Berlin. Laut einer neuen Studie will die Mehrheit der Deutschen reisen, ohne der Umwelt zu schaden. Nur Menschen mit hohem Einkommen sehen das anders.

Vor der entscheidenden Sitzung des Klimakabinetts am Freitag feilen Union und SPD an ihren Plänen. Es geht um nichts weniger, als weitreichende Maßnahmen für den Klimaschutz zu beschließen. Im Fokus dabei unter anderem: klimafreundliches Reisen.

Während die Politiker noch an ihren Konzepten arbeiten, scheint die Mehrheit der Deutschen längst weiter zu sein: Fast zwei Drittel aller Bundesbürger möchten umweltfreundlich reisen. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie, die dieser Redaktion exklusiv vorliegt. 65 Prozent der Deutschen sind Umweltaspekte bei der Wahl des Verkehrsmittels demnach wichtig oder sehr wichtig.

Zu diesem Schluss kommt eine Studie, die der Fernbusanbieter FlixMobility und das Verkehrsmittelvergleichsportal fromAtoB in Auftrag gegebenen haben. Die repräsentative Umfrage hat das Marktforschungsinstituts YouGov durchgeführt.

Je reicher, desto weniger Wert legen Menschen auf klimafreundliches Reisen

Anders sieht es aus bei Menschen mit höherem Einkommen: Die legen laut der Umfrage bei der Auswahl ihres Verkehrsmittels weniger Wert auf den Umweltaspekt. Je höher das Einkommen, desto weniger wichtig ist umweltfreundliches Reisen. Für fast 40 Prozent der Personen mit einem monatlichen Haushaltseinkommen von 5000 bis 10.000 Euro sind umweltfreundliche Verkehrsmittel eher nicht oder gar nicht wichtig, so die Studie.

Von „SUV-Scham“ kann unter den Wohlhabenden also nicht die Rede sein. Nach einem schweren Verkehrsunfall in Berlin, den ein SUV-Porsche verursachte hatte und bei dem vier Menschen starben, waren die Geländelimousinen (SUV) in die Kritik geraten. Die Grünen hatten eine SUV-Obergrenze gefordert.

Umweltfreundlich reisen ja – aber der Preis muss stimmen

Allerdings will auch der Rest von Deutschland kein umweltfreundliches Reisen um jeden Preis: Kostengünstige Verkehrsmittel und eine schnelle Verbindung sind nach wie vor wichtig: Für 90 Prozent der Befragten muss der Preis stimmen, für 77 Prozent ist die Schnelligkeit bei umweltbewusstem Reisen relevant.

Wie das klappen soll? 48 Prozent der Deutschen sind der Meinung, dass Anreize für eine klimafreundliche Mobilität geschaffen werden müssen. Die wenigsten Befragten der Studie sind für Strafen: Sanktionieren von klimaschädlichen Reiseanbietern ist nur für 17 Prozent eine vielversprechende Option.

Trendforscher: „In 20 Jahren hat kaum jemand ein eigenes Auto“

Der Wiener Zukunftsforscher Andreas Reiter sieht das anders: „Die nächsten zwei Jahrzehnte werden geprägt sein von einem massiven ökologischen Dirigismus“ sagt der Trendexperte. Kritiker würden von einer „Öko-Diktatur“ sprechen.

„Diese bringt eine drastische Verhaltensänderung und neue Konsummuster mit sich, wie Plastikverbot, Fleischverbot, Benzinverbot, Flugverbot auf Kurzstrecken“, so die Prognose des Zukunftsforschers. „Ein eigenes Auto hat in 20 Jahren kaum noch jemand – schon gar nicht in den Städten.”

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Die verwendeten Daten beruhen auf einer Online-Umfrage der YouGov Deutschland GmbH, an der 2037 Personen zwischen dem 27. August und 29. August 2019 teilnahmen. (jr)