Berlin . Wer zu wenig trinkt, wird krank. Wasser kann ein Gesundheitsbooster sein. Zu viel davon kann tödlich sein. Sechs Merksätze zum Trinken.

Ein normaler Mensch überlebt drei Wochen ohne Essen – dafür hat er im Körper Reserven –, aber keine drei Tage ohne zu trinken. Wasser ist wichtig, lebenswichtig. Wasser wirkt Wunder. Nicht nur Topmodels und Gesundheits-Gurus schwören darauf. Paradox: Zu viel Trinken ist lebensgefährlich. Sechs Merksätze über das richtige Trinken.

Wasser: Gehorche dem Durst

Eine goldene Regel. Mit einem Aber: Ältere Menschen verspüren oft kein Durstgefühl und vergessen zu trinken. Unter Medizinern gibt es eine Formel, wonach ein Mensch täglich 30 bis 40 Milliliter Flüssigkeit pro Kilogramm Körpergewicht braucht. So kommt man auf die oft gehörten Richtwert von eineinhalb bis zweieinhalb Liter. Man muss aber nicht ständig mit einer Flasche Flüssigkeit im Gepäck herumlaufen. Das ist bloß eine moderne soziale Norm.

Der Bedarf schwankt von Mensch zu Mensch, eine Frage der Genetik und der Gewohnheiten. Ist es heiß, verdunstet man mehr Flüssigkeiten über die Haut. Das Gleiche gilt bei einer großen Anstrengung. Die meisten kennen das vom Sport. Das könnte Sie auch interessieren: Muskelkater: Was tun gegen den Schmerz nach dem Training

Zu viel Wasser bringt nichts – und kann sogar tödlich sein

Mehr Wasser zu trinken, als der Körper verlangt, hat keinen Nutzen. Er scheidet es wieder aus. Und ja, man kann sich nicht allein mit Alkohol zu Tode trinken. Die Zellen im Körper quellen regelrecht auf, so der Biochemiker Hans Braun. Das führt zu Kopfschmerzen und Übelkeit, im schlimmsten Fall ist es tödlich. Den tragischen Beweis dafür hat – natürlich unbeabsichtigt – ein kalifornischer Radiosender erbracht:

  • Er hatte einen Wettstreit ausgetragen, bei dem es darum ging, so viel wie möglich zu trinken, ohne auf die Toilette zu gehen.
  • Eine Frau trank in drei Stunden rund sieben Liter.
  • Das traurige Ergebnis: die Teilnehmerin starb.

Denn der Körper braucht nicht nur Wasser, sondern auch Salze, Mineralien und Nährstoffe. Wenn der Körper mit Wasser überflutet wird, werden Salze und Mineralien herausgespült. Als Folge können Herz, Nieren, Hirn und Lunge stark beeinträchtigt werden. Die schlimmste Folge: Tod durch Wasservergiftung. Genau das ergab die Obduktion beim Opfer des Radiowettbewerbs. Auch beim "Ironman" in Frankfurt ist es schon mal zu einem Todesfall gekommen, weil ein Sportler zu viel Wasser ohne Salze und Mineralien wie Natrium getrunken hatte.

Leitungswasser reicht aus

Das Wasser aus der Leitung gerade in Deutschland kann in Sachen Reinheit problemlos mit Mineralwasser mithalten. Es ist auch günstiger und hat den niedrigeren Co2-Fußabdruck. Wem es zu langweilig ist, der kann es mit einem Aroma-Kick versuchen: Wasser mit Geschmack, mit aromatisierenden Zusätzen von Früchten oder Pflanzen oder schlicht als Tee.

Wasser heilt, macht fit und schön

Trinkt man zu wenig, wird die Haut trocken und runzelig. Wenn sie mehr Flüssigkeit enthält, wirkt sie praller. Das sieht meist schöner aus. Ein ausgetrockneter Körper geht in den Energiesparmodus.

Wer trinkt, beugt gegen Müdigkeit und Konzentrationsstörungen vor. Wasser hilft oft gegen Kopfschmerzen; sei es unmittelbar, weil man zu wenig getrunken hat, sei es mittelbar bei Spannungskopfschmerzen. Denn es kann zur Entspannung helfen, ein Glas warmes Wasser oder Tee zu trinken.

Der Mensch ist kein Kamel, er kann kein Wasser speichern. Er muss regelmäßig trinken, zu wenig macht krank, zu zu viel allerdings auch.
Der Mensch ist kein Kamel, er kann kein Wasser speichern. Er muss regelmäßig trinken, zu wenig macht krank, zu zu viel allerdings auch. © Shutterstock

Warmes Wasser am Morgen ist ein Gesundheitsbooster

In der Nacht baut der Körper Giftstoffe ab. Morgens hilft man ihm, sie herauszuspülen. Empfohlen wird, Wasser immer bei Raumtemperatur zu konsumieren. Ist es warm, regt es verstärkt Verdauung und Stoffwechsel an. Es soll sogar beim Abnehmen helfen. Darauf geben Wissenschaftler eine Antwort, die man eher von Juristen kennt: Kommt darauf an.

Ein Forscherteam der Charité in Berlin hat in Fachzeitschriften publizierte Studien dazu ausgewertet. Diese zeigten, "dass zwar nicht Wassertrinken allein, aber in Kombination mit einer Diät beim Abnehmen unterstützend wirken kann". Belegt ist aber, dass Wasser den Energieverbrauch erhöht. Der Ernährungsmediziner Professor Hans Hauner verweist auf eine Studie der Charité. Dort hat man Freiwilligen am Morgen ein Glas Wasser gegeben, dabei den Energieverbrauch gemessen und einen kurzen Anstieg gesehen. Bloß: "Schlank wird man davon nicht", meint Hauner, "weil dieser Anstieg nur sehr kurz und gering ist".

Eine Trinkkur ist keine modische Neuerscheinung

"Trinkkuren haben eine lange Tradition", erläutert Professor Ingo Froböse von der Deutschen Sporthochschule Köln. "Sieben Tage lang durchgeführt, wird es Ihnen der Körper danken". Der Aufwand ist überschaubar: Am Morgen und vor dem Schlafengehen jeweils ein großes Glas (0,3 Liter) lauwarmes Wasser, danach jede Stunde ein Glas, am Nachmittag kann man die Menge reduzieren.

Viele schwören auch auf die japanische Wasserkur. da trinkt man jeden Morgen direkt nach dem Aufwachen vier kleine Gläser lauwarmes Wasser und erneut nach jeder Mahlzeit. Es geht nicht allein um die Menge, sondern um das Timing, um den jeweils richtigen Zeitpunkt. (san) Das könnte Sie auch interessieren: Klimawandel: Sauberes Wasser droht, zum Luxus zu werden