Berlin. Sahra Wagenknecht hat diese Legislaturperiode kräftig dazuverdient. Partei-Chefin Wissler findet aber nicht nur die Höhe problematisch.

Was verdient ein Bundestagsmitglied nebenbei? Das zu wissen ist ein Recht jeder Bürgerin. Wer als Abgeordneter nebenbei Geld verdient, muss dies offenlegen. Nach der Maskenaffäre der Union von 2021 hat sich das Parlament dazu strenge Transparenzregeln auferlegt. Wo früher grobe Einkommensstufen grobe Auskunft über die – gesetzlich erlaubten – Nebeneinkünfte der Abgeordneten gaben, müssen jene inzwischen auf Euro und Cent genau angeben, was sie dazuverdienen.

Bis Ostern 2023 will der Bundestag die Angaben für alle Mitglieder des Parlaments liefern; die Datenerfassung ist eine langwierige Aufgabe, da Abgeordnete einen Fragebogen ausfüllen müssen, der wiederrum händisch ins Digitale übertragen wird.

Wagenknecht verdiente knapp 800.000 Euro nebenbei

Für eine besonders bekannte Abgeordnete hat der Bundestag die Daten aber bereits aktualisiert: Sahra Wagenknecht. Ausweislich ihres Abgeordnetenprofils hat die Linken-Politikerin zwischen 2021 und 2023 792.961,43 Euro hinzuverdient. Der überwiegende Teil der Einnahmen entfällt dabei auf das Honorar für ihr beim Campus-Verlag 2021 erschienenes Buch „Die Selbstgerechten“: 720.868,99 Euro gab es dafür, vor Steuern. Lesen Sie auch: Reizfigur Sahra Wagenknecht – Hauptsache im Mittelpunkt

Weitere Posten in der Liste entfallen auf Aufritte als Rednerin bei einem Schweizer Vermögensverwalter, als Teilnehmerin an einer Diskussionsrunde oder einen „Salon-Abend“, beide Male ebenfalls in der Schweiz. Auch ein Ausfallhonorar der deutschen Deka-Bank listet Wagenknecht auf, sowie publizistische Tätigkeiten bei einem Münchner Verlag.

Wagenknecht dürfte damit bei den Nebeneinkünften in der oberen Liga spielen. Zwar sind noch nicht alle Daten für die laufende Legislaturperiode bekannt. Für die vergangene aber hatte „Abgeordnetenwatch" zusammen mit dem "Spiegel" sämtliche Nebeneinkünfte aller Abgeordneten recherchiert.

Spitzenreiter war Sebastian Brehm. Der CSU-Politiker hatte mehr als drei Millionen Euro an Brutto-Nebeneinkünften angegeben. Knapp in die Top 10 hatte es auch Linken-Abgeordneter Gregor Gysi geschafft, mit 470.000 Euro.

Wissler kritisiert Wagenknecht: "Das ist ein Problem"

In ihrer Partei stoßen die Nebeneinkünfte der streitbaren 53-Jährigen auf Kritik. Parteichefin Janine Wissler monierte unserer Redaktion gegenüber nicht nur die Höhe der Beträge, sondern auch ihre Quellen.

„Wenn Abgeordnete Zehntausende Euro Nebenverdienst haben und sogar Geld von der Schweizer Finanzindustrie nehmen, dazu hoch dotierte Podien und Vorträge bei der Wirtschaft, ist das ein Problem", sagte Wissler am Donnerstag. Die Linke legt großen Wert auf finanzielle Unabhängigkeit von Wirtschaftskreisen; Spenden von Konzernen oder Lobbygruppen etwa nimmt die Partei nicht an.

Sauer stößt der Chefin zudem auf, dass Wagenknechts Bundestagspräsenz zu wünschen übriglässt. "Bundestagsabgeordnete sind gewählt, um die Interessen der Bevölkerung im Parlament zu vertreten. Da sitzt man bis spät in die Nacht in Ausschüssen, bereitet Anträge vor, nimmt an den Abstimmungen teil und pendelt in den Wahlkreis“, sagte Wissler. Das müsse Priorität haben, „auch für Sahra Wagenknecht“. Mehr zum Thema: Sahra Wagenknecht: Die Linke distanziert sich von ihr

Wagenknecht fehlt häufig in Sitzungen

Der „Spiegel“ hatte Anfang März unter Berufung auf die Sitzungsprotokolle des Parlaments berichtet, dass die Abgeordnete aus Nordrhein-Westfalen in mindestens 29 Bundestagssitzungen der aktuellen Legislaturperiode entschuldigt abwesend war. In weiteren acht Sitzungen soll sie nicht an allen namentlichen Abstimmungen teilgenommen haben, obwohl sie nicht als abwesend vermerkt war.

Linken-Chefin Wissler fehlte demnach nur bei neun Abstimmungen, Fraktionschef Dietmar Bartsch gar nur bei einer einzigen. Wagenknecht hatte dem „Spiegel“ gegenüber Krankschreibungen als Grund für ihre Abwesenheit geltend gemacht.

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