Berlin. Es gibt mehr Fälle häuslicher Gewalt. Die Zahlen verraten jedoch nicht alles. Die Dunkelziffer ist hoch – die Opfer schämen sich.

Die Zahl der Fälle von häuslicher Gewalt ist angestiegen. Das dokumentiert die Kriminalstatistischen Auswertung des Bundeskriminalamts zur Partnerschaftsgewalt, wie der „Spiegel“ in der aktuellen Ausgabe berichtet.

Das Magazin veröffentlicht die Zahlen vorab – Bundesfamilienministerin Franziska Giffey wird die Erhebung am Dienstag in Berlin vorstellen.

138.893 Menschen wurden 2017 in Deutschland von ihrem Partner oder Expartner misshandelt, gestalkt oder bedroht. Darunter waren 113.965 Frauen, also 82 Prozent. „Das Problem geht durch alle gesellschaftlichen Schichten und alle ethnischen Hintergründe“, betont Giffey im dem Magazin.

Mehr als zwei Drittel der Täter sind Deutsche

Familienministerin Franziska Giffey.
Familienministerin Franziska Giffey. © Getty Images | Sean Gallup

Der Anteil deutscher Staatsangehöriger unter den Tatverdächtigen habe bei knapp 68 Prozent gelegen, so die Bundesministerin. Medial würde oft ein anderes Bild vermittelt und vor allem darüber berichtet, wenn Geflüchtete und Migranten ihre Frauen verprügeln und töten, „weil diese Fälle immer ganz groß dargestellt werden.“

147 Frauen wurden 2017 von ihrem Partner oder Expartner getötet, im Schnitt starb jeden zweiten bis dritten Tag eine Frau durch die Hand ihres Partners oder Expartners. „Das ist in einem modernen Land wie Deutschland eine unvorstellbare Größenordnung“, so die Bundesministerin.

Dunkelziffer: Viele Opfer schämen sich

2016 waren rund 109.000 Frauen Opfer von partnerschaftlicher Gewalt geworden. Die Steigerung im vergangenen Jahr erkläre sich vor allem dadurch, dass neue Kategorien in die Statistik aufgenommen wurden, sagt Giffey: „Zum Beispiel Freiheitsberaubung, Zwangsprostitution und Zuhälterei. Rechnet man die heraus, ist der Anteil nahezu stabil.“

Ein grundsätzliches Problem bei Zahlen zu häuslicher Gewalt ist die Dunkelziffer – oft verschweigen Opfer aus Scham die Vorfälle. „Von Gewalt betroffene Frauen fühlen sich oft allein gelassen und schämen sich für das, was ihnen angetan wird“, erläutert etwa der „Bundesverband Frauen gegen Gewalt“ auf seiner Website. „Andauernde häusliche Gewalt zwingt Betroffene zu einem Leben in ständiger Angst vor dem nächsten, unkalkulierbaren Gewaltausbruch.“ (ses)