Essen. Birgit Schrowange will ein Zeichen gegen Jugendkult setzen – und zeigt sich mit grauem Haar. Auch andere Stars stehen zu ihrem Alter.

Strahlendes Lächeln, brauner Bob – das ist die Marke von Moderatorin Birgit Schrowange. Doch jetzt ist sie ergraut. Sie sieht fantastisch aus – und hat doch ein Tabu gebrochen. Schrowange, die im nächsten April sechzig wird, bekennt sich zum Alter. Und das ist nicht nur in ihrem Metier ungewöhnlich.

„Ich finde diesen ganzen Jugendwahn schrecklich. Graue Haare machen Frauen älter – dieses Märchen haben Männer in die Welt getragen“, mit dieser Äußerung, nachzulesen in Magazinen wie „Gala“, ist sie der Gegenpart zu den Frauen wie Iris Berben (67), die in der Fernsehwerbung für Produkte schwärmen, mit denen aus düsterem Grau herrlich schillerndes Braun wird. Und Frau Berben hat ihre Anhängerinnen: 70 Prozent der Frauen färben sich laut Statistik die Haare, davon zwei Drittel, weil sie nicht zum Grau stehen wollen.

Schrowange hat eine Veranlagung zum frühen Ergrauen

„Wir werden alle älter. Das ist nicht unbedingt schön, aber wir sollten dazu stehen“, sagte die Moderatorin der „Bild“. Dass es gerade Birgit Schrowange ist, die sich gegen den Jugendwahn auflehnt und nicht, sagen wir, Alice Schwarzer, die 74 Jahre alt ist und nicht wirklich ergraut aussieht, mag überraschen. Doch Schrowange erklärt ihre Abneigung gegen das Färben nicht nur mit dem neuen Selbstbewusstsein. Sie habe eine Veranlagung zum frühen Ergrauen, ihr Vater sei schon mit 35 Jahren weiß gewesen: „Ich färbe seit weit über 20 Jahren meine Haare. Jetzt wollte ich einfach mal gucken, wie sehe ich überhaupt aus?“

Der Grund für die Verwandlung war der Auftritt in der RTL-Show „This Time Next Year – Heute in einem Jahr“, die Menschen ein Jahr lang bei der Erfüllung eines lang gehegten Traums begleitet. Schrowanges Traum war es, graue Haare zu haben und sie öffentlich zu zeigen.

Filmstars wie Jamie Lee Curtis haben graue Haare

Ein Vorhaben, das, sagt sie, sei bei den Sendern in der Vergangenheit nicht allzu gut angekommen. In Zeiten von Botox und Facelifting mag das Bekenntnis zum Älterwerden wie ein Anachronismus wirken. Als Filmstars wie Jamie Lee Curtis (58) oder Helen Mirren (72) auf Natur statt auf Chemie setzten, war es ähnlich: Erst war der Aufschrei groß, dann die Bewunderung.

Der Berliner Promi-Friseur Shan Rahimkhan sagt: „Birgit sieht einfach toll aus. Sie hat alles richtig gemacht.“ Damit meint er: Haare raspelkurz schneiden, Farbe rauswachsen lassen – und damit es keiner sieht, Perücke aufsetzen, wie es Schrowange ein Jahr lang getan hat. Komplett unbemerkt. „Man kann sich nicht einfach die Haare grau färben, sondern muss sich die grauen Haare rauswachsen lassen“, sagt Schrowange. „Diese Übergangsphase ist nicht einfach.“

Das Haar leidet unter dem Haarfärbemittel

Der Friseur stimmt ihr zu. Ob der Mut zu Grau nun Trend wird? Das glaubt Rahimkhan nicht. „Längst nicht jede Frau hat das Haar dazu. Man braucht schon einen Weißanteil von 90 Prozent. Sonst kann es einen Gelbstich geben und sehr ungepflegt aussehen.“ Allerdings komme es häufiger vor, dass junge Frauen weiße Haare tragen wollen. Fürs Haar, so der Friseur, sei das oft eine Strapaze: Das Haar leide, und – wie Tests immer wieder ergeben haben – sei die Allergiegefahr durch Haarfärbemittel erhöht.

Das neue Bekenntnis zum Alter zeigt eine mutige Birgit Schrowange, die sich allerdings doch wieder freut, gar nicht so alt auszusehen: „Komischerweise macht es mich jünger und nicht älter.“