Berlin. Theresa May hätte Geschichte schreiben können. Doch der Brexit wurde zum quälenden politischen Siechtum. Das muss ein Ende haben.

„Es ist sinnlos, zu sagen: Wir tun unser Bestes. Es muss dir gelingen, das zu tun, was erforderlich ist.“ Diese alte Weisheit von Winston Churchill beschreibt ziemlich gut, woran seine Nachfolgerin im Amt gerade krachend scheitert. Theresa May ist als Premierministerin von Großbritannien am Ende. Nicht erst seit gestern, sondern schon seit Wochen. Gelingt der Putsch ihrer eigenen Partei, kommt ein quälendes politisches Siechtum endlich zum Ende.

Dabei hätte Theresa May Geschichte schreiben können. Als die Frau, die den unbequemen Willen der Briten politisch durchsetzt. Die ein tief gespaltenes Land wieder eint und für ihre Landsleute in Brüssel einen Bonus rausholt. Nichts davon ist Theresa May gelungen. Daher ist ihr Rücktritt überfällig. Die Pastorentochter ist seit Wochen bestenfalls eine Regierungschefin-Darstellerin. Nicht einmal ihre eigenen Leute können sie noch ernst nehmen.

Großbritannien steuert führungslos in ungewisse Zukunft

Die Idee, einen mit Brüssel verhandelten und politisch dilettantisch abgesicherten Brexit-Deal so lange zur Abstimmung vorzulegen, bis er irgendwann gebilligt wird, ist derart schlecht, dass sich niemand über das angerichtete Chaos wundern darf. Wer nicht in der Lage ist, Mehrheiten im Parlament auch nur einigermaßen realistisch einzuschätzen, kann nicht regieren.

In knapp einer Woche hätte der Brexit vollzogen werden sollen, und Stand jetzt gibt es dafür noch immer keinen geregelten Plan, sondern nur eine letzte, verzweifelte Frist. Das stolze Königreich trudelt wie ein instabiles Schwellenland führungslos in eine ungewisse Zukunft.

Hintergrund: Theresa May: Aufschub des Brexit ja, zweites Referendum nein

Am Ende wird es von der Vernunft und der Nachsicht der EU-Staaten abhängen, ob das chaotische No-Deal-Szenario noch verhindert werden kann. Es ist offenbar das Einzige, was Europa für die schwierigen Nachbarn noch tun kann.