 offene Stellen gemeldet worden, 44.000 weniger als vor einem Jahr. Dennoch liege der Personalbedarf nach wie vor auf einem hohen Niveau, sagte auch Nahles. Und findet Zustimmung bei Fitzenberger: „Das IAB-Arbeitsmarktbarometer signalisiert, dass in den kommenden Monaten die Arbeitslosigkeit zurückgeht und die Beschäftigung weiter wächst. Der Arbeitsmarkt zeigt sich also weiterhin robust und auch die wirtschaftlichen Aussichten haben sich für den weiteren Jahresverlauf aufgehellt.“

Ein Grund für die zu erwartende sinkende Arbeitslosigkeit sind vor allem die ukrainischen Geflüchteten, die zunehmend die Integrationskurse beenden und eine Beschäftigung aufnehmen. 143 000 Menschen aus der Ukraine werden nach Angaben von Nahles im Mai und Juni aus den Integrationskursen kommen. Die Jobcenter bereiten sich bereits darauf vor, diese zu vermitteln. Insgesamt seien rund 480 000 Menschen aus der Ukraine nach Deutschland gekommen, die erwerbsfähig seien, hieß es bei der Arbeitsagentur. (mit dpa)