Guido Cantz versteht Spaß – egal, ob auf der Bühne oder als Büttenredner. Ein Gespräch über gefoppte Promis und den Wandel von Humor.

Guido Cantz ist omnipräsent im Fernsehen – und dabei hat die heiße Karnevalszeit für den viel gebuchten Büttenredner (mehr als 200 Auftritte bis Aschermittwoch) noch nicht mal angefangen. Der 47 Jahre alte, weiß blondierte Porzer moderierte eine 80er-Jahre-Kult-Show beim WDR, präsentiert die „Montagsmaler“, macht Mundart-Comedy beim Südwestfunk (als gebürtiger Stuttgarter) und hauchte dem Show-Dino „Verstehen Sie Spaß?“ neues Leben ein.

Am Samstagabend (ARD, 20.15 Uhr) ist einer der aufwendigsten Streiche aller Zeiten zu sehen. Armes Opfer: ein Feuerwehrmann am Niederrhein. Und dann ist der Comedian noch mit seinem Programm „Blondiläum“ auf Tournee. Die letzten beiden Vorstellungen sind nächste Woche in Emmerich und Erkrath zu sehen.

Herr Cantz, ist „Verstehen Sie Spaß?“ nicht etwas verstaubt? Funktioniert das heute noch gegen Konkurrenten wie Joko und Klaas?

Guido Cantz: Wir sind sehr erfolgreich. Und wir sind eines der jüngsten Programme in der ARD. Bei den ganz Jungen haben wir eine Quote von um die 25 Prozent.

Guido Cantz und seine Frau Kerstin beim Vorempfang zur 70. Verleihung des Medienpreises Bambi im Stage Theater. +++ dpa-Bildfunk +++
Guido Cantz und seine Frau Kerstin beim Vorempfang zur 70. Verleihung des Medienpreises Bambi im Stage Theater. +++ dpa-Bildfunk +++ © dpa | Soeren Stache

So viele junge Zuschauer – wie kommt das?

Cantz: Als ich vor acht Jahren die Sendung übernahm, haben wir aufgehört, das Internet als Konkurrenz zu sehen. Bei Youtube haben unsere Streiche schon mehr als 600 Millionen Aufrufe in Deutschland.

Nach der letzten Live-Sendung haben sich in kurzer Zeit zwei Millionen den Streich mit den Ehrlich Brothers im Internet angeguckt. Damit wecken wir bei Jugendlichen Neugierde auf die Sendung.

Den Promis wird ja manchmal hart zugesetzt. Hat eigentlich mal jemand die Ausstrahlung verweigert?

Cantz: In meiner Zeit nicht. Aber zu Zeiten von Kurt Felix hat mal ein reingelegter Schauspieler verboten, dass der Streich im Fernsehen gezeigt wird.

(Anmerkung der Redaktion: Kurt Felix hat mal verraten, dass es sich dabei um Götz George gehandelt hat. Das ist genau 31 Jahre her. George drehte gerade einen „Tatort“ in Duisburg. Da spielte man ihm eine Zeitung zu, die in einer Schlagzeile den streng geheim gehaltenen Mörder der „Schimanski“-Folge verriet. Der schwierige Star tobte, verstand gar keinen Spaß und verbot der ARD hinterher das Senden des gedrehten Streichs.)

Aber sonst sind alle immer sehr froh und erleichtert, wenn sich die blöde, unangenehme Situation als Streich mit der versteckten Kamera entpuppt.

Welches sind denn Ihre Lieblingsstreiche?

Cantz: Manchmal sind die einfachen Ideen die großartigsten. Wir haben mal in einer Sauna gedreht. Und dann ist jemand reingekommen und hat Würstchen auf den Rost gelegt. Die Reaktionen waren schon sehr komisch. Das ist inzwischen ein Klassiker. Wie der Streich mit dem Wasserbett.

Da legen sich die Leute im Möbelhaus zur Probe auf ein vermeintliches Wasserbett und fallen dann wirklich ins Wasser. Den Drei-Minuten-Film zeige ich auch in meinem Bühnenprogramm „Blondiläum“.

Sie stehen jetzt seit 27 Jahren auf der Bühne. Hat sich der Humor verändert?

Cantz: Nein. Über gute Pointen wird gelacht, und andere funktionieren halt nicht. Der Unterschied zu früher ist, dass man heute deftigere Worte benutzen kann. Das durfte man früher nicht.

Und nach dem letzten Tournee-Termin am 14. Dezember in Erkrath geht’s doch bestimmt in den Karneval. Was sind da Ihre Themen?

Cantz: Das ist stets auch ein Blick aufs vergangene Jahr. Fußball wird vorkommen. Und der Rücktritt von Angela Merkel. Sicher auch der Klimawandel und die Hitze im Sommer. Ich arbeite ja noch dran.

Sie sind dafür bekannt, dass Sie auch gerne gegen rechts austeilen und für Toleranz werben. Passt das in den Karneval?

Cantz: Das muss passen. Der Karneval war immer politisch. Da müssen wir Redner die Bühne auch dafür nutzen, um für Menschlichkeit und gegen Ausgrenzung zu werben. Dafür sind die Rheinländer doch berühmt. Jeder Jeck ist anders, aber alle feiern zusammen. So soll das sein.