Berlin. Familienministerin Franziska Giffey hat erschreckende Zahlen zur Gewalt in der Partnerschaft vorgestellt. Die Dunkelziffer ist hoch.

Alle zweieinhalb Tage stirbt in Deutschland eine Frau – getötet von ihrem eigenen Partner oder einem ehemaligen Lebensgefährten. 147 Frauen kamen so im vergangenen Jahr gewaltsam ums Leben. Das geht aus der kriminalstatistischen Auswertung hervor, die Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) am Dienstag in Berlin vorgestellt hat.

„Für viele Frauen ist das eigene Zuhause ein gefährlicher Ort – ein Ort, an dem Angst herrscht“, sagte Giffey. Insgesamt sind rund 138.000 Menschen 2017 Opfer von partnerschaftlicher Gewalt geworden, am häufigsten handelt es sich um die einfache Körperverletzung, gefolgt von Bedrohung, Stalking und Nötigung.

Die Zahl der erfassten Gewalttaten ist laut Giffey nur die Spitze des Eisberges: Die Dunkelziffer an Taten, die nicht zur Anzeige gebracht werden, schätzt die Familienministerin auf das Vierfache ein.

Seit „Nein heißt Nein“ erstatten mehr Frauen Anzeige

Die hohe Zahl an Gewaltverbrechen – vor fünf Jahren waren es noch 15.000 Fälle weniger – begründet Giffey damit, dass genauer hingesehen werde. In den Statistiken werde neuerdings unter anderem Freiheitsberaubung und Zwangsprostitution erfasst.

Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD).
Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD). © Getty Images | Sean Gallup

Auch das 2016 beschlossene Gesetz „Nein heißt Nein“, das Frauen vor sexueller Gewalt schützen soll, habe Frauen ermutigt, Anzeigen zu stellen. Während fast ausschließlich Frauen von Sexualverbrechen betroffen sind, richten sich andere Gewalttaten zu 18 Prozent auch gegen Männer.

Förderprogramm gegen Partnerschaftsgewalt geplant

Giffey betonte, dass sich Gewalt in der Partnerschaft durch alle sozialen und ethnischen Gruppen ziehe. 67 Prozent der Gewaltverbrechen wurden von Deutschen begangen. Grundsätzlich sei die Gewaltbereitschaft im Alter zwischen 30 und 39 Jahren bei Männern aus sozial schwachen Verhältnissen am höchsten. Auch Alkohol spiele in jeder vierten Gewalttat eine Rolle.

Um die Gewalt zu reduzieren, kündigte Giffey ein Förderprogramm gegen Partnerschaftsgewalt an. Auch wies die Familienministerin auf das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ hin, das rund um die Uhr, anonym und in 17 Sprachen eine Anlaufstation für Opfer von Gewalt sei. Im vergangenen Jahr nahmen laut Petra Söchting, Leiterin des Hilfetelefons, knapp 38.000 Menschen das Angebot in Anspruch.