Washington. Joe Biden hat mit der Mehrheit im US-Senat eine historische Chance – und die Republikaner müssen Donald Trump endlich ausmustern.

Gestern noch „lahme Ente”, heute schon wieder Wind unter den Flügeln: Wenn die Midterm-Wahlen in den USA etwas bewiesen haben, dann dies: Man kann Joe Biden tatterig und von gestern finden. Unterschätzen sollte man ihn nicht.

Dass der Senat in Washington bis 2025 in demokratischer Hand bleibt in einem von Inflation, extremer Polarisierung und Zukunftsängsten geprägten nationalen Umfeld, ist für sich genommen sensationell. Und geht auch darauf zurück, dass der Weckruf des Präsidenten Gehör gefunden hat.

Die republikanische Partei muss Donald Trump endlich ausmustern

Die von Donald Trump in Geiselhaft genommenen und stromlinienförmig auf ihn ausgerichteten Republikaner wollten sich durch die Installierung von Saboteuren in höchsten Bundesstaats-Ämtern an der amerikanischen Demokratie vergreifen.

Dirk Hautkapp, US-Korrespondent
Dirk Hautkapp, US-Korrespondent © Privat | Privat

Die Wähler haben das unbarmherzig geahndet. Fast alle von Trump für Schlüsselposten vorgesehenen „Wahl-Lügner” sind durchgefallen. Ein Zeichen staatsbürgerlicher Reife.

Das macht leise Hoffnung, dass auch die nächste Maßnahme überfälliger Selbstreinigung gelingen kann. Die in Selbstauflösung stehende republikanische Partei muss Donald Trump endlich ausmustern. Der Mann ist nach den Niederlagen seit 2018 politisch der größte Pleitier, den die „Grand Old Party” je hatte.

Wenn er am Dienstag seinen Hut für 2024 in den Ring wirft, wird nur die nächste Runde der Selbstzerstörung eingeleitet.

Auf der anderen Seite hat Joe Biden jetzt eine historische Chance: Er kann die Zeit bis 2025 nutzen, um die Erneuerung des Landes sozial ausgewogen und mit Augenmaß als Zentrist voranzutreiben. Dann wäre er 82. Auf dem Weg bis dahin die Tür für einen jungen Nachfolger oder eine junge Nachfolgerin zu öffnen, würde ihm einen herausragenden Platz in den Geschichtsbüchern sichern.