Berlin. Die Erderwärmung hat einen Gletscher in Island so abschmelzen lassen, dass er seinen Status verliert. Es gab eine mahnende Trauerfeier.
Rund 100 Menschen kamen zur Trauerfeier, darunter auch die Regierungschefin Katrin Jakobsdottir. Doch die Zeremonie in Island galt nicht einem Menschen. Die Teilnehmer trauerten um einen Gletscher. Der 700 Jahre alte „Okjokull“ ist offiziell keiner mehr, da seine Eisdicke mit 15 Metern die Definitionsvorgaben nicht mehr erfüllt.
Für die Isländer ist der abgeschmolzene Gletscher ein eindeutiger Beleg für die Klimakrise, die Folge der globalen Erwärmung.
An Ort und Stelle wurde eine Tafel enthüllt mit der Überschrift „Ein Brief an die Zukunft“. Darauf heißt es weiter: „In den nächsten 200 Jahren ist zu erwarten, dass alle unsere wichtigsten Gletscher den gleichen Weg gehen. Diese Gedenktafel dient dazu, anzuerkennen, dass wir wissen, was vor sich geht und was zu tun ist.“
Iceland beerdigt toten Gletscher – weltweit verlieren sie Milliarden Tonnen Eis
Schmelzende Gletscher verlieren weltweit nach neuen Schätzungen jährlich rund 335 Milliarden Tonnen Eis. Zu diesem Schluss kommen Forscher aus Zürich, die Satellitenmessungen und Beobachtungen vor Ort ausgewertet haben.
Der federführende Forscher Michael Zemp von der Universität Zürich sagte im April, die Welt verliere damit jährlich rund drei Mal das verbleibende Gletschervolumen der Europäischen Alpen. Die Gletscher hätten zwischen 1961 und 2016 mehr als 9000 Milliarden Tonnen Eis verloren.
Temperaturanstieg liegt bereits bei 1,53 Grad
Anfang des Monats hatte der Weltklimarat IPCC in einem Sonderbericht festgestellt, dass der weltweite Temperaturanstieg über den Landflächen im Vergleich zur vorindustriellen Zeit bereits bei 1,53 Grad liegt.
Derzeit wohl prominenteste Aktivistin in Sachen Klimakrise ist die Schwedin Greta Thunberg, die gerade mit einer Jacht nach New York reist, um an der Klimakonferenz teilzunehmen. Schon lange warnt der Weltklimarat vor den drastischen Folgen der Erderwärmung für die Umwelt.
Der WWF geht davon aus, dass der Klimawandel die Hälfte aller Tier- und Pflanzenarten bedroht. Auf der UN-Klimakonferenz ist ein völkerrechtlich verbindliches Regelbuch beschlossen worden. (ses/dpa)