Athen. In der griechischen Hauptstadt Athen haben Zehntausende Nationalisten gegen das Mazedonien-Abkommen protestiert. Es gab Verletzte.

In Athen ist es wegen des Mazedonien-Streits zu Ausschreitungen gekommen. Zehntausende waren am Sonntag auf die Straße gegangen, um gegen ein Abkommen zu demonstrieren, das den Jahrzehnte währenden Namensstreit beendet. Die Organisatoren sprachen von 100.000 Teilnehmenden, die Polizei ging von 60.000 aus.

Die Polizei setzte Tränengas ein – vor allem gegen vermummte Demonstranten. Veranstalter des Protests war unter anderem das ultranationalistische „Kampfkomitee für Mazedoniens Griechentum“ sowie die Neonazipartei Goldene Morgenröte (Chrysi Avgi). Es demonstrierten jedoch auch griechisch-orthodoxe Kirchengruppen und Popen gegen das Abkommen.

Hooligans versuchten zum Parlament vorzudringen

Etwa 100 Menschen, vornehmlich Anarchisten und Hooligans, sollen versucht haben, mit Gewalt zum Parlament zu gelangen. Sie bewarfen die Polizeibeamten mit Steinen, diese reagierten mit Schlagstöcken und Pfefferspray. Zehn Beamte seien leicht verletzt worden, berichteten griechische Medien, zudem zwei Demonstranten.

Zehntausende waren aus dem ganzen Land zu dem zentralen Platz in der Hauptstadt vor dem Parlament gereist, um ihrem Unmut Luft zu machen. Viele schwenkten die Fahne Griechenlands. "Wir können unser Mazedonien, unsere Geschichte nicht hergeben", sagte Amalia Davrami, eine 67-jährige Rentnerin. "Mazedonien ist griechisch, Punkt."

So sah es am Sonntag teils in Athen aus.
So sah es am Sonntag teils in Athen aus. © Getty Images | Milos Bicanski

Abkommen sieht Umbenennung Mazedoniens vor

Griechenland und Mazedonien hatten sich vergangenes Jahr auf einen Kompromiss geeinigt, der die Umbenennung Mazedoniens in Republik Nord-Mazedonien vorsieht. Das Abkommen sieht auch vor, dass Griechenland seinen Widerstand gegen eine Aufnahme des Nachbarn in die EU und die Nato aufgibt. Das mazedonische Parlament hat der Namensänderung zugestimmt. Griechenlands Ministerpräsident Alexis Tsipras überstand am Mittwoch eine Vertrauensabstimmung, die den Weg für die Unterzeichnung des Abkommens frei machte.

Der Namensstreit tobt seit 1991. Damals wurde Mazedonien im Zuge des Zerfalls Jugoslawiens unabhängig. Viele Griechen befürchten Gebietsansprüche des Nachbarn, da es im Norden Griechenlands eine Region gibt, die ebenfalls Mazedonien heißt. Bis heute wiegen diese Bedenken schwer. (dpa/rtr/aba)