Berlin. Novavax soll in Deutschland voraussichtlich ab Ende Februar auf den Markt kommen. Doch nun gibt es Zweifel an einem Inhaltsstoff.

Noch in diesem Monat soll in Deutschland der erste proteinbasierte Corona-Impfstoff auf den Markt kommen: Das Vakzin Nuvaxovid der US-Firma Novavax ist auf dem globalen Vormarsch. Hierzulande werden sogar schon Wartelisten für Impftermine geführt. Doch noch bevor der Impfstoff verfügbar ist, kursieren bereits die ersten Gerüchte. Dabei steht besonders ein Inhaltsstoff in der Kritik: der Wirkverstärker Saponin.

In sozialen Netzwerken wird das sogenannte Adjuvants von einzelnen Usern als "hochtoxisch" beschrieben. Auch ist von einer "blutauflösenden Wirkung" und "Langzeitschäden" die Rede. Doch was ist dran an der Kritik und warum braucht Novavax überhaupt einen Wirkverstärker?

Was unterscheidet Novavax von anderen Corona-Impfstoffen?

Novavax ist im Gegensatz zu den bisher zugelassenen Vakzinen gegen Covid-19 weder ein mRNA- noch ein Vektorimpfstoff, sondern ein proteinbasierter Totimpfstoff. Er enthält das Spike-Protein des Coronavirus SARS-CoV-2 und einen Wirkverstärker. Immunologen schätzen seine Wirksamkeit auf rund 90 Prozent. Außerdem soll Novavax auch vor Virusvarianten und moderaten bis schweren Krankheitsverläufen schützen. Auch für die Booster-Impfung soll er geeignet sein.

Eine weitere Besonderheit, die Novavax von auf dem Markt erhältlichen Vakzinen unterscheidet: Er lässt sich bei Kühlschranktemperatur lagern. Das erleichtert nicht nur seine Logistik, sondern macht das Corona-Mittel auch für ärmere Länder ohne entsprechende Infrastruktur interessant.

Was sind Wirkverstärker?

Damit die Impfung auch ihre volle Schutzwirkung gegen das Coronavirus entfaltet, muss das Immunsystem in Alarmbereitschaft versetzt werden. Das führt aber oft zu heftigen Reaktionen und Nebenwirkungen. Der Novavax-Impfstoff, der aus aufgereinigten Proteinen besteht, löst an sich eine schützende Reaktion im Immunsystem aus. Diese ist aber nicht stark genug und bringt die Produktion von Antikörpern nicht ausreichend in Gang.

Aufgrund dieser geringeren Aktivierung werden den Impfstoffen sogenannte Adjuvanzien zugesetzt, die ihre Wirkung verstärken sollen. "Adjuvanzien werden seit vielen Jahrzehnten verwendet und haben ein gutes Nutzen-Risiko-Verhältnis", sagte Eberhard Hildt, Leiter der Abteilung Virologie am Paul-Ehrlich-Institut (PEI) gegenüber der deutschen Zulassungsbehörde für Impfstoffe.

Die bekannteste Gruppe der in Impfstoffen eingesetzten Adjuvanzien sind Aluminiumsalze. Diese sind etwa in Vakzinen gegen Keuchhusten, Tetanus und Diphterie millionenfach verimpft worden, wie das Fachmagazin "Spektrum der Wissenschaft" schreibt. Ein beliebtes Argument der Impfgegner gegen die Verwendung von Aluminiumsalzen ist die Behauptung, dass der Wirkverstärker gesundheitsschädlich sei. Tatsächlich konnte anhand von Studien aber kein Zusammenhang zwischen Aluminiumsalzen und Impfreaktionen festgestellt werden.

Auch Öl-Wasser-Gemische die einen im Menschen vorkommenden, ungesättigten Kohlenwasserstoff, werden zur Produktion von Antikörpern in Impfstoffen eingesetzt. Saponine, die dem Covid-19-Impfstoff zugesetzt werden, gelten als "neueste" Wirkverstärker. In Novavax seien sie aber auch in völlig neuer Form enthalten, nämlich als Nanopartikel.

Warum setzt Novavax auf Saponine?

Saponine werden aus einem Extrakt des chilenischen Quillay-Seifenbaums hergestellt. Das Adjuvans des proteinbasierten Vakzins soll besonders effektiv sein und eine hohe Wirksamkeit aufweisen. Seine Schutz-Wirkung vor moderaten bis schweren Krankheitsverläufen schätzen Immunologen auf 100 Prozent. Das sollen auch zwei klinische Prüfungen mit über 45.000 Personen beweisen.

Denn Saponine kommen nicht erst seit gestern zum Einsatz. "Saponin-basierte Adjuvantien wurden in den vergangenen 40 Jahren in einer großen Zahl an Entwicklungsprogrammen für Impfstoffe eingesetzt", heißt es etwa im Prüfbericht der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA). Demnach gelten sie entgegen der Annahme von Skeptikern nicht als giftig und sind für den Menschen vollkommen unbedenklich.

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    Können Wirkverstärker Nebenwirkungen nach der Impfung hervorrufen?

    Die EMA hat ihre Zulassung von Novavax damit begründet, dass die meisten "Nebenwirkungen von milder bis moderater Schwere sind" und etwa nach wenigen Tagen wieder verschwinden. Zu den häufigsten Nebenwirkungen von Nuvaxovid, die Wissenschaftler innerhalb von Studien entdeckten, zählten wie bei anderen Impfstoffen auch Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Muskel- und Gelenkschmerzen sowie Müdigkeit. Davon war jede zehnte Person betroffen.

    Rötungen, Schwellungen, Fieber, Schüttelfrost und Gelenkschmerzen traten noch seltener auf. Ausschlag, Hautrötungen oder vergrößerte Lymphknoten wurden sogar nur bei weniger als jeder 100. Person festgestellt.

    Sind Langzeitschäden bei Novavax-Impfungen bekannt?

    Starke Impfreaktionen, die dauerhafte Schäden für die Gesundheit bedeuten, zeigen sich meist schon nach wenigen Stunden oder Tagen nach der Impfung. Solche konnten etwa in Form von Hirnvenenthrombosen beim Vakzin von Astrazeneca festgestellt werden, weshalb der Corona-Impfstoff nicht mehr gespritzt wird. Gravierende Schäden oder Langzeitfolgen einer Impfung gegen Covid-19 sind laut Klaus Cichutek, Chef des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) "bei Impfstoffen aber generell nicht bekannt."

    Dieser Artikel ist zuerst auf morgenpost.de erschienen.