Am 25. Oktober startet die Fortsetzung des Horrorfilms „Halloween“. Jamie Lee Curtis erinnert sich an ihre Anfänge als Schauspielerin.

Eigentlich müsste man sie mit Baroness anreden. Diesen Ehrentitel darf Jamie Lee Curtis (59) durch ihren Ehemann tragen, den britisch-amerikanischen Schauspieler Christopher Haden-Guest (70). Im Showbusiness aber ist ihr eigener Name viel mehr wert als jeder Titel.

Jamie Lee Curtis gehört zu den großen Damen Hollywoods. Sie war Juwelendiebin in „Ein Fisch namens Wanda“, Prostituierte in „Die Glücksritter“ und Agentengattin in „True Lies“. Ab 25. Oktober kämpft sie in der Fortsetzung des Horrorfilms „Halloween“ um ihr Leben.

Der erste „Halloween“-Film ist inzwischen 40 Jahre alt. Was hat sich für Sie in dieser Zeit verändert?

Jamie Lee Curtis: Mein ganzes Leben. Ich hatte die Gelegenheit, mich stark zu entwickeln. Ich habe eine Familie, ein kreatives, emotionales und spirituelles Leben. Ich bin gereist, habe mich der Musik, Kunst und Erziehung gewidmet.

In der neuen „Halloween“-Version spielen Sie eine Frau, die sich einem Psychopathen gegenübersieht und alles daransetzt, die Macht zurückzugewinnen. Hat das auch etwas mit der #MeToo-Debatte zu tun?

Curtis: Nun, das Drehbuch wurde schon zu einer Zeit geschrieben, als diese Debatte noch nicht aktuell war, aber die Autoren haben eine starke Frau in den Mittelpunkt gestellt. Das passt. Es ist in jedem Fall erstaunlich, was alles passiert ist: Bill Cosby sitzt heute im Gefängnis: ein Mann, der Frauen mit Drogen betäubt und vergewaltigt hat. Und jeder hat ihn geliebt ...

Hat man Ihnen schon einmal die „Besetzungscouch“ angeboten?

Curtis: Meine Erlebnisse sind nicht so schrecklich wie die vieler anderer Frauen. Es gab Jobs, die durch eine Art Komplizenschaft zustande kamen, die es nicht hätte geben sollen. Aber ich konnte ich selbst bleiben. In den USA gibt es ein Statut über „unerwünschten körperlichen Kontakt“. Einen solchen Kontakt hatte ich ein paarmal, aber ich hatte es nicht mit körperlicher Gewalt zu tun.

Jamie Lee Curtis bei der Premiere von „Halloween“ auf dem Filmfest Hamburg.
Jamie Lee Curtis bei der Premiere von „Halloween“ auf dem Filmfest Hamburg. © dpa | Georg Wendt

Ihre Eltern Tony Curtis und Janet Leigh sind beide Schauspieler gewesen. Haben Sie als junge Frau mal gedacht: Das will ich nicht?

Curtis: Ich wollte eigentlich Polizistin werden und habe es gerade mal so aufs College geschafft. Ich bin durch einen Zufall Schauspielerin geworden: Ich kam Weihnachten nach Hause, ein Bekannter, der eigentlich Tennislehrer war, managte inzwischen Schauspieler. So geht das in Los Angeles. Ich bin zu einem Casting gegangen, habe die Rolle aber nicht bekommen. Aber ich habe da noch einen Monat herumgehangen, einen Vertrag mit Universal abgeschlossen und das College hingeschmissen. So wurde ich ohne jeden Unterricht Schauspielerin.

Warum sind Sie im Geschäft geblieben?

Curtis: Weil ich zunächst sehr erfolgreich war. Zwar bin ich später auch oft ohne Arbeit gewesen – heute übrigens auch. Aber als junge Schauspielerin habe ich regelmäßig gearbeitet. Ende der Siebziger spielte ich in einer Fernsehsendung und wurde gefeuert. Wäre das damals nicht passiert, hätte mein Tennislehrer-Manager, dem ich bis heute dankbar bin, nicht zu mir sagen können: „Sie drehen da einen kleinen Slasher-Film. Es gibt darin drei Frauenrollen. Ich habe dich für die Unterdrückte vorgeschlagen.“ So kam ich zu „Halloween“.

Wie lange wollen Sie noch im Filmgeschäft arbeiten?

Curtis: Keine Ahnung. Es wäre eine schöne Idee, heute aufzuhören. Erster und letzter Film „Halloween“. Klingt doch wie ein perfektes Ende. Ich habe keine großen Ambitionen, habe aber begonnen, Filme zu produzieren. Vielleicht schreibe ich mal etwas und führe Regie. Vielleicht spiele ich aber auch nur Golf mit meinem Ehemann. Vor anderthalb Jahren hätte ich nicht geglaubt, dass ich jetzt hier sitzen würde. Ich war zuletzt 1983 in Europa, um einen Film zu bewerben: „Die Glücksritter“.

Für Ihre erste Rolle in „Halloween“ haben Sie 8000 Dollar bekommen. Waren Sie nicht frustriert, dass Sie weniger verdienten als Ihre männlichen Kollegen?

Curtis: Ich finde es gut, dass darüber geredet wird. Unsere Kunstform ist der Kommerz, weswegen ich es auch „Angeber-Geschäft“ nenne. Es hat Frauen in Hollywood gegeben, die mehr gefordert und bekommen haben. Aber die Waage ist nicht gut ausbalanciert. Mich interessieren die gleichen Rechte allerdings mehr als die gleiche Bezahlung. Der Gouverneur von Kalifornien hat gerade ein Dekret unterschrieben, dass es in allen Firmenvorständen Frauen geben muss. Ein Wunder!

Sie sind auch als Autorin von Kinderbüchern erfolgreich.

Curtis: Die fallen mir so ein. Kinder erfreuen und amüsieren mich. Dass meine Bücher erfolgreich sind, ist auch ein Wunder. Die Bücher sind schön, lustig, und es geht in ihnen um etwas. Sie sind das Beste, was ich je der Welt von mir präsentieren konnte.