Berlin. Bei der Zucht von Legehennen, werden männliche Küken massenhaft getötet. Eine neue Methode soll das verhindern. Kritik gibt es weiter.

Jährlich werden in Deutschland 45 Millionen männliche Küken getötet, weil sie keine Eier legen und nicht so schnell wachsen wie Artgenossen – und all das nur, damit des Deutschen Frühstücksei am Sonntag nicht zu teuer wird. Eine neue Methode, die die Bundesregierung fördert, verhindert dies.

An der Universität Leipzig wurde nun ein Verfahren entwickelt, dass vor dem Schlüpfen der Tiere erkennt, ob sich im Ei ein männliches oder weibliches Küken entwickelt. Mit einem Laser wird ein winziges Loch in die Schale gebrannt. So kann dem Ei Flüssigkeit entnommen werden, die auf Geschlechtshormone getestet wird. Männliche Küken schlüpfen damit erst gar nicht, ihre Eier werden zu Tierfutter verarbeitet.

Julia Klöckner (CDU), Bundeslandwirtschaftsministerin, hat am Donnerstag die neue Methode zur Verhinderung von Kükentötung vorgestellt.
Julia Klöckner (CDU), Bundeslandwirtschaftsministerin, hat am Donnerstag die neue Methode zur Verhinderung von Kükentötung vorgestellt. © dpa | Ralf Hirschberger

Noch ist die Methode aber nicht serienreif, kann also nicht in allen Brütereien eingesetzt werden. „Mit diesem Verfahren gibt es für das Töten der männlichen Legehennenküken auf Dauer keinen Grund mehr“, sagte Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) zu der Weltneuheit.

Kükenschreddern wird aktuell immer noch praktiziert

Tierschützer dagegen halten das Aussortieren männlicher Küken nicht für sinnvoll. „Das ist keine Lösung im Sinne einer verantwortungsvollen Tierzucht, denn Hennen müssen auch weiterhin Höchstleistung erbringen“, erklärte der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND). Die Geflügelwirtschaft müsse so umgestellt werden, dass

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sowohl zur Eier- als auch zur Fleischproduktion geeignet seien. Dann könnten männliche Küken aufgezogen und ihr Fleisch vermarktet werden.

Die männlichen Küken werden bei der Zucht von Legehennen aktuell oft getötet. Für die entsprechenden Zuchtbetriebe bedeutet die Aufzucht von männlichen Küken Zusatzkosten. Und weil die Küken von Legehennen nicht so schnell wachsen wie Masthähnchen, dienen sie aus Sicht vieler Betriebe auch nicht zur Fleischproduktion. Die Folge: Millionen von Tieren wurden getötet, in vielen Fällen

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Für die Brütereien sollen keine zusätzlichen Kosten entstehen, kündigten die Anbieter des Verfahrens an. Stattdessen verlangen sie vom Handel eine Lizenzgebühr. Dadurch werden Eier von Legehennen, die mit der neuen Methode gezüchtet wurden, etwas teurer.

Rewe und Penny bieten Eier der neuen Methode an

Diese Eier sollen zunächst in 223 Berliner Supermärkten der Ketten Rewe und Penny angeboten werden, bis Ende 2019 soll es sie in allen 5500 Supermärkten der Ketten geben. Das 6er-Pack koste zehn Cent mehr als ein 6er-Pack Freilandeier, sagte der stellvertretende Vorstandschef der Rewe-Gruppe, Jan Kunath. „Das sind Preissprünge, die die Verbraucher akzeptieren.“

Schon jetzt kann man im Handel auch Eier aus Brütereien kaufen, in denen sowohl weibliche als auch männliche Küken aufgezogen werden. Die sogenannten Bruderhahn-Eier sind aber teurer und damit laut Handel nicht massentauglich.

Ob die Betriebe in Zukunft zur Nutzung der neuen Methode verpflichtet werden, stehe laut Klöckner noch nicht fest. Zunächst will die Ministerin auf eine „freiwillige Verpflichtung“ setzen. „Wenn Brütereien sagen, das ist uns egal, kommen wir in eine andere rechtliche Bewertung der Sache“, erklärte sie. (dpa/ac)