Berlin. „Fridays for Future“: Weltweit haben Schüler Freitag wieder für den Klimaschutz protestiert. Die Mehrheit findet die Schüler-Demos gut.

Wieder war der Zulauf riesengroß: Mehr als 300.000 Demonstranten haben nach Schätzungen der Veranstalter am Freitag an den bundesweiten Protesten für mehr Klimaschutz teilgenommen. Wie die Organisation „Fridays for Future Germany“ auf Twitter weiter mitteilte, gab es Proteste in mehr als 230 Städten. Zu den größten Kundgebungen in Berlin, Köln und München kamen nach Polizeiangaben jeweils mehr als 10.000 Teilnehmer.

Die Schülerproteste der „Fridays for Future“-Bewegung bekommen aus der Bevölkerung überwiegend Zuspruch. Das geht aus dem ZDF-“Politbarometer“ hervor. Nach der am Freitag veröffentlichten Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen finden 67 Prozent der Befragten die Demonstrationen der Schüler gut, auch wenn sie in der Unterrichtszeit stattfinden. 32 Prozent sprechen sich dagegen aus.

Lediglich die Anhänger der AfD sind mit 67 Prozent mehrheitlich gegen den Protest. Bei den „Fridays for Future“-Demonstrationen gehen seit Wochen jeden Freitag tausende Schüler auf die Straße, um für eine verantwortungsvollere Umweltpolitik zu demonstrieren. Weil die Proteste oft in der Schulzeit stattfinden, sind die Demonstrationen umstritten. Für Freitag waren weltweit mehr als 2000 Klimaproteste in über 120 Ländern geplant, allein in Deutschland in rund 200 Städten.

„Fridays for Future“ – Schüler protestieren in 123 Ländern gegen den Klimawandel

Laut der Seite fridaysforfuture.org waren am Freitag rund 1.660 Kundgebungen in 105 Ländern geplant, darunter an etwa 200 Orten in Deutschland. Nach eigenen Angaben hat die Bewegung allein in Deutschland mehr als 155 Ortsgruppen. Sie sei weder an eine Partei noch an eine Organisation gebunden, betonen die Organisatoren.

Am globalen Streik am Freitag nehmen der Bewegung zufolge 123 Länder auf allen Kontinenten teil. Der weltweite Streiktag begann auf dem australischen Kontinent. Dort gingen nach Angaben der Organisatoren und Medien schätzungsweise 150.000 Schüler sowie auch Erwachsene in etwa 60 Städten und Orten auf die Straßen. Allein in Sydney versammelten sich demnach zwischen 20.000 und 30.000 Teilnehmer.

Eine junge Frau hält in Tokio ein Plakat in die Höhe mit der Aufschrift „Mit der Erde leben“.
Eine junge Frau hält in Tokio ein Plakat in die Höhe mit der Aufschrift „Mit der Erde leben“. © dpa | Jun Hirata

Auch in Hongkong wurde demonstriert, ebenso wie in der japanischen Hauptstadt Tokio, Südkoreas Hauptstadt Seoul und der thailändischen Hauptstadt Bangkok. Auch in Indien protestierten laut Medienberichten Tausende Teilnehmer und Teilnehmer.

In versammelten sich Schüler beispielsweise in Rom vor dem Colosseum und in Warschau vor dem Energieministerium. „Wozu sollen für wir eine Zukunft lernen, die wir gar nicht Haben werden?“, war auf einem der Protest-Schilder in der polnischen Hauptstadt zu lesen. Derzeit werden in Polen etwa 80 Prozent des Stroms in Kohlekraftwerken erzeugt. Außerdem hat das Land Experten zufolge sogar die EU-weit schmutzigste Luft.

