Berlin. Kann man die DDR als einen Unrechtsstaat bezeichnen? Eine Umfrage offenbart deutlich unterschiedliche Ansichten zwischen Ost und West.

Knapp drei Viertel der Deutschen sehen die DDR in der Rückschau als einen Unrechtsstaat an. 73,9 Prozent stimmten der Aussage voll und ganz beziehungsweise eher zu. Dabei ist die Wahrnehmung zwischen Ost und West deutlich unterschiedlich.

In der Umfrage bewerteten 49,2 Prozent der Ostdeutschen die DDR als Unrechtsstaat, also knapp die Hälfte. Dem gegenüber stehen 80,9 Prozent der Westdeutschen, die zu einer solchen Einschätzung kommen.

Die Umfrage wurde von dem Meinungsforschungsinstitutes Civey im Auftrag unserer Redaktion durchgeführt.

DDR als Unrechtsstaat? Ministerpräsidenten lösten Debatte aus

Die Debatte über die geschichtliche Einordnung der Deutschen Demokratischen Republik entfachte eine Aussage von Thüringens Regierungschef Bodo Ramelow (Die Linke), die DDR sei „eindeutig kein Rechtsstaat“ gewesen – wobei er von der Begrifflichkeit Unrechtsstaat vermied, da diese seiner Ansicht nach mit der Nazi-Herrschaft zu direkt verbunden sei.

Auch Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) hatte sich gegen eine Verwendung des Begriffs ausgesprochen. CDU-Präsidiumsmitglied Mike Mohring hat die Ost-Ministerpräsidenten daraufhin scharf kritisiert. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer erklärte deutlich: „Die DDR war ein Unrechtsstaat.“

Deutliche Unterschiede bei Einschätzung der DDR je nach Parteizugehörigkeit

Zwischen den Geschlechtern gibt es in der Wahrnehmung der DDR kaum Unterschiede, sehr wohl aber zwischen den Parteizugehörigkeiten. Bei CDU/CSU-Mitgliedern sowie den Anhängern der Grünen und der FDP stimmen jeweils rund 80 Prozent der Einordnung als Unrechtsstaat zu.

Es folgen SPD- und AfD-Anhänger mit 73 respektive 68 Prozent. Deutlich abgeschlagen in der Zustimmung befindet sich die vor allem im Osten starke Link. Anhänger der Linkspartei teilen nur zu 47,5 Prozent die Einschätzung, dass die DDR ein „Unrechtsstaat war“.

Arbeitslose sehen DDR eher weniger als Unrechtsstaat

Während jeweils rund drei Viertel der Arbeitnehmer, Selbstständigen, Rentner und Studenten die Einschätzung teilen, sind es nur 56 Prozent der Arbeitslosen/Nichterwerbspersonen. Dabei könnte es einen Zusammenhang mit den räumlichen Unterschieden geben – im Osten ist die Arbeitslosenquote an vielen Orten höher als im Westschnitt.

Weitere Auffälligkeit: Je höher die Schulbildung, umso wahrscheinlicher ist es, dass es eine volle oder tendenzielle Zustimmung zu der Einordnung gibt.

Zur Umfrage: An der Umfrage von Civey haben im Zeitraum vom 7. Oktober bis zum 8. Oktober online 8279 Menschen teilgenommen. Die Stichprobengröße betrug 5016. Es wurde die Frage gestellt: „Inwieweit stimmen Sie der Aussage zu: „Die DDR war ein Unrechtsstaat“?“ (ses)