Berlin. Erste Supermärkte sagen dem Kükenschreddern den Kampf an. Im kommenden Jahr soll es Eier ohne Kükentöten in ganz Deutschland geben.

Kunden von Rewe und Penny in Berlin können in den Supermärkten des Lebensmittelhändlers bereits Eier kaufen, für deren Produktion keine männlichen Küken getötet werden. Im kommenden Jahr soll es die „respeggt-Freiland-Eier“ auch bundesweit im Angebot geben. Sie kosten nur wenig mehr als reguläre Freiland-Eier.

Wissenschaftler hatten eine Methode entwickelt, mit der das Geschlecht eines Kükens schon vor dem Ausbrüten bestimmt werden kann. Das Töten von männlichen Küken wird damit überflüssig.

Ein Laser brennt ein winziges Loch in die Eierschale.
Ein Laser brennt ein winziges Loch in die Eierschale. © REWE Group | REWE Group

In Deutschland werden nach Angaben des Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) jedes Jahr etwa 45 Millionen männliche Küken am ersten Lebenstag vergast. Der Grund: Sie legen keine Eier und setzen beim Mästen auch nur wenig Fleisch an – aus wirtschaftlicher Sicht lohnt sich ihre Aufzucht also nicht.

Ministerin Klöckner: „Männliche Brut-Eier müssen nicht mehr ausgebrütet werden“

Nun bietet die Rewe Group, zu der neben dem Supermarkt Rewe auch der Discounter Penny gehört, in derzeit 223 Berliner Supermärkten Eier an, die das sogenannte „Seleggt“-Verfahren durchlaufen haben.

Im November wurde das Verfahren vorgestellt, entwickelt hatte es die dafür gegründete Firma Seleggt – ein Joint Venture der Rewe Group mit einem Technologie-Unternehmen. Grundlagenforschung für das Projekt wurde an der Universität Leipzig betrieben, gefördert wurde es vom BMEL und Ministerin Julia Klöckner (CDU) mit etwa fünf Millionen Euro.

So funktioniert das „Seleggt“-Verfahren

  • ein Laser brennt ein winziges Loch in die Eierschale
  • dem Ei wird Flüssigkeit entnommen
  • die Flüssigkeit wird auf Geschlechtshormone getestet
  • nur Eier, aus denen Hennen schlüpfen, werden ausgebrütet
  • die restlichen Eier werden zu Tierfutter verarbeitet
  • laut Rewe haben die Hühnerembryos zu diesem Zeitpunkt noch kein Schmerzempfinden

„Männliche Brut-Eier müssen nun nicht mehr ausgebrütet und die Küken dann auch nicht mehr getötet werden“, hatte Klöckner bei der Vorstellung des Verfahrens gesagt. Das sei eine Spitzenleistung der Wissenschaftler. „Auch für den Verbraucher ist es ein deutlich erkennbarer Schritt zu mehr Tierwohl“, sagte die Ministerin.

Tierwohl hat bei Verbrauchern hohen Stellenwert

Immer mehr Verbraucher achten beim Kauf von Lebensmitteln auf das Wohl der Tiere, der Umsatz von Bio-Produkten steigt seit Jahren.

In der Bevölkerung gibt es zudem eine sehr hohe Zustimmung für die Initiative Tierwohl – ein branchenübergreifendes Bündnis von Verbänden und Unternehmen der Land- und Fleischwirtschaft sowie des Lebensmittelhandels. Die Initiative Tierwohl unterstützt Landwirte finanziell dabei etwas über den gesetzlichen Mindeststandard hinaus für ihre Tiere zu tun. In einer Forsa-Umfrage im Juli 2018 gaben 93 Prozent der Deutschen an, das Konzept gut oder sehr gut zu finden.

Technik soll der Branche zur Verfügung gestellt werden

Die Rewe Group will die „respeggt-Freiland-Eier“ im kommenden Jahr in allen 5500 Rewe- und Penny-Märkten in Deutschland anbieten. Der 6er-Pack kostet laut Rewe zehn Cent mehr als ein 6er-Pack Freilandeier.

Das Unternehmen arbeitet zudem daran, die Technik als kostenneutrale Dienstleistung der gesamten Branche zur Verfügung zu stellen.

Diese Neuerungen gibt es 2019 auch noch

Online-Banking, Steuern, Renten: Das ändert sich alles 2019. Denn Rewe ist nicht der einzige Akteur, der 2019 große Neuerungen plant. Bürger können durch Änderungen bei Krankenkassenbeiträgen nämlich ordentlich Geld sparen. Auch technisch wird sich 2019 einiges ändern, denn neue Funktionen bei WhatsApp und Facebook sind jetzt verfügbar. (sdo/dpa/ac)