In Frankreich eine Rentenreform anzupacken kommt dem Jonglieren mit Handgranaten nahe, so groß ist die soziale Explosionsgefahr. Weil für unsere Nachbarn der Ruhestand eine heilige Kuh ist, sind sie prinzipiell keinem noch so vernünftigen Argument zugänglich.
Länger arbeiten, weil der Rentenkasse ansonsten Milliardendefizite drohen? Nein, das geht gar nicht, obwohl die Menschen in keinem anderen EU-Land früher in Rente gehen, eine höhere Durchschnittsrendite beziehen oder eine höhere Lebenserwartung haben.
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Rente: Macons Pläne gelten als Affront
Dass ihr Präsident jetzt von ihnen verlangt, sich erst mit 64 statt mit 62 Jahren in den Ruhestand verabschieden zu dürfen, das Renteneintrittsalter zu erhöhen, sieht eine große Mehrheit der Franzosen als eine Zumutung, ja als einen Affront an. Dass in Wirklichkeit die meisten bei der derzeitigen Beitragsdauer von 41 Jahren erst mit über 63 Jahren in Rente gehen können, ändert daran gar nichts. Die Aussicht, künftig neun Monate länger arbeiten zu müssen, genügt, um die Volksseele überkochen zu lassen.
Die Einheitsfront der Gewerkschaften gegen Macrons Rentenreform wird für einen äußerst ungemütlichen Winter sorgen, in dem die Schulen tage- oder wochenlang geschlossen bleiben und planmäßig verkehrenden Züge, Busse oder Metros die große Ausnehme sein dürften. Tatsächlich drohen die Gewerkschaften mit einer „Totalblockade“.
Frankreich: Massenproteste werden erwartet
Mehr als drei Millionen Franzosen gingen jedenfalls auf die Straße, um vor 13 Jahren gegen die von dem damaligen Präsident Sarkozy durchgeboxte Erhöhung des Rentenalters von 60 auf 62 Jahre zu demonstrieren.
Ähnliche Massenproteste stehen nun auch Macron ins Haus, selbst wenn seine Reform eine Parlamentsmehrheit finden sollte. Für die widerspenstigen Gallier ist das keine Frage der Vernunft, sondern des Prinzips.
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