Berlin. “Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker“, heißt es auf Arznei-Beipackzettel. Der Satz ist aus der Zeit gefallen und soll geändert werden.

Erst am Montag hatte es die Bundesärztekammer gefordert – jetzt plädiert auch Gesundheitsminister Karl Lauterbach (59) dafür, den Pflichttext bei der Arzneimittelwerbung zu ändern. Bislang heißt es: „Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen sie die Packungsbeilage und fragen sie Ihren Arzt oder Apotheker.“ Lauterbach sagte der BILD-Zeitung (Dienstag-Ausgabe), er sei „sehr dafür, wenn Ärztinnen ausdrücklich genannt würden“.

Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer, hatte am 2. Weihnachtsfeiertag gegenüber den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND) erklärt, die rein männliche Formulierung „passt nicht mehr in die Zeit“. Reinhardts Vorschlag lautet, den bisherigen Text „durch eine neutrale und dennoch leicht verständliche Formulierung“ zu ersetzen.

Auch Apothekerverband möchte gendergerechte Formulierung

Lauterbach und Reinhardt sind mit ihren Vorschlägen nicht alleine. Auch die Präsidentin der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA), Gabriele Regina Overwiening, sprach sich für eine gendergerechte Neufassung aus. Fast 90 Prozent der in öffentlichen Apotheken tätigen Beschäftigten seien Frauen, erklärte sie gegenüber dem RND. „Ein rein männlicher Sprachgebrauch kann da keineswegs als eine faire Sprachpraxis bewertet werden.“

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Overwiening schlug vor, mehrere Formulierungen zuzulassen. Es sollten auch „Fragen Sie Ihre Ärztin oder Ihre Apothekerin“, „Fragen Sie Ihren Arzt oder Ihre Apothekerin“ sowie „Fragen Sie Ihre Ärztin oder Ihren Apotheker“ möglich sein. Werbeagenturen könnten dann flexibel zwischen diesen Varianten wählen.

Nicht der erste Vorstoß zur gendergerechten Sprache bei Arzneimittelwerbung

Eine Änderung der geltenden Vorschrift verlangte auch Christiane Groß, die Präsidentin des Deutschen Ärztinnenbundes. Ihre Idee war folgender Satz: „Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage oder fragen Sie in Ihrer ärztlichen Praxis oder Apotheke nach.“ Dies sei leicht verständlich und teile den Patientinnen und Patienten mit, an wen sie sich wenden müssen.

Zur gendergerechten Sprache in der Arzneimittelwerbung hatte es bereits im vergangenen Jahr einen Vorstoß aus der Pharmaindustrie gegeben. Das Unternehmen Angelini Pharma aus München startete damals eine Petition dazu und änderte den Text eigenmächtig auf „Arzt/Ärztin oder Apotheker/in“. Im Gespräch war auch die Formulierung „Fragen Sie ihre Ärzt:in oder Apotheker:in“. Beide Varianten konnten sich allerdings bislang nicht durchsetzen.