Düsseldorf. Gesundheitsreport: Zu wenig Bewegung und zu viel Stress belasten die Deutschen so stark wie nie zuvor, so die Sporthochschule in Köln.

Morgens am Küchentisch, tagsüber auf dem Bürostuhl und abends auf der Couch – was ist schöner, als zu sitzen? „Die Deutschen sind Sitzweltmeister“, sagt Ingo Froböse und fügt an: „Die Deutschen bleiben träge, sie werden immer träger.“

Das Zeugnis, das der Institutsleiter der Deutschen Sporthochschule Köln den Menschen ausstellt, ist gespickt mit schlechten Noten. „Die Deutschen leben so ungesund wie noch nie“, sagt er unserer Redaktion.

8,5 Stunden am Tag verbringen sie sitzend, das ist das Ergebnis des Reports „Wie gesund lebt Deutschland?“, den die DKV (Deutsche Krankenversicherung) mit der Sporthochschule zusammen erarbeitet hat. Also eine Stunde mehr als noch bei der Abfrage 2018. Die Entwicklung sei alarmierend. Mehr zum Thema:Faktencheck: Wie tödlich ist falsche Ernährung wirklich?

Besonders junge Erwachsene leben ungesund

Besonders bei jungen Erwachsenen sei der Anstieg stark. Das Schlimme: „Zehn Prozent der Deutschen tun gar nichts.“ Vor allem „die Jüngeren sind immer weniger aktiv“, sitzen vor Laptops oder PCs.

Wer sich dauerhaft zu wenig bewegt, riskiere Krankheiten am Bewegungsapparat, aber auch Diabetes. Bewegung sei der Schlüssel zu einem gesunden Leben. Und das Homeoffice eine neue Herausforderung, so Froböse. „Wir brauchen ein betriebliches Gesundheitssystem, das die Menschen dazu anhält, sich mehr zu bewegen.“

Ob privat oder im Homeoffice – die Deutschen sitzen gern.
Ob privat oder im Homeoffice – die Deutschen sitzen gern. © istock

Was die Trägheit angeht, gibt es regionale Unterschiede: In Berlin und Brandenburg leben die Fittesten: Hier sind die meisten körperlich aktiven Bürger (75 Prozent) zu finden, so die Studie. Knapp über dem Durchschnitt (70 Prozent) liegen Hessen (71,5 Prozent), NRW (71 Prozent) sowie Niedersachsen/Bremen (70,8 Prozent).

Am gemütlichsten lassen es die Befragten aus Schleswig-Holstein und Thüringen angehen (64 und 63 Prozent).

Corona hat schlechten Einfluss auf Gesundheit

Laut DKV ist es vor allem die Corona-Pandemie, die diesen negativen Einfluss auf den Lebensstil der Deutschen ausgeübt hat: Nur elf Prozent der Menschen erreichen die statistischen Richtwerte für ein gesundes Leben in allen Lebensbereichen wie „körperliche Aktivität, Ernährung, Rauchen, Alkohol und Stressempfinden“.

Insgesamt am schlechtesten haben dabei die Menschen aus Nordrhein-Westfalen abgeschnitten. Die besten Werte erzielten die Sachsen. Auch interessant:Warum Stress krank macht und Stille die Gesundheit fördert

Dabei liegen zwischen statistischem Ergebnis und individuellem Lebensgefühl Welten: Dass sich die 2800 befragten Personen fast alle selbst als „gesund“ oder „sehr gesund“ einschätzten, sei reine Augenwischerei. Nur noch elf Prozent der Deutschen erreichten die statistischen Werte für ein gesundes Leben. Die anderen ernährten sich zu fett, zu süß, zu unregelmäßig.

Griffen zur Zigarette und viel zu oft zum Glas Wein, Bier oder Schnaps. Am besten im Griff hätten sich die Menschen in Sachsen-Anhalt. Am heftigsten schlage man in Baden-Württemberg über die Stränge.

Stress als Belastungsfaktor

Und auch das noch: Die Deutschen sind im Stress wie noch nie. 60 Prozent aller Befragten fühlten sich am Limit. Und könnten den Stress nicht abbauen. Zwar erreichten Menschen aus Hamburg, Rheinland-Pfalz/Saarland (jeweils 49 Prozent), Sachsen (48 Prozent) und den Küstenregionen Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein (47 Prozent) am häufigsten den Richtwert zum gesunden Umgang mit den seelischen Belastungen. Doch richtig kompensieren könne es nur die Hälfte. Lesen Sie hier:Diese 13 Vitamine sind für den Körper lebenswichtig

In NRW (32 Prozent), Niedersachsen und Thüringen (je 36 Prozent) falle es ganz besonders schwer, die innere Ruhe zu finden.