Greta Thunberg ist Vorbild für die weltweiten Demonstrationen

Die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg hat sich am Freitag in Stockholm an der „Fridays for Future“-Klimademonstration beteiligt.
Die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg hat sich am Freitag in Stockholm an der „Fridays for Future“-Klimademonstration beteiligt. © dpa | Pontus Lundahl

Vorbild für die Streikenden ist die Schwedin Greta Thunberg, die mit einem mehrwöchigem Schulstreik internationale Aufmerksamkeit erlangte. Drei Wochen lang bestreikte sie von Mitte August 2018 an ihre Schule, inzwischen demonstriert die 16-Jährige immer freitags. Nach eigenen Angaben will sie ihren Protest so lange fortsetzen, bis Schweden seine Verpflichtungen aus dem Pariser Klimaschutzabkommen erfüllt. Am Donnerstag war Greta Thunberg für den Friedensnobelpreis nominiert worden.

Kommentar: Greta Thunbergs Nobelpreis-Nominierung ist richtig

In einem Beitrag im britischen „Guardian“ schrieb Thunberg zusammen mit anderen jugendlichen Organisatoren der Initiative: „Diese Bewegung musste kommen, wir hatten keine Wahl.“ Das „etwas sehr falsch läuft“ hätten ihnen die jüngsten Wald- und Buschbrände etwa in Schweden und den USA sowie die Überschwemmungen und Dürreperioden in Australien und Deutschland gezeigt. Die Erderhitzung nannten sie die „größte Gefahr, der die Menschheit jemals gegenüber stand“.

Von den Erwachsenen erwarte die Bewegung nicht, dass sie der Jugend Hoffnung spende, schrieben Thunberg und ihre Mitstreiter. „Wir wollen, dass ihr in Panik geratet und handelt. Wir wollen, dass ihr euch anschließt.“ Konkret müsse schnell weltweit der Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas organisiert werden. Subventionen für diese Art „schmutziger Energie“ gehörten abgeschafft, stattdessen müsse viel mehr Geld in erneuerbare Energien fließen.

Wissenschaftler und Eltern unterstützen die Schüler bei ihren Klima-Protesten

Unterstützung bekommt die ursprünglich von jungen Leuten initiierte Bewegung auch aus anderen Generationen. So haben rund 20.000 Wissenschaftler aus Deutschland, Österreich und der Schweiz eine Stellungnahme unterzeichnet, um dem Anliegen der Klimabewegung Nachdruck zu verleihen.

Auch Eltern stellen sich mit „Parents for Future“ an die Seite der Jugendlichen. Sie bitten unter anderem darum, auf Schulverweise oder andere disziplinarischen Maßnahmen zu verzichten, wenn Schüler für Proteste dem Unterricht fernbleiben.

Groko: Neues Klimakabinett soll Klimaschutz zur „Chefsache“ machen

Unter der Leitung von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wird die große Koalition ein Klimakabinett einrichten.
Unter der Leitung von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wird die große Koalition ein Klimakabinett einrichten. © dpa | Michael Kappeler

Mit einem neuen Klimakabinett will die große Koalition mehr Tempo beim Klimaschutz machen. Union und SPD einigten sich bei ihrem Koalitionsausschuss am Donnerstagabend in Berlin auf die Bildung einer solchen Ministerrunde. Diese solle die rechtlich verbindliche Umsetzung der Klimaschutzziele für das Jahr 2030 vorbereiten, teilte die CDU mit.

Dem Klimakabinett würden alle Minister angehören, deren Häuser mit Regelungen zum Klimaschutz befasst seien, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) übernehme den Vorsitz. Einen Termin für das erste Treffen gebe es noch nicht. Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) äußerte sich über den Kurznachrichtendienst Twitter erfreut. „Ich habe immer gesagt: Klimaschutz ist Sache der gesamten Regierung“, betonte sie.

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>>> Hier fanden am Freitag Klima-Demos unter dem Motto „Fridays for Future“ statt

Weit mehr als zehntausend Schüler, Studierende und Unterstützer haben sich allein in Nordrhein-Westfalen am Welt-Protesttag der Klimaschutzbewegung „Fridays for Future“ beteiligt. So nahmen in Köln trotz regnerischen und kalten Wetters rund 10.000 Menschen an dem Protestzug teil, wie die Polizei bestätigte. In Münster waren es laut Polizei rund 2300.

In Bochum trafen sich um 12 Uhr fast 300 Schülerinnen und Schüler vor dem Hauptbahnhof. Darunter waren auch einige Teilnehmer aus Herne. Trotz des schlechten Wetters haben in Witten laut Polizei rund 400 Teilnehmer für eine andere Klimapolitik demonstriert. In Gladbeck waren es rund 100 Schüler. Gut 500 Schülerinnen und Schüler beteiligten sich an der ersten „Fridays for Future“-Demo in Bottrop.

In Düsseldorf wurde eine Pappmaché-Figur der schwedischen Klima-Aktivistin Greta Thunberg aus dem Rosenmontagszug reaktiviert
In Düsseldorf wurde eine Pappmaché-Figur der schwedischen Klima-Aktivistin Greta Thunberg aus dem Rosenmontagszug reaktiviert © dpa | Federico Gambarini

Ein buntes Bild bot sich am Freitag in Düsseldorf: Hier wurde eine Pappmaché-Figur der schwedischen Klima-Aktivistin Greta Thunberg aus dem Rosenmontagszug reaktiviert. In Bonn beteiligten sich nach Polizeiangaben rund 2500 Menschen an einer Demonstration. Auch in anderen Städten wie Wuppertal und Dortmund gingen Schüler auf die Straße.

Ottmar Scholl, Leitende Dezernent für Schulen und Internate im Landeskirchenamt der Evangelischen Kirche im Rheinland, sagte: „Mit ihren Protesten in der Unterrichtszeit beschreiten die Schülerinnen und Schüler natürlich einen Grenzbereich, aber erst so bekommen sie die nötige Aufmerksamkeit.“

Klima Demonstrationen auch in Südwestfalen

Wie die Polizei mitteilt, haben in Hagen knapp 2.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer „friedlich“ protestiert. Proteste gab es auch in Iserlohn (500 Teilnehmer), Lennestadt-Altenhundem (200 Teilnehmer), Siegen (600 Teilnehmer), und Arnsberg-Neheim(300 Teilnehmer).

Zum dritten Mal wollten auch die Schüler in Meschede für eine andere Klima-Politik demonstrieren. Der Protest entwickelt sich dieses Mal jedoch zu einem Flop. Rund 140 Teilnehmer hatten die Organisatoren für ihre Demonstration angemeldet - gekommen sind nach ersten Schätzungen nur etwa 40 bis 50 Protestler.

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In Berlin war die Polizei von rund 5000 Teilnehmern ausgegangen. Gegen Mittag sprach sie aber von 15.000 bis 20.000 Teilnehmern. Erstmals wurden die Schüler dabei auch von Lehrern, Eltern, Wissenschaftlern und Nichtregierungsorganisationen unterstützt.

Ein Schüler in Magdeburg trägt auf der
Ein Schüler in Magdeburg trägt auf der "Fridays for Future"-Kundgebung eine Weltkugel aus Pappmache als Kopfbedeckung und hält ein Schild in den Händen auf dem steht "Love me! Don`t destroy me!". © dpa | Klaus-Dietmar Gabbert

Die Jugendlichen starten in Hamburg dieses Mal erst am frühen Nachmittag, da sie zunächst die Bewegung in Elmshorn unterstützen. Dort versammelten sich am Vormittag bereits Hunderte Aktivisten. Erst vor zwei Wochen haben tausende Schüler in Hamburg mit Greta Thunberg demonstriert.

In Niedersachsen waren bis zum Mittag mehr als 9.000 Jugendliche auf den Beinen. In Göttingen waren laut Organisatoren rund 1.500 Menschen dabei. Bei den Protesten in Gifhorn beteiligten sich 600 Menschen. 2000 Teilnehmer beteiligten sich an der Demo in Braunschweig.

Selbst auf der Nordsee-Insel Juist folgten rund 50 Schüler dem Aufruf der weltweiten Aktion „Fridays for Future“. Auf der im Prinzip autofreien Insel sollen die noch verbliebenen und mit einem Verbrennungsmotor ausgestatteten Fahrzeuge der Rettungsdienste und Ärzte künftig nur noch elektrisch betrieben werden. (dpa/epd/mein/les)