Washington. Spätauswirkung seines Besuchs am französischen Nationalfeiertag in Paris: US-Präsident Trump will Militär-Parade mitten in Washington.

US-Präsident Donald Trump will die Stärke seines Landes nun auch mit einer Militärparade demonstrieren. Schwanger ging Donald Trump mit dem Gedanken, seit Emmanuel Macron ihm am 14. Juli 2017 auf den Champs-Élysées in Paris gezeigt hat, wie in Gestalt von goldbehelmten Reitern mit Pauken und Trompeten sowie Überschall-Jägern am Himmel Pomp und Nationalstolz zueinander finden.

Die Militärparade zum französischen Nationalfeiertag hat den amerikanischen Präsidenten – der weiland einen Fersensporn vorgeschoben hatte, um dem Dienst fürs Vaterland im Vietnam-Krieg zu entgehen – derart beeindruckt, dass er sich ein ähnliches Brimbamborium auch vor der eigenen Haustür vorstellen konnte. „Das war super-duper, 200 Flugzeuge über unseren Köpfen“, äußerte sich Trump begeistert, „hunderttausend verschiedene Uniformen.“

Trump hat dem Pentagon einen Auftrag erteilt

Sieben Monate später ist aus der lockeren Idee fester Vorsatz und Marschbefehl geworden. „Ich will so eine Parade wie die Paris“, gab der Commander-in-Chief den Spitzen des Pentagon Mitte Januar auf. Am besten auf der Pennsylvania und Constitution Avenue, die vom Weißen Haus (an Trumps Hotel vorbei) bis zum Kongress führt. Und zwar noch in diesem Jahr.

Frankreichs Nationalfeiertag in Bildern

Zum französischen Nationalfeiertag am 14. Juli gibt es stets eine Militärparade auf den Champs Élysées in Paris.
Zum französischen Nationalfeiertag am 14. Juli gibt es stets eine Militärparade auf den Champs Élysées in Paris. © REUTERS | PHILIPPE WOJAZER
Straße frei für den großen Auftritt? Ein französischer Soldat vor Beginn der Parade am Freitagmorgen.
Straße frei für den großen Auftritt? Ein französischer Soldat vor Beginn der Parade am Freitagmorgen. © dpa | Kamil Zihnioglu
Mehr als 3700 Fußsoldaten und mehr als 200 Fahrzeuge nahmen an der Parade teil.
Mehr als 3700 Fußsoldaten und mehr als 200 Fahrzeuge nahmen an der Parade teil. © dpa | Markus Schreiber
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron (l.) und der Chef des Generalstabs der Armee, Pierre de Villiers, nahmen die Parade am Vormittag gemeinsam ab.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron (l.) und der Chef des Generalstabs der Armee, Pierre de Villiers, nahmen die Parade am Vormittag gemeinsam ab. © REUTERS | STEPHANE MAHE
Soldaten der Republikanischen Garde am Arc de Triomphe. Am 14. Juli gedenken die Franzosen dem Sturm auf die Bastille während der Französischen Revolution 1789.
Soldaten der Republikanischen Garde am Arc de Triomphe. Am 14. Juli gedenken die Franzosen dem Sturm auf die Bastille während der Französischen Revolution 1789. © REUTERS | POOL
Als Ehrengast hatte Macron (r.) US-Präsident Donald Trump eingeladen.
Als Ehrengast hatte Macron (r.) US-Präsident Donald Trump eingeladen. © REUTERS | CHARLES PLATIAU
An Trumps Seite: seine Frau Melania. Der Blick nach oben gilt einer Staffel französischer Kampflugzeuge.
An Trumps Seite: seine Frau Melania. Der Blick nach oben gilt einer Staffel französischer Kampflugzeuge. © REUTERS | CHARLES PLATIAU
Die Alpha Jets der französischen Luftwaffe donnerten mehrmals über den Arc de Triomphe am Ende der Champs Élysées hinweg und zeichneten dabei die französischen Nationalfarben in den Himmel.
Die Alpha Jets der französischen Luftwaffe donnerten mehrmals über den Arc de Triomphe am Ende der Champs Élysées hinweg und zeichneten dabei die französischen Nationalfarben in den Himmel. © REUTERS | GONZALO FUENTES
Anlass für Trumps Besuch ist das Jubiläum des Eintritts der USA in den Ersten Weltkrieg vor 100 Jahren. Die Amerikaner kämpften damals an der Seite Frankreichs gegen Deutschland. Darum marschierten auch US-Militärs mit, einige  von ihnen in Uniformen aus der Zeit des Ersten Weltkriegs.
Anlass für Trumps Besuch ist das Jubiläum des Eintritts der USA in den Ersten Weltkrieg vor 100 Jahren. Die Amerikaner kämpften damals an der Seite Frankreichs gegen Deutschland. Darum marschierten auch US-Militärs mit, einige von ihnen in Uniformen aus der Zeit des Ersten Weltkriegs. © REUTERS | YVES HERMAN
Beim Pärchen-Date am Vortag hatte sich Donald Trump noch einen Fauxpas geleistet: „Sie haben sich so gut gehalten“ („You’re in such good shape“), hatte er zu Brigitte Macron gesagt.
Beim Pärchen-Date am Vortag hatte sich Donald Trump noch einen Fauxpas geleistet: „Sie haben sich so gut gehalten“ („You’re in such good shape“), hatte er zu Brigitte Macron gesagt. © REUTERS | POOL
Die 24 Jahre Altersunterschied zwischen Brigitte (64) und Emmanuel Macron (39) waren im Präsidentschaftswahlkampf immer wieder thematisiert worden.
Die 24 Jahre Altersunterschied zwischen Brigitte (64) und Emmanuel Macron (39) waren im Präsidentschaftswahlkampf immer wieder thematisiert worden. © dpa | Michel Euler
Auch bei den Trumps beträgt der Altersunterschied 24 Jahre: Melania ist 47, Donald 71 Jahre alt.
Auch bei den Trumps beträgt der Altersunterschied 24 Jahre: Melania ist 47, Donald 71 Jahre alt. © REUTERS | GONZALO FUENTES
Die Militärparade fand in diesem Jahr unter besonders hohen Sicherheitsvorkehrungen statt. Im Bild: Ein Militärhubschrauber vor dem Eiffelturm.
Die Militärparade fand in diesem Jahr unter besonders hohen Sicherheitsvorkehrungen statt. Im Bild: Ein Militärhubschrauber vor dem Eiffelturm. © REUTERS | GONZALO FUENTES
Bei den Feierlichkeiten vor einem Jahr wurden auf der Strandpromenade in Nizza 86 Menschen bei einer Lastwagen-Attacke ermordet worden. In Frankreich gilt weiterhin der Ausnahmezustand.
Bei den Feierlichkeiten vor einem Jahr wurden auf der Strandpromenade in Nizza 86 Menschen bei einer Lastwagen-Attacke ermordet worden. In Frankreich gilt weiterhin der Ausnahmezustand. © REUTERS | CHARLES PLATIAU
Dessen ungeachtet demonstrierten in Paris Menschen gegen den Besuch und die Politik von US-Präsident Trump.
Dessen ungeachtet demonstrierten in Paris Menschen gegen den Besuch und die Politik von US-Präsident Trump. © REUTERS | PASCAL ROSSIGNOL
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Einen enstprechenden Bericht der Washington Post bestätigte Trumps Sprecherin Sarah Sanders: „Präsident Trump unterstützt auf unglaubliche Weise Amerikas Soldaten, die jeden Tag ihr Leben riskieren, um unsere Land sicher zu halten. Er hat das Verteidigungsministerium beauftragt, die Möglichkeit für eine Feier zu erkunden, bei der alle Amerikaner ihre Wertschätzung zum Ausdruck bringen können.“

Als mögliche Termine werden bereits der 28. Mai (Memorial Day), der 4. Juli (Nationalfeiertag) oder – eher scherzhaft – der 14. Juni (Ende des Ramadan und Trumps Geburtstag) genannt. Das Pentagon bevorzugt den 11. November. Das Datum des 100-Jahre-Jubiläums des siegreichen Endes des 1. Weltkrieges „wäre am leichtesten zu entpolitisieren“, heißt es.

Militär-Aufmärsche à la Frankreich kennt Amerika nicht

Denn bei aller Liebe fürs Militärische, die bei keinem großen Sportereignis fehlt: Aufmärsche à la Frankreich kennt Amerika nicht. Sie rufen bei vielen Erinnerungen an Bilder vom Roten Platz in Moskau oder an den Tiananmen-Square in Peking wach, wo autoritäre Staatsapparate walten.

© dpa | Michel Euler

Zwar gab es nach dem Bürgerkrieg sowie nach Beendigung der beiden Weltkriege in Washington und New York kleinere Umzüge. Weil die USA danach aber weder in Korea noch in Vietnam Grund zum Jubel hatten, blieben militärische Machtdemonstrationen aus. Zuletzt ließ Präsident George W. Bush 1991 nach dem Golf-Krieg (Operation Desert Storm) 8800 Soldaten im Herzen Washingtons auflaufen. Seither galt die Devise des früheren Generalstabschefs Martin Dempsey: „Eine nationale Militärparade erscheint unangebracht, solange Amerikas Söhne und Töchter in Gefahr sind“ – sprich: in Afghanistan oder im Irak Dienst tun.

Trumps Wunsch nach Parade löst Sorge aus

Aber das ist nicht die einzige Sorge, die Trumps Begehr ausgelöst hat. Just am Dienstag wurde der von Trump nahezu wie ein Heiliger verehrte Verteidigungsminister James Mattis in zuständigen Kongress-Ausschüssen vorstellig, um noch eine paar Milliarden Dollar mehr für die angeblich verkümmerte Einsatzbereitschaft der größten und mit weitem Abstand teuersten Streitmacht der Erde herauszuschlagen.

Die Aussicht darauf, demnächst teures und schweres Material (ein Abrams-Panzer wiegt mehr als 60 Tonnen und ist herkömmlichem Straßen-Asphalt prinzipiell abträglich) sowie Tausende Soldaten aller Waffengattungen für ein Schaulaufen nach Washington expedieren zu müssen, behagt in Mattis’ Umfeld nicht jedem.

Präsident möchte von Beliebheitswerten des Militärs profitieren

Zumal bürokratischer Zwist um Nutzungsrechte mit der überwältigend demokratisch gestimmten Verwaltung der überwältigend von Wählern der Demokraten bevölkerten Haupstadt programmiert ist. Auch deshalb, so sagen Eingeweihte, ist verbindlich noch nichts entschieden.

Aber Trump wird sich davon nicht beirren lassen, heißt es. Seine wichtigsten Berater, die pensionierten Vier-Sterne-Generäle Mattis und Kelly (Stabschef) wie auch der Generalleutnant der Armee H. R. McMaster (Nationaler Sicherheitsberater), stehen nicht im Verdacht, dem Präsidenten seine Neigung zu militärischem Strass auszureden. Sie wissen, dass unter allen staatlichen Institutionen das Militär noch immer Werte von über 70 Prozent erreicht, wenn Amerikanr gefragt werden, in wen oder was sie ihr Vertrauen setzen. Davon möchte der herzlich unbeliebte Präsident profitieren.

Das erste Jahr von Präsident Trump in 6 Zahlen

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