Sydney. In Australien ist es zu einem ungewöhnlichen Ereignis gekommen: Es regnete Fische vom Himmel – und etliche Tiere waren noch am Leben.

Lajamanu ist nicht ganz einfach zu erreichen. Die kleine australische Outbackgemeinde mit ihren gerade mal 600 Einwohnern ist 560 Kilometer südwestlich von Katherine am nördlichen Rand der Tanami-Wüste gelegen. Die letzten 100 Kilometer ab dem Buntine Highway bis nach Lajamanu sind nicht asphaltiert, auch der Zugang über Alice Springs und die Tanami Road ist eher ein Schotterweg. Mit dem Auto braucht man von Lajamanu rund sechs Stunden bis nach Katherine.

Lajamanu schafft es selten in die nationalen, geschweige denn in die internationalen Nachrichten. Doch ein seltenes Phänomen, das in dem Ort in den vergangenen 50 Jahren inzwischen mindestens viermal registriert wurde, hat es bereits mehrmals geschafft: Denn in Lajamanu regnet es immer wieder mal Fische vom Himmel.

Ein „Segen aus dem Himmel“

Auch diese Woche ist das seltene Ereignis wieder eingetreten – nachdem es bereits 2010, 2004 und 1974 gemeldet wurde. Und auch dieses Mal reagierten die Bürger des kleinen Ortes wieder mit Erstaunen auf den „Segen aus dem Himmel“, über den unter anderem der nationale australische Sender ABC berichtete. Eine Mitarbeiterin der Gemeinde bestätigte den „Fisch-Regenschauer“ in einem Telefonat ebenfalls und berichtete, dass sich das Phänomen bei einem „sehr starken“ Regenschauer zu getragen habe.

Einheimische berichteten der ABC, dass die Fische, die vom Himmel fielen, „die Größe von zwei Fingern“ hatten. Etliche seien noch am Leben gewesen, als sie zu Boden fielen und einige davon würden nach wie vor in Wasserpfützen umherschwimmen. Manche seien aber auch von Kindern eingesammelt und in Gläsern aufbewahrt worden. Auch interessant: Trotz Klimakrise: Riesenmotte erlebt Comeback in Australien

In diesem kleinen Ort in Australien ereignete sich das Naturphänomen. Schon zum vierten Mal berichten die Bewohner von Lajamanu von herabregnenden Fischen.
In diesem kleinen Ort in Australien ereignete sich das Naturphänomen. Schon zum vierten Mal berichten die Bewohner von Lajamanu von herabregnenden Fischen. © https://en.wikipedia.org/wiki/Lajamanu,_Northern_Territory

Typisch für Tropenregionen: Darum regnete es Fische

Obwohl das Phänomen selten ist, ist es laut Keller Kopf, ein Experte für Fischökologie an der Charles Darwin University in Darwin, auch schon an anderen Orten weltweit beobachtet worden. „Normalerweise kommt es aber eher in tropischen Regionen vor“, meinte er. Doch er habe auch schon Berichte aus gemäßigten oder ariden Klimazonen gehört, wie jetzt in Lajamanu. „Normalerweise wird das Phänomen von Wasserhosen ausgelöst“, erklärte der Experte.

Da im Norden Australiens gerade Regenzeit herrscht, bilden sich dort häufig Stürme und Tiefdruckgebiete. Diese können in seltenen Fällen dann zu Wasserhosen führen, die dann – wenn sie stark genug sind – nicht nur Feuchtigkeit von Wasserstellen aufnehmen, sondern unter Umständen eben auch Fische, die sich darin aufhalten.

Nachdem es sich im aktuellen Fall um Süßwasserfische gehandelt habe und die Tiere noch am Leben gewesen seien, vermutete der Experte, dass der „Waterspout“, wie das Wettereignis im Englischen genannt wird, sich ganz in der Nähe gebildet hat und nicht über dem Ozean entstanden ist. Die barschartigen Fische – sogenannte „Spangled Grunters“ – sind demnach vermutlich von einem Wasserloch oder einem Bach in der Umgebung hochgesogen worden. Lesen Sie hier: Häufige Naturkatastrophen setzen Australiens Bevölkerung zu

Frühester Bericht aus dem Jahr 300 nach Christus

Dass sich das seltene Phänomen ausgerechnet im einsam gelegenen Lajamanu schon mehrmals abgespielt hat, liegt laut des Experten vermutlich an der Topographie der Region. So sei die Tanami-Wüste etwas höher gelegen und Tiefdrucksysteme würden sich deswegen über Lajamanu abregnen.

Insgesamt gibt es laut des Forschers Kopf trotz der Ungewöhnlichkeit des Phänomens kaum wissenschaftliche Arbeiten dazu. Der Fischökologe verwies rein auf einen akademischen Artikel mit dem Titel „Do Fishes Fall from the Sky with Rain?” („Fallen Fische mit Regen aus dem Himmel?“) aus dem Jahr 1929, der im Fachmagazin „The Scientific Monthly“ veröffentlicht wurde.

In diesem berichtete ein Autor namens E. W. Gudger, dass er Erzählungen über „Fisch-Schauer“ bereits aus der Zeit 300 nach Christus aufgefunden habe und die Berichte bis in die Neuzeit reichen würden. Seinen Recherchen zufolge sei das Phänomen unter anderem in Amerika, Großbritannien, Deutschland, Frankreich, Griechenland und Indien beobachtet worden. Auch interessant: Alkohol legalisiert: Welle der Gewalt in Australiens Outback

In dem Artikel schildert Gudger auch eine persönliche Erfahrung, die ihm ein Bekannter namens Richard Hoadley Tingley aus Port Chester in New York berichtet hatte. Dieser erzählte, wie ein Regenschauer am 15. Mai 1900 am Stadtrand von Providence auf Rhode Island Fische geregnet habe. Es sei ein schweres Gewitter mit starkem Wind und einem heftigen Platzregen gewesen. Kinder hätten die Fische im Nachhinein in Kübeln eingesammelt und verkauft.

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