New York. Er ging über Leichen, machte Milliarden mit Drogen – so sieht es die Anklage. Joaquín „El Chapo“ Guzmán steht in den USA vor Gericht.

Das Magazin „Forbes“ führte ihn in seinen Milliardärslisten und sprach vom „mächtigsten Drogenhändler weltweit“. Er herrschte über ein riesiges, kriminelles Imperium, auf sein Konto sollen Hunderte Morde und Entführungen gehen. Nun wird Joaquín Guzmán (61), den sie in Mexiko nur „El Chapo“, den Kleinen, nannten, in den USA der Prozess gemacht.

Seit etwa zwei Jahren sitzt der Mexikaner in einem Hochsicherheitsgefängnis im New Yorker Stadtteil Manhattan – am Montag hat für den mexikanischen Drogenboss die juristische Abrechnung begonnen.

Für den Prozess werden immense Sicherheitsvorkehrungen rund um das Gericht im New Yorker Stadtteil Brooklyn getroffen. Für den Transport von „El Chapo“ wird sogar die Brooklyn Bridge vorübergehend gesperrt. Vor dem Gebäude versammelten sich bei trübem Herbstwetter mit Nieselregen Dutzende Reporter und Schaulustige.

Identität der Geschworenen bleibt geheim

Zunächst begann das Gericht damit, zwölf Geschworene auszusuchen, die aus Sicherheitsgründen anonym über Guzmáns Schicksal entscheiden sollen. Die Angst, dass der lange Arm von „El Chapo“ auch aus der Haft heraus stark genug sein könnte, um die Geschworen zu bedrohen, ist groß, meint Richter Brian Cogan.

Der mexikanische Drogenboss Joaquín „El Chapo“ Guzmán im Januar 2017, eskortiert von zwei Polizisten.
Der mexikanische Drogenboss Joaquín „El Chapo“ Guzmán im Januar 2017, eskortiert von zwei Polizisten. © dpa | Pgr

Der Auswahlvorgang könnte sich über mehrere Tage hinziehen. Der eigentliche Prozessauftakt, bei dem dann auch die Eröffnungsplädoyers gehalten werden sollen, ist für Dienstag, 13. November geplant. Beobachter gehen davon aus, dass sich das gesamte Verfahren über mehrere Monate strecken wird.

Für die Ankläger steht fest: „El Chapo“ verdiente mit Drogenschmuggel und anderen illegalen Geschäften Milliarden. Rund ein Dutzend Staatsanwälte sitzen in New York an dem Fall, 16 Zeugen haben sie in Stellung gebracht. Guzmán seinerseits hat mehrere Star-Verteidiger angeheuert.

„El Chapo“ sitzt rund um die Uhr in der Zelle

2017 war „El Chapo“ an die USA ausgeliefert worden. Seitdem sitzt er in dem Hochsicherheitsgefängnis in Manhattan, 24 Stunden am Tag in einer 15 Quadratmeter großen, fensterlosen Zelle. Ausnahmen gibt es nur unter der Woche, wenn er täglich eine Stunde ein Laufband und einen Fahrrad-Trainer benutzen darf.

Depressionen und Halluzinationen seien die Folge, warnen seine Anwälte. In Mexiko waren Guzmán zuvor mehrere spektakuläre Gefängnisausbrüche gelungen.

Bei einer Verurteilung droht Guzmán eine lebenslange Haftstrafe. Die Todesstrafe ist nach einer Einigung zwischen Mexiko und den USA ausgeschlossen. (W.B./dpa